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Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Titel: Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Autoren: Alicia Clifford
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1
    Wenn es das bedingungslose Verstehen
zwischen zwei Menschen geben kann, jeder mit
eigener Vergangenheit und aus fernen Welten,
muss dann nicht jedes Wunder
möglich sein?
    EINER UNDATIE RTEN EINKAUFSLISTE HINZUGEFÜGT
(KNOCHEN VOM METZGER, KAFFEE, THUNFISCH,
STREICHHÖLZER)
    Am Tag nach dem Todesfall wurde plötzlich ein großes, exotisches Insekt im Wohnzimmer von Parr’s, dem Haus der Familie Bayley, gesichtet, in dem sich Familienmitglieder zur Besprechung der Begräbnismodalitäten versammelt hatten.
    »Vielleicht ist es dir entgangen, Mummy, aber ein riesiger Käfer hat sich auf deinem Bild niedergelassen.« Robert klang gereizt. Er war erschöpft und nervös. Vor ihm lag eine Checkliste, denn er pflegte Herausforderungen zu begegnen, indem er diese auf abzuarbeitende Punkte einer Agenda reduzierte. Weiter als bis zur Rubrik »Gesangbuchlieder« war er allerdings nicht gekommen. Trauerarbeit trat vorübergehend in den Hintergrund.
    Seine siebenjährige Nichte, Bud, verbesserte ihn: »Ist kein Käfer. Ist ’ne Motte.« Sie hatte bisher die leblosen Hände der Großmutter gestreichelt und bittend in deren blicklose Augen gestarrt. Jetzt allerdings schien sie aufzugeben, stand auf und lief zu dem Bild, auf das Robert gezeigt hatte.
    »Lass es«, mahnte Sarah behutsam mit gedämpfter Stimme, als ihre Tochter auf einen Stuhl kletterte. Sie hatte zuvor die anderen immer wieder daran erinnert, der Eindruck, dass Bud nicht traumatisiert wirke, müsse nichts bedeuten. Immerhin war sie allein bei den Großeltern gewesen, als der Großvater beim Abendessen einen tödlichen Herzanfall erlitten hatte. Das Kind hatte die Eltern schon angerufen, während der im Haus wohnende Pfleger die Situation noch gar nicht ganz erfasst hatte. »Großvater hat uns verlassen«, hatte sie mit erstaunlich gefasster Stimme verkündet. (Das war eindeutig der Jargon des Pflegers, denn niemand in Buds Familie benutzte diese Diktion bei einem Todesfall.) Und jetzt, als sei alles nicht schon schlimm genug, musste sie erleben, welche verheerende Auswirkung das Geschehene auf ihre geliebte Großmutter hatte.
    Trotz aller Bemühungen, normal mit dem Tod des Großvaters umzugehen, war die Familie am Boden zerstört. Jahrelang hatten sie den kostspieligen Einsatz von Krankenschwestern und Pflegern zähneknirschend und mit Missfallen verfolgt. Jetzt dagegen hätten sie jede Summe bezahlt, alles getan, um ihre Mutter Celia wieder in den Normalzustand zu versetzen. Warum nur konnte sie diesen Tod nicht wie die anderen auch als Gnade empfinden? Sie war erst fünfundsechzig Jahre alt – viele Jahre jünger als der Vater –, schien jedoch plötzlich auch für sich den Tod herbeizuwünschen. Sie verweigerte die Nahrung, sprach nicht. Die Ehe allerdings war bekanntermaßen sehr glücklich gewesen, und die lange Krankheit des Großvaters hatte die beiden noch enger zusammengeschweißt.
    Dann schockierte Bud sie alle, indem sie schrill und aufgeregt verkündete: »Das ist er ! Die Motte ist er !«
    » Also, ich bitte dich!« Margaret schloss die Augen. Es gab ein stillschweigendes Übereinkommen zwischen den Geschwistern, keinerlei Kritik an den Kindern der anderen zu üben. Aber das war zu viel. Bud hatte sich unter den schockierenden Umständen zwar löblich verhalten, hätte jedoch nie an der Besprechung über das Begräbnis teilnehmen dürfen.
    Trotz Sarahs sprichwörtlicher Nachsicht schien es auch ihr die Sprache verschlagen zu haben. Bevor noch jemand das Kind daran hindern konnte, machte es alles noch schlimmer. Bud tat plötzlich geheimnisvoll: »Er ist zurückgekommen, weil er sich Sorgen um dich macht, Gran!« Und dann stieß sie unvermittelt einen Schrei aus. »Seht doch! Er bewegt die Flügel! Er hat mich gehört! Er findet, dass ich recht habe!«
    Celia hatte bisher nur apathisch und teilnahmslos ins Leere gestarrt, war ihren Kindern wie das Zerrbild der Tagträumerin erschienen, die sie seit ihrer Kindheit kannten. »Sie ist wieder mal in ihrem Märchenland«, hatte der Vater dann stets neckend gesagt. Aber plötzlich, zur großen Erleichterung ihrer Kinder, fand sie zu ihrem alten Ich zurück und sagte liebevoll und enthusiastisch: »Was für eine wunderbare Idee, mein Liebling!«
    Margaret, die sich in Naturkunde auskannte, sagte kurz angebunden: »Sieht mir wie ein ›Mittlerer Weinschwärmer‹ aus. Aber das kann eigentlich nicht sein. Nicht im Januar.«
    »Es ist Großvater!« Bud verschränkte die Arme vor der Brust und starrte sie
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