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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne
Autoren: V.A.
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Gips und brannte deshalb wesentlich rascher als die Speziallegierung des echten Raumschiffs. Ich blieb einen Augenblick in der Nähe stehen, um mir die Sache anzusehen.
    Aber das Schicksal hatte Überraschung für uns alle parat. Die Hitze, mit der die Techniker offenbar nicht gerechnet hatten als sie den Brand legten, entzündete einen Kistenstapel an der Rückwand der Halle. Plötzlich kam es zu einer dumpfen Explosion, und die Kisten stürzten über dem Holzmodell zusammen. Die drei Männer waren begraben.
    Ich soll laut aufgeschrien haben. Ich kann mich selbst nur daran erinnern, daß ich nach vorn stürzte, die Kisten wütend attackierte und sie mit ungeahnter Kraft hochstemmte und zur Seite wuchtete. Ich zog Amishi aus den Trümmern. Er war bewußtlos, hatte jedoch keine Brandwunden. Ich erinnere mich noch daran, daß auch Malherbe und Blanksman gerettet wurden. Alle drei befanden sich in Sicherheit, und die Löschmannschaften brachten das Feuer unter Kontrolle.
    Ich weiß nicht mehr, warum ich mich nochmals in die Flammen stürzen wollte. Aber die anderen mußten mich schließlich mit Gewalt wegzerren. Wimmernd, wie Malherbe mir später sagte. Wimmernd.
    Der Zeitplan wurde geändert; unser Start sollte zehn Tage später als ursprünglich vorgesehen stattfinden. Wir wurden alle gründlich mit einer Psychosonde untersucht. Die leitenden Männer unseres Projekts wollten sich davon überzeugen, daß in keinem von uns ein Trauma zurückgeblieben war, das uns daran hindern könnte, unseren Auftrag am Ziel zu erfüllen. Aber die Untersuchung umfaßte nur den Zeitraum bis zu diesem Brand.
    Am Tag nach dem Unglück traf ich Amishi in der Kantine. Er saß mit Alexander zusammen, der unterwegs die Robomechaniker kontrollieren würde, die unter seiner Anleitung alle etwa erforderlichen Reparaturen vornehmen konnten. Amishi sah zu mir auf. »Ich muß dir noch für gestern danken«, sagte er verlegen. Seine gelbe Haut wurde etwas rot.
    »Bitte, nichts zu danken«, wehrte ich ab. »Das gehört zu meinem Job.«
    »Welchen Eindruck hast du bisher von unserem Schiff?« wollte Alexander wissen.
    »Alles in bester Ordnung«, versicherte ich ihm. »Wahrscheinlich sind deine Robomechaniker nur unnützer Ballast.«
    Er zuckte zusammen, und ich freute mich darüber. Ich konnte Gingos Alexander nicht ausstehen.
    »Wie schön, daß Sie so optimistisch sind«, sagte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah dort Bruce Krison stehen. Er grinste.
    »Sie grinsen wie ein Idiot«, erklärte ich ihm.
    »Danke«, antwortete er ungerührt. »So freundliche Worte habe ich schon lange nicht mehr von Ihnen gehört.« Er warf mir einen prüfenden Blick zu. »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, antwortete ich kurz.
    »Was halten Sie von der Sache mit dem Brand?«
    Seine direkte Frage brachte mich etwas aus dem Gleichgewicht. »Eine knappe Sache«, gab ich widerwillig zu.
    »Sehr knapp. Und überflüssig.«
    »Ich dachte, die beiden anderen seien noch in Gefahr.«
    Er starrte mich an, und ich erwiderte seinen Blick; ich hatte Angst davor, aber ich wußte, daß es noch gefährlicher war, ihn nicht zu erwidern. Schließlich seufzte er. »Schön, Sie werden am Telefon verlangt.«
    »Wer will mich sprechen?«
    Er kniff ein Auge zu. »Eine Miß Morain.«
    »Richten Sie ihr aus, daß ich während der Ausbildung keine Gespräche annehmen darf«, antwortete ich und wollte gehen. Aber dann kam Malherbe herein und hielt mich mit einer Frage auf.
    Sie rief am Starttag zum siebentenmal an. Aber ich konzentrierte mich jetzt auf die bevorstehende Aufgabe und sah nur noch die Sonne wie ein großes Auge vor mir.
     
    Ich starb im Bruchteil einer Millisekunde.
    Ich sah mich um und stellte fest, daß mein Körper in seinem Sessel festgeschnallt war. Er steckte voller Nadeln, von denen aus Leitungen zu Tropfflaschen mit Taubenzuckerlösung führten; die Flaschen hingen an einem Gestell über meinem Körper und glichen durchsichtigen Früchten an einem Baum aus Metall. Ich hatte dunkle Ringe unter den Augen. Ich glich einem Toten – grau und verfallen. Und ich hatte auch diesmal wieder den Eindruck gehabt, daß der Tod mich frei machte, als ich meinen Körper verließ.
    Amishi saß hinter meinem Körper und war für das Funktionieren meines verlangsamten Metabolismus verantwortlich – er kontrollierte mein Leben. Die Linien auf seinen Oszillographen pulsierten grün und gelb. Im Schatten hinter ihm stand der Kapitän und versuchte den Eindruck zu erwecken, sein Job
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