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Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)

Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)

Titel: Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)
Autoren: A. R. Rodin
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Endlich war es so weit. Wochenlang hatte Steve diesem Moment entgegengefiebert. Seit nunmehr acht Tagen hatte er es sich auf einem unbequemen Stuhl und in eine dicke Wolldecke gehüllt vor dem White-Pidgeon Laden gemütlich gemacht. Er wollte der erste sein, nein, er musste der erste sein. Noch vor ein paar Wochen hatte er nicht die geringste Vorstellung davon, wie sehr er sich dieses Objekt seiner Begierde herbeisehnte. Wie dringend er es brauchte. Erst am Tag der Präsentation, als der CEO von White-Pidgeon den Mindbird vorstellte, wusste er, dass er dieses Gerät so schnell wie möglich in seinen Besitz bringen musste. Die Möglichkeiten, die diese nicht ganz günstige Anschaffung ihm zur Verfügung stellen würde, waren schier grenzenlos. Immer wieder hatte sich Steve seine Aufzeichnungen der Präsentation des Mindbirds angesehen und jedes Mal war er aufs Neue über die technische Leistung erstaunt. In Gedanken stellte er sich gerne vor, wie es sein würde den Mindbird zu besitzen und seine unzähligen Vorteile zu nutzen.
    »Ein Gerät, das Ihnen helfen wird«, erinnerte er sich an die Worte des CEO´s während dieser begeistert und voller Tatendrang eine karge Bühne entlang geschritten war. »Es wird Ihnen ihr Leben erleichtern. Dinge ausführen, an die Sie nur gedacht haben. Es wird Sie schlauer machen, schneller, erfolgreicher. Einfach: Besser. Und all das nur mit der Kraft Ihrer eigenen Gedanken.«
    Und jeden Moment war es so weit. Steve würde schlauer und besser werden und das nur mit Hilfe eines Gerätes, kaum größer als eine gewöhnliche Sonnenbrille.
    Hinter der gläsernen Tür des White-Pidgeon Ladens warteten bereits die vielen Angestellten in ihren weißen Poloshirts, um den ersten Ansturm auf ihr Geschäft zu bewältigen. Immer wieder wanderte ihr Blick auf die Uhr. Es waren nur noch Sekunden. Steve konnte es kaum glauben, gleich würde er als erster in den Laden stürmen und auch als erster einen brandneuen Mindbird erstehen. Um ein besserer Mensch zu werden, hätte er auch gerne mehr bezahlt, als die verlangten eintausendfünfhundert Dollar. Er hätte einfach alles bezahlt.
    Einer der Angestellten im Inneren des Ladens nickte seinen Kollegen zu und ging auf die gläserne Tür zu. Steve machte vorsichtshalber zwei Schritte nach vorne, um jedem Drängler hinter ihm die Möglichkeit des Vorbeikommens zu nehmen. Er war der erste in der Schlange, die beinahe einmal um den gesamten Block reichte, und jeder sollte das auch wissen. Seine Decke und den billigen Klappstuhl ließ er einfach liegen. Solch einfache Dinge waren nicht mehr von Interesse.
    Die Tür schob sich langsam auf und die warme Luft aus dem Inneren drang hinaus und wehte direkt in Steve´s abgekühltes Gesicht. Er nahm einen tiefen Atemzug und genoss den Geruch der frisch ausgepackten Ware aus dem hinteren Teil des Ladens.
    »Willkommen bei White-Pidgeon«, sagte der Angestellte überaus freundlich und bat Steve hinein. Dieser ließ es sich nicht zwei Mal sagen und lief direkt auf die Ausgabetresen zu. Auf dem Weg dorthin standen die in weiß gekleideten, gut aussehenden White-Pidgeon Mitarbeiter und applaudierten ihm, als hätte er etwas Großartiges vollbracht. Und seiner Meinung nach hatte er das auch. Acht Tage lang vor einem Geschäft zu kampieren und dabei Regen und Kälte zu trotzen, war eines Applauses durchaus würdig.
    »Guten Tag. Ihr Name?«, fragte die nette Blondine hinter dem langen, auf Hochglanz polierten Tresen.
    »Steve Carter.«
    »Vielen Dank«, sagte sie freundlich und tippte den Namen in einen Computer ein. »Steve Carter, da sind Sie ja.«
    Ein Gefühl der Erleichterung breitete sich in Steves Magen aus. Die letzte Hürde war genommen.
    »Hier ist ihr Mindbird mit Vollausstattung. Wie von Ihnen bestellt«, sagte die Blondine mit einem breiten Grinsen und legte ein elegantes, schuhkartongroßes, weiß glänzendes Paket vor Steve auf den Tresen. »Das macht dann eintausendfünfhundert Dollar.«
    Steve reichte ihr ohne zu zögern seine Bankkarte und das Geld wurde abgebucht.
    »Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch!«, sagte die Blondine und verlor zu keiner Zeit ihr künstlich erzeugtes Lächeln. Endlich durfte Steve seinen Mindbird in den Händen halten. Vollgepumpt mit Glücksgefühlen und einer noch nie dagewesenen Zufriedenheit stemmte er das Gerät wie ein neugeborenes Baby in die Lüfte und erntete erneut tobenden Applaus von den Mitarbeitern und den Kunden, die alle auf ihren Moment des Glückes
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