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Dämon aus dem All

Dämon aus dem All

Titel: Dämon aus dem All
Autoren: Leigh Brackett
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1.
     
    Kell à Marg, die Tochter Skaiths, saß tief im Inneren der leuchtenden Berge, die man Hexenfeuer nannte, in dem großen Saal auf ihrem Thron, und ihr schlanker, mit weißem Pelz überzogener Körper hob sich hell vom dunklen Steinsitz ab.
    Unten am Fuß der Stufen schwitzte Yetko, der Harseni, in seinen schweren Gewändern und wagte es nicht, zu ihr aufzublicken. Das erdrückende Gewicht des Gebirges über ihm und das seltsame Labyrinth des Hauses der Mutter, dessen Mittelpunkt und Herz diese leuchtend weiße Kammer war, überwältigten ihn. Die bloße Anwesenheit war überwältigend genug. Yetko und sein Volk hatten seit Generationen mit diesen Kindern der Mutter Skaith Handel getrieben, aber die Geschäfte waren immer außerhalb des geheiligten Hauses abgewickelt worden, und nie von so Hochgestellten, wie sie sich hier versammelt hatten, die Mütter der Clans und die Ratgeber, die Orakelpriester und die Tochter Skaiths selbst, alle mit glänzenden Gürteln und juwelenbesetzten Rangabzeichen versehen. Kein anderer Harseni hatte je dort gestanden, wo er jetzt stand. Er fürchtete sich. Es war eine Zeit der Furcht und der furchtbaren Ereignisse, eine Zeit des Zusammenbruchs und Aufruhrs. Er hatte das Unvorstellbare mit eigenen Augen gesehen. Daß er hierher gebracht worden war, hatte sicher etwas mit dem Wahnsinn zu tun, der über die Welt gekommen war.
    Kell à Marg sprach. Ihre Stimme war Musik, klang wie Glocken, war aber trotzdem die Stimme der Macht.
    »Du bist der Dorfvorsteher?«
    Beide wußten, daß sie von dem festen Lager am anderen Ende der Ebene des Herzens der Welt sprach. Die Harseni waren Nomaden, die ihre Behausungen auf ihren Wanderungen mit sich führten. Yetko sagte: »Der bin ich.«
    Er fühlte sich unwohl unter diesen Geschöpfen. Ihre Ahnen waren Menschen wie er gewesen, und ihre Körper waren mit Hilfe eines inzwischen unbekannten Zaubers der Alten verändert worden, damit sie in diesen herrlichen, aber von der Sonne nie berührten Katakomben leben und glücklich sein konnten, im schützenden Schoß der Göttin, die sie verehrten. Der feine weiße Pelz, der sie bedeckte, verwirrte ihn. Ebenso ihr Geruch, der ein wenig stechend war. Ihre Gesichter entsprachen nicht mehr ganz der menschlichen Norm, wie sie Yetko gewohnt war. Die Nasen waren zu stumpf, die Kiefer standen zu weit vor, und die Augen waren zu groß und leuchteten im Licht der Lampen.
    »Wir haben von unseren hohen nördlichen Söllern aus Flammen und Rauch gesehen«, sagte Kell à Marg, »und zwar auf der anderen Seite der Ebene, hinter den Nebeln. Berichte uns, was geschehen ist.«
    »Einer ist gekommen«, sagte Yetko, »und hat die Schutzherren gestürzt. Sie sind vor ihm über die Pässe der Rauhen Berge geflohen, die Straße nach Yurunna. Und er hat ihre Zitadelle niedergebrannt, die schon vor der Wanderung dort stand. Nur die leeren Mauern stehen noch.«
    Ein Seufzen erhob sich im Saal, ein Laut des Staunens, des Entsetzens.
    Kell à Marg sagte: »Hast du diese Person gesehen?«
    »Ich sah ihn. Er war sehr dunkel und groß, und seine Augen waren wie das Eis, das sich über klarem Wasser bildet?«
    Wieder das Seufzen, diesmal mit dem Unterton bösartigen Hasses.
    »Es war Stark!«
    Yetko warf einen verstohlenen Blick auf die Tochter Skaiths.
    »Ihr kennt ihn?«
    »Er war als Gefangener des Stabträgers Gelmar hier. Er hat den Tod in das Haus der Mutter gebracht und zwei unserer jungen Männer getötet, als er durch das Nordtor entkam.«
    »Er wird wieder den Tod bringen«, sagte einer der Wahrsager. »Das Auge der Mutter hat es gesehen.« Er trat vor und schrie Yetko an: »Wie kommt es, daß die Nordhunde ihn nicht getötet haben? Sie haben die Zitadelle immer vor Eindringlingen geschützt. Wieso haben sie ihn am Leben gelassen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Yetko. »Die Schutzherren haben uns gesagt, daß er irgendwie den großen Leithund Flay getötet und die Führung des Rudels übernommen hat. Sie sagten, er sei mehr Tier als Mensch. Die Hunde zogen mit ihm zur Zitadelle und töteten dort eine Reihe Diener.« Ein heftiges Zittern überfiel ihn, als er daran dachte. »Gewiß, als er in unser Lager kam, um uns Reittiere wegzunehmen, folgten die Nordhunde ihm wie junge Hunde.«
    »Er stammt nicht von Skaith«, sagte Kell à Marg. »Er kommt von einer anderen Welt. Er ist nicht wie wir.«
    Yetko zitterte wieder, zum Teil wegen ihrer Worte, zum Teil wegen des Tones, in dem sie gesprochen wurden.
    »Er ist den
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