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Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
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Regenbogenkönig ließ die warme Luft seine Finger und die Haut auf seinem Gesicht kribbeln. Und so verrückt es klang, am meisten freute Kim im ersten Moment vor allem eines: dass er seine Umgebung endlich nicht mehr durch einen Dampfschleier aus seinem eigenen gefrorenen Atem sehen musste.
    Alles hier war hell, sonnendurchflutet und warm. Und obwohl hier ein leibhaftiger König lebte, hatte so gar nichts an diesem Ort etwas mit der prachtvollen Burg gemein, die Kim ganz instinktiv erwartet hatte. Durch das Tor hatte er zwar nur noch mehr Schnee und zu harten Kanten erstarrte Kälte sehen können, doch als er hindurchschritt, fand er sich in einem hohen, mit kostbarem Holz vertäfelten Raum wieder. Durch aufwendig gestaltete Buntglasfenster fiel vielfarbiges Licht auf einen prachtvollen Mosaikfußboden. Überall hingen kostbare Gemälde und lagen dicke Teppiche, und auch die Möbel waren kunstvoll gearbeitet und zum Teil mit Gold oder Edelsteinen besetzt. Es war eher ein Schloss als eine Burg, und es gab nirgendwo Waffen oder trotzige Zinnen, und vor allem: Kim sah keinen einzigen der Ehrfurcht gebietenden Ritter, mit denen er instinktiv gerechnet hatte.
    Eine ganze Weile wanderte er ziellos durch die weitläufigen Säle und langen Gänge und entdeckte überall neue Wunder und Kostbarkeiten. Aber was er nicht fand, das war auch nur ein einziger Mensch. Dabei blieb er ein paarmal stehen und rief laut. Nur das Echo seiner eigenen Stimme antwortete ihm und so etwas wie Musik – doch dieses Geräusch kam möglicherweise nur vom Gebäude selbst.
    Der Raum, in dem er nun war, bildete keine Ausnahme. Er wirkte vielleicht ein bisschen verspielter als die meisten, durch die Kim bisher gekommen war, beinahe, als würde hier ein Kind leben und kein Erwachsener, war aber ebenso verwaist. Dennoch gab es einen Unterschied: Auf einem kleinen Tischchen gleich neben der Tür stand ein Korb, der voll mit frischem Obst war, und daneben waren Schalen mit frisch gebackenem Brot und saftigem Kuchen sowie gleich mehrere kristallene Karaffen mit verschiedenen Säften.
    Schon der bloße Anblick ließ Kim das Wasser im Mund zusammenlaufen, und sein Magen knurrte hörbar und erinnerte ihn daran, wie lange er schon nichts mehr gegessen hatte.
    Die sonderbare Andersartigkeit dieses Schlosses hatte er auf einmal ebenso vergessen wie seine Müdigkeit und Erschöpfung und sogar den Regenbogenkönig selbst. Kim machte sich sofort über all diese Köstlichkeiten her und schmauste und trank mit großem Genuss. Erst nach einer geraumen Weile, und nachdem er das Gefühl hatte, so satt und vollgestopft zu sein, dass er sich kaum noch bewegen konnte, ließ er sich auf einen der bequemen Sessel sinken und schloss für einen Moment die Augen. Erstaunlicherweise war es ein unglaublich angenehmes Gefühl, einfach nur zu wissen, dass im Moment ausnahmsweise einmal niemand hinter ihm her war: keiner, der ihn verprügeln, ihn gefangen nehmen, verhöhnen, ertränken oder ihm sonst etwas Unerfreuliches antun wollte.
    Ein helles Lachen erklang, und Kim richtete sich kerzengerade auf und sah sich hastig um.
    »Hallo?«, rief Kim.
    Er bekam keine Antwort, doch das helle Lachen wiederholte sich, und noch bevor er noch einmal rufen konnte, kam ein bunter Ball durch die Tür hereingeflogen, hüpfte ein paarmal auf und ab und rollte dann zielsicher auf ihn zu, um genau vor seinen Füßen liegen zu bleiben. Nur einen Augenblick später kam ein Junge mit wippenden blonden Haaren und wild rudernden Armen hereingerannt.
    »He, du – hast du meinen Ball gesehen?«
    Kim sah ihn verdattert an, und genau in diesem Moment entdeckte der Junge seinen Ball. Sein Gesicht hellte sich auf. »Da ist er ja!«
    Statt jedoch nach seinem Ball zu greifen, sah er zum Tisch und grinste dann fröhlich. »Hat’s geschmeckt?«
    Kim sah in dieselbe Richtung und stellte leicht verlegen fest, dass von der ansehnlichen Menge an Köstlichkeiten kaum noch etwas übrig war. »Ja« antwortete er ehrlich. »Sehr gut. Ich … ähm … es tut mir leid, dass ich mich ungefragt bedient habe, aber ich war sehr hungrig. Es … macht dir doch nichts aus, oder?«
    Der Junge schüttelte so heftig den Kopf, dass seine blonden Locken flogen, und sein Lächeln wurde noch fröhlicher. »Dazu ist das Zeug doch da, oder?« Er machte eine Kopfbewegung zum Ball hin. »Gibst du ihn mir?«
    Kim stand gehorsam auf, bückte sich nach dem Ball und warf ihn seinem Besitzer zu. Der Junge fing den Ball geschickt aus der Luft
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