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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne
Autoren: V.A.
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immer fest entschlossen?«
    »Ja.«
    Sie entsprach in allen Punkten dem Bild, das Presse und Fernsehen im Verlauf ihrer Karriere von ihr entworfen hatten. Ihre Figur war atemberaubend, das Gesicht klassisch schön, ihre Intelligenz unbestreitbar. Mandy Morain hatte Hollywood bezaubert und beherrscht, bis sie vor einem Jahr plötzlich festgestellt hatte: »Ich brauche Ruhe und Abgeschiedenheit, um den Mann zu finden, den ich liebe.«
    Sie hatte innerhalb weniger Tage viertausend Angebote erhalten.
    Sie hätte ohne Schwierigkeit zahlreiche Liebhaber finden können, die attraktiver als Jessie Poul gewesen wären. Und diese Liebhaber hätten sich vielleicht mehr um sie bemüht, ohne wie ich an Erinnerungen und Alpträumen zu leiden.
    Wir hatten uns bei den Dreharbeiten zu Languish Queen kennengelernt. Die Filmgesellschaft hatte mich angestellt, damit ich eine Höhle überwachte, die jeden Augenblick einstürzen konnte. Ich mußte drei Minuten vor dem Einsturz eine Warnung durchgeben, damit MM und die übrigen Stars in Sicherheit gebracht werden konnten. Wir waren uns sofort sympathisch gewesen und galten seitdem als unzertrennlich.
    Sie beugte sich vor, um mich zu küssen. Ich mußte mich beherrschen, um nicht nachzugeben. »Nein«, sagte ich.
    »Nein?«
    »Morgen beginnt die Ausbildung.«
    Sie beobachtete das Spiel der Flammen im offenen Kamin.
    »Morgen ist nicht heute«, stellte sie leise fest.
    Die Flammen waren orange und rot und gelb und manchmal sogar grün.
    »Wir stehen schon heute auf der Schwelle zu morgen.« Ich weiß nicht mehr, ob ich das Haus langsam verließ oder ob ich hinausrannte, aber als ich mein Appartement erreichte, ließ ich das Videophon summen, weil ich wußte, daß sie mich anzurufen versuchte. Ich betrank mich absichtlich, um einschlafen zu können. Ich träumte wirres Zeug, und ein Gesicht ohne Augen fragte mich: Warum willst du zur Sonne fliegen? Warum zur Sonne, zur Sonne?
     
    Die folgenden Wochen hielten, was Krison versprochen hatte – wir mußten alle bis zur völligen Erschöpfung arbeiten. Wir übten Notfälle und übten sie immer wieder. Wir testeten das Schiff. Ich machte mich mit ihm vertraut, lernte alle wissenswerten Einzelheiten auswendig, merkte mir die Position aller Instrumente und studierte die Funktion der Abschirmungen. Bisher hatte es noch nie ein so vollständig abgeschirmtes Raumschiff gegeben. Eis konnte wesentlich mehr Strahlung vertragen, als wir ihm je mit gutem Gewissen zumuten würden. Andere Schiffe waren in harmlosere Strahlenstürme geraten, als wir zu erforschen hatten – und waren ihren Besatzungen zu tödlichen Fallen geworden. Wäre es finanziell möglich gewesen, sämtliche Raumschiffe mit unserer Abschirmung zu versehen, hätten wir auf diese Expedition verzichten können. Aber die Kosten dafür wären geradezu astronomisch gewesen, um in diesem Fall den passenden Ausdruck zu gebrauchen. In dieser Situation gab es nur eine Alternative: Wir mußten den Ursprung der Sonnenwinde erforschen, um vielleicht eines Tages Strahlenstürme voraussagen und Schiffe umleiten zu können. Unser Schiff würde Geschichte machen. Es war ein gutes Schiff.
    »Es gibt gute Schiffe und gute Frauen«, behauptete Malherbe, der Kapitän.
    »Ich kenne nur einen Fall«, sagte ich.
    »Was? Ich bin in den letzten zwanzig Jahren bestimmt mit einem halben Dutzend guter Schiffe geflogen.«
    »Ich meine Frauen«, erklärte ich ihm. Ich stand auf und ging ans Fenster, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Es war nicht leicht, sich einfach vorzustellen, wie es sein müßte, zu dieser großen Laterne am Himmel zu Siegen – zu dem gasförmigen, nebelhaften, fast lebendigen Etwas dort oben. Aber schon in wenigen Wochen ... Unendlich viele Farbtöne; rote, gelbe und blaue Streifen; ein Kaleidoskop ständig wechselnder Eindrücke, das fast wie eine sich drehende Spirale hypnotisierte, das sich drehte und drehte und ...
    Es passierte am nächsten Morgen um halb elf. Malherbe, der Erste Offizier Blanksman und unser Schiffsarzt Amishi mußten sich mit einigen Notlagen herumschlagen, die unsere Techniker sich ausgedacht hatten – allerdings wären die meisten sogar an Bord einer fliegenden Untertasse unmöglich gewesen. In einem Teil des maßstabsgerechten Modells, an dem wir ausgebildet wurden, war Feuer ausgebrochen, und die drei Männer sollten es löschen, bevor der Schaden allzu groß wurde. Selbstverständlich war diese angenommene Katastrophe sinnlos, denn das Modell bestand aus Holz und
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