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Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
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hierher reicht seine Macht nicht.«
    »Hierher?« Kim sah sich verwirrt und erschrocken um. Ganz zweifellos war er in einer Burg, aber sie war so vollkommen anders, als er es sich vorgestellt hatte. Alles hier war düster und abweisend und Furcht einflößend. Ganz besonders eingroßer Spiegel, der bizarr verschnörkelt und (natürlich schwarz) gerahmt war, erweckte Kims Aufmerksamkeit. Er hätte nicht sagen können, was es war, doch allein den Spiegel anzusehen, jagte Kim erneut eisige Schauer über den Rücken. Er schien alle Dinge auf unheimliche Art verzerrt und geradezu ins Gegenteil verkehrt widerzuspiegeln.
    »Die Feste Morgon, das Herz des dunklen Landes. Meine Burg.« Boraas machte eine ausladende Geste mit der freien Hand und wandte sich damit zugleich an den schwarzen Ritter. »Das wäre alles. Du kannst gehen.«
    Der gepanzerte Riese neigte demütig das Haupt und entfernte sich rückwärtsgehend, und Kim wartete, bis seine eisernen Schritte auf dem harten Boden nicht mehr zu hören waren. Dann schüttelte er den Kopf und sagte leise und mit einer Entschlossenheit, die er ganz und gar nicht verspürte: »Das ist unmöglich.«
    »Weil mein Bruder dir gesagt hat, dass jeder seinen eigenen Weg nach Märchenmond finden muss.« Sein Trotz schien den weißhaarigen Magier eher zu amüsieren. »Nun, dann scheinst du wohl irgendwo falsch abgebogen zu sein. Aber vielleicht wolltest du ja auch hierher kommen.« Er beugte sich leicht vor, und die Düsternis des Throns floss wie ein Mantel aus Nebel um seine Schultern. »Hattest du vielleicht Sehnsucht nach deiner Schwester?«
    »Rebekka?« Kim machte einen zornigen Schritt auf ihn zu und blieb erschrocken wieder stehen, als die Dunkelheit wie ein Nest gieriger Schlangen nach ihm züngelte.
    »Wo ist sie?«
    »In sicherer Verwahrung«, antwortete Boraas.
    »Ich will zu ihr!«, verlangte Kim. »Sofort!«
    »Nicht so stürmisch, mein junger Freund«, sagte Boraas. Er wirkte amüsiert.
    »Lass sie frei!«, forderte Kim. »Auf der Stelle!«
    »Aber warum sollte ich das tun?«, erkundigte sich Boraas. »Wo sie doch gerade erst hier angekommen ist!«
    »Weil ich es sage«, antwortete Kim. »Sie hat dir nichts getan! Und … und außerdem ist das hier noch immer mein Traum! Also lass sie auf der Stelle frei!«
    Eine Sekunde lang sah ihn Boraas einfach nur perplex an, aber dann warf er den Kopf in den Nacken und begann, schallend zu lachen – sicher eine Minute lang, bevor er sich wieder beruhigte. »Oh mein junger Freund, du musst noch eine Menge lernen«, sagte er. »Aber du gefällst mir. Ich beginne zu verstehen, warum mein Bruder dich ausgewählt hat.«
    »Ausgewählt?«, wiederholte Kim verwirrt.
    Statt zu antworten, beugte sich Boraas nur weiter vor und deutete mit seinem Stab auf den riesigen schwarzen Spiegel hinter ihm. Mit einem unguten Gefühl drehte Kim sich herum, und sein Herz begann, noch ein wenig schneller zu schlagen. Der Spiegel war noch immer schwarz. Ihn auch nur anzusehen, bereitete Kim Unbehagen, denn er zeigte die Dinge auf dieselbe schreckliche Art verdreht und verzerrt wie beim ersten Mal. Doch dann machte Boraas eine weitere Bewegung mit seinem Stab, und Wellen liefen über die Oberfläche des schwarzen Spiegels wie über einen schlammigenTümpel, in den ein Stein geworfen worden war.
    Als die Wellen verschwanden, erschien ein Bild von Rebekka, die schlafend in einem riesigen schwarzen Bett lag, das sich in einem ebenso fenster- wie türlosen Raum befand. Sie sah unendlich verloren aus.
    »Warum … tust du das?«, flüsterte Kim. Seine Stimme drohte zu versagen.
    »Weil ich es kann«, antwortete Boraas.
    Eine einzige Sekunde lang überlegte Kim ernsthaft, einfach herumzufahren und sich auf den finsteren Zauberer zu stürzen, aber er begriff zugleich, wie sinnlos das wäre. Boraas hätte seine Wache nicht weggeschickt, wenn es irgendetwas gäbe, was Kim ihm antun konnte. Seine Augen begannen zu brennen. »Bitte lass sie frei«, flehte er.
    » Bitte .« Boraas machte ein fast erstauntes Gesicht. »Ein interessantes Wort, gerade aus deinem Mund. Was gibst du mir, wenn ich sie freilasse?«
    »Was verlangst du denn?« Kim sah das Spiegelbild seiner schlafenden Schwester an und hatte ein Gefühl von Hilflosigkeit, das beinahe schon wehtat.
    »Ja, was will ich?«, sinnierte Boraas. »Ewiges Leben, großen Reichtum. Unbegrenzte Macht … aber warte, das alles habe ich ja schon. Lass mich überlegen. Du willst deine Schwester retten? Vielleicht gibt es ja
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