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Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element
Autoren: V.A.
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hinaus. Wir stützten ihn bei den wenigen zittrigen Schritten, die er machte. Er stolperte über die Kiste, die eine Hand tastete über den Boden. Sie klaubte eine Handvoll des rauhen Kiesels auf und ließ ihn auf die Kiste rieseln.
    »Sohn«, sagte er mit erstaunlich kräftiger Stimme. »Sohn, aus Asche bist du geschaffen und zu Asche sollst du werden. Schau herunter, wo immer da oben du bist, und sieh, wo sich dein Körper befindet. Wir sind nahe genug, so daß du uns sicher sehen kannst.« Er kniete sich nieder, sein Gesicht schmiegte sich an das rohe Holz. »Ich habe dir doch gesagt, daß ich es für dich tun würde, Sohn.«
    Wir streckten ihn aus und bedeckten ihn mit Mutters dickem Tuch, das wir fest um ihn zogen – für die lange, lange Nacht. Und ich kenne auf dem Mond wenigstens vier Stellen, an denen in einem historischen Augenblick Wasser geflossen ist – vier salzige, nasse Tropfen, meine eigenen Tränen. Dann sprachen wir die Abschiedsgebete und kehrten zum Schiff zurück.
    Wir machten uns auf die Suche nach den Fremdkörpern, die Toms Sohn so geärgert hatten. Ich spürte sie auf, Meilen von uns entfernt, viel weiter, als ich es auf der Erde mit ihren vielen Störungen hätte finden können. Remy wollte sie am liebsten zurück in den Raum heben, aber Vater erlaubte es nicht. »Das würde nichts ändern«, sagte er. »Es ist zuerst hierhergekommen. Laß es hier!«
    »Also gut«, antwortete Remy. »Aber dies hier soll daraufstehen.« Er zog eine Flagge aus der Tasche und faltete sie auseinander. Sorgfältig breitete er sie so weit wie möglich über das Metall und legte auf jede Ecke einen Stein. »Damit der Wind sie nicht wegwehen kann«, sagte er grinsend und trat ein Stück zurück, um sein Werk noch einmal zu betrachten. »Das nimmt das Schlimmste weg!«
    Und dann flogen wir wieder ab. Wir schlugen einen Bogen um die hintere Seite des Mondes, nur um festzustellen, wie sie aussah, und wir waren schon wieder ein gutes Stück auf dem Heimweg, als mir klar wurde, daß ich nicht einmal einen einzigen Kiesel als Souvenir mitgenommen hatte.
    »Mach dir nichts draus«, sagte Mutter und lächelte bei dem Gedanken an meine früheren Ausflüge und an die Steinsammlungen, die ich stets mitgeschleppt hatte. »Du weißt doch, zu Hause sehen sie nicht mehr so hübsch aus wie in der freien Natur.«
    Jetzt sind wir wieder zurück. Das Schiff ist gut im Schacht versteckt. Das Feuer von Remys Begeisterung hat sich auf Pläne und Diagramme und alle die Dinge, die zu seiner Gabe gehören, konzentriert, anscheinend eine neue Gabe unseres Volkes, die sich bei ihm zum erstenmal zeigt. Er beschäftigt sich so sehr mit den Zeichen und Symbolen und schematischen Darstellungen, daß er am liebsten mit ihnen sprechen würde, wenn er könnte. Was mich persönlich angeht, so finde ich, daß er doch wohl ein bißchen zu weit gegangen ist, als er von mir einen Schaltplan zeichnete und es ein Portrait nannte. Aber so ist es nun einmal – immer schießt er übers Ziel hinaus. Mutter und Vater lachten über das schreckliche Ergebnis, aber Remy meinte, wenn er noch ein paar Farben hinein brächte, könnte er eine neue Kunstform gefunden haben. Wie sich die Dinge doch ändern!
    Aber was sich niemals ändern wird, das ist das Wunder, das unbeschreibliche Wunder, das es für mich bedeutete, die Erde in Raum liegen zu sehen wie in Gottes Hand. Jedesmal, wenn ich darauf zurückkomme, gehen mir die Worte des Psalms durch den Sinn – die Worte, die mich damals, auf dem Wege zum Mond, erfüllten.
     
    Wenn ich deine Himmel betrachte, die Arbeit deiner
    Hände, den Mond und die Sterne, die du bestimmt hast,
    Was ist der Mensch, daß du dich um ihn sorgst ...
     
     
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