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Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
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wurde nachsichtig und er fuhr etwas leiser und sehr ernst fort.
    »Auch ich habe einst zu lange in diesen Spiegel geschaut. Boraas war nicht einfach nur mein Bruder, Kim. Er war mein dunkles Spiegelbild. Meine andere Seite. Alles Böse und Niederträchtige fand in ihm Gestalt.«
    »Du meinst … er war ein Teil von dir?«, fragte Kim ungläubig.
    »So, wie der schwarze Ritter ein Teil von dir war«, antwortete Themistokles ernst. »Gut und Böse leben in jedem von uns. Niemand ist vollkommen gut und keiner ist einfach nur schlecht. Beides ist ein Teil von uns, und was den Unterschied macht, ist einzig und allein, für welche Seite du dich entscheidest. Es war die Macht dieses Spiegels, beide Seiten voneinander zu trennen, und beiden eine Gestalt zu verleihen.«
    »Deshalb konntest du nicht gegen Boraas kämpfen«, schloss Kim.
    »Ich hätte allein dadurch verloren, dassich es versucht hätte«, sagte Themistokles. »So wie du, hättest du gewartet, bis deine dunkle Seite Gestalt annimmt.«
    »Aber ich habe doch gar nicht gegen ihn gekämpft«, sagte Kim verwirrt.
    »Und genau dadurch hast du ihn besiegt«, antwortete Themistokles. »Und indem du den schwarzen Spiegel zerstört hast, hast du alles zerstört, was er jemals erschaffen hat. Boraas und das Schattenreich und all seine Schrecken und die Schlechtigkeit dazu.«
    »Mein Tümpel ist jetzt kein Tümpel mehr«, sagte Ado. »Und die Wälder sind wieder grün und die Tage hell.«
    »Und von den Zinnen Caivallons aus überblicken die Steppenreiter wieder ein friedliches Land«, sagte Priwinn.
    »In meiner Höhle kann ich wieder ungestört ein Nickerchen halten«, fügte Kelhim hinzu und gähnte ausgiebig, und – natürlich – sagte Gorg (der jetzt übrigens keinen Baum mehr über der Schulter trug) mit einer Grimasse:
    »Und mit seinem Geschnarche kann er wieder halb Märchenmond in den Wahnsinn treiben.«
    »Wir alle stehen tief in deiner Schuld,Kim«, sagte Themistokles. »Du hast uns gerettet. Uns alle. Du hast gesiegt.«
    »Nein«, sagte Kim bitter. »Hab ich nicht. Ich bin hierhergekommen, um meine Schwester zu retten, und …«
    »Und damit hast du dir ziemlich viel Zeit gelassen, finde ich«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    Kim fuhr herum und meinte selbst spüren zu können, wie ihm vor Unglauben schier die Augen aus den Höhlen quollen.
    »Re… Re… Re…«, krächzte er.
    »Mit bekka geht es weiter«, sagte seine Schwester, während sie die große gläserne Tür hinter sich schloss und feixend auf ihn zukam. »Aber für den Anfang war das gar nicht einmal schlecht.«
    Sie trug ein langes Kleid aus weißer Seide und ihr Haar glänzte. Sie sah überhaupt nicht mehr so krank und siech aus, wie er sie in der Klinik gesehen hatte, sondern wie das blühende Leben selbst.
    »Ach übrigens, da ist jemand, der mit dir sprechen möchte«, sagte Kelhim mit einiger Verspätung. Gorg verpasste ihm eine weitere Kopfnuss.
    »Aber … aber wie ist denn das möglich?«, flüsterte Kim stockend.
    »Das Schattenreich existiert nicht mehr«, sagte Themistokles. »Mit deinem Sieg über Boraas hast du auch deine Schwester befreit … deswegen bist du doch hergekommen – oder täusche ich mich da?«
    Kim hörte gar nicht mehr richtig hin. Eine Sekunde lang sah er seine Schwester noch fassungslos an, aber dann packte er sie an den Handgelenken und wirbelte sie lachend, begeistert und glücklich herum, und schnell stimmte Rebekka in sein Lachen ein.
    Minutenlang tollten sie herum, fröhlich und ausgelassen wie schon seit viel zu langer Zeit nicht mehr. Doch schließlich hörte Kim auf, seine Schwester wie wild im Kreis zu schleudern und schloss sie in die Arme. Noch immer lachend und so erleichtert, dass er schon wieder gegen die Tränen ankämpfen musste, sagte er: »Wir müssen nach Hause, Rebekka. Du hast ja keine Ahnung, welche Sorgen sich Mama und Papa um dich machen.« Er sah sie trotz seiner Erleichterung und Freude ernst an.
    »Nicht so schnell, mein junger Freund«, bat Themistokles sanft.
    »Genau«, sagte Rebekka. »Du hast ja deinen Spaß gehabt, aber ich bin gerade erst wach geworden!«
    »Aber wir …«, begann Kim, und wieder unterbrach ihn Themistokles.
    »Zeit«, erklärte er geduldig, »hat hier keine Macht. Ihr könnt ruhig noch eine Weile bleiben, ohne dass in eurer Welt mehr als ein Lidschlag vergeht. Ich finde, du könntest deiner Schwester diesen kleinen Wunsch ruhig erfüllen.«
    »Genau!«, sagte Ado. »Wie wär’s mit einem kleinen Wettschwimmen in
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