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Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
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wusste ich von Anfang an!«
    »Aber ich kämpfe nicht auf deiner Seite!«, sagte Kim und drosch immer wilder und ungestümer auf sein Gegenüber ein, was Boraas äußerst unterhaltsam zu finden schien.
    »Du vergeudest deine Kraft«, sagte er fast fröhlich. »Stell dir doch nur vor, was wir zusammen erreichen könnten. Du und ich! Dieser Thron! Gorywynn und dieses ganze Land! Es gibt nichts, was wir gemeinsam nicht erreichen könnten!«
    »Danke, nein!«, fauchte Kim. »Mir reicht da schon eine einzige Sache, und die schaffe ich ganz gut allein!«
    Er schlug noch einmal und mit all seiner Kraft zu, doch Boraas parierte auch diesen Hieb mit seinem schwarzen Stab, lachte laut und machte zugleich eine Bewegung mit der freien Hand. Wie aus demNichts erschien hinter ihm wieder der unheimliche schwarze Spiegel, mit dessen Hilfe er Kim schon in Morgon für sich hatte gewinnen wollen.
    Aus einem bloßen Reflex heraus fuhr Kim herum, um ihn mit einem Schwertstreich zu zertrümmern, und dabei fiel sein Blick auf die schwarze Fläche. Kaum fanden seine Augen den Spiegel, da schien alle Kraft aus seinen Gliedern zu weichen, und eine unheimliche Lähmung ergriff von ihm Besitz, als würde er mit einem Mal von unsichtbaren Ketten aus Blei gehalten.
    Er sah sich selbst, und ganz wie schon einmal trug er auch in diesem Spiegelbild die volle Montur eines schwarzen Reiters – die er ja auch tatsächlich anhatte – und ein gewaltiges Schwert. Hinter ihm ragte der grässliche Lavathron in die Höhe, und sowohl in der unheimlichen Spiegelwelt als auch in Wirklichkeit lag überall zerbrochenes Glas, das ganz allmählich zu schwarzem und grauem Stein wurde.
    Es war keine Täuschung mehr, dachte Kim entsetzt. Nun zeigte der Spiegel, was wirklich war – nicht, was sein konnte.
    »Ich glaube, jetzt beginnst du zu verstehen«, sagte Boraas.
    Seine Worte waren wie ein Messer, das sich so tief in Kims Herz zu bohren schien, dass er aufstöhnte. Er begann tatsächlich zu verstehen, aber es war zu spät – viel zu spät. Er hätte es wissen müssen. Schon damals im Thronsaal der schwarzen Feste Morgon hatte ihm der Spiegel dieselbe Szene gezeigt, aber er hatte es für einen bösen Spuk gehalten und nicht verstanden, dass ihm der schwarze Spiegel nicht nur zeigte, was sein konnte, sondern dass es auch und vor allem seine Aufgabe war, es zu verhindern.
    Er hatte versagt, begriff er. Er hatte alles gewusst, aber er hatte es einfach nicht gesehen, und nun war alles verloren: Themistokles, alle seine Freunde, Gorywynn und ganz Märchenmond und letzten Endes wohl auch seine Schwester, um derentwillen er ja überhaupt erst hierhergekommen war.
    Und doch war das Schlimmste noch nicht vorbei. Das begriff er, als er sein eigenes Gesicht in dem schwarzen Spiegel entdeckte, ein Gesicht, in dem keinFunke Gefühl mehr war, rein gar nichts Menschliches.
    »So ist es gut«, sagte Boraas. »Ja, schau nur richtig hin, Menschenkind! Das könntest du sein. Ein stolzer Ritter, furchtlos und stark! Und ganz Märchenmond läge dir zu Füßen! Das ist es doch, was du willst, oder? Deswegen bist du doch hier, oder nicht? Ist es nicht das, wovon du immer geträumt hast? Ein Ritter zu sein? Ein Held, den alle bewundern und vor dem sie Angst haben?«
    »Nein!«, sagte Kim, der Verzweiflung nahe.
    »Nein?«, wiederholte Boraas lachend. Er kam näher, und aus seiner Stimme wurde ein leises, einschmeichelndes Flüstern. »Bist du sicher? Ist es nicht das, wovon du immer geträumt hast? Sei ehrlich, kleiner Menschenjunge, wenigstens zu dir selbst. Wie oft hast du dir gewünscht, stark zu sein, wenn andere dich verspottet haben? Hast du dir nie gewünscht, die Kraft eines schwarzen Reiters zu haben, wenn dich der Klassenrüpel wieder einmal verprügelt hat, einfach nur, weil er es konnte? Wolltest du nie unbesiegbar und stark sein und sogar ein bisschen Angstverbreiten – wenigstens manchmal und den Richtigen gegenüber?«
    Ganz automatisch wollte Kim Nein sagen … aber wie konnte er das? Gab es überhaupt jemanden, der sich das noch nicht gewünscht hätte, und sei es nur ein einziges Mal?
    »Das alles könntest du haben«, flüsterte Boraas’ Stimme an seinem Ohr. »Das und noch viel mehr. Schau in den Spiegel, und sieh, was aus dir werden könnte, wenn du es nur zulässt! Du wärst unbesiegbar! Du könntest alle deine Freunde retten! Niemand könnte dich besiegen, nicht einmal ich! Du musst es nur zulassen!«
    Kim sah in das grausame, durch und durch un menschliche
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