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Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
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wartet auf dich. Hier hast du deine Ruhe. Hier ist alles, was du möchtest. Hier scheint immer die Sonne, hier kannst du schlafen, spielen, lesen oder einfach nur glücklich sein.«
    Ja, dachte Kim, das war vermutlich wahr. Was gab es anderenorts, das es wert gewesen wäre, dieses wunderschöne Fleckchen dafür zu verlassen?
    Er fand keine Antwort auf diese Frage. Für einen winzigen Moment jedoch glaubte er noch einmal, dem Blick eines dunklen Augenpaares zu begegnen, in dem ein fast verzweifeltes Flehen lag. Aber er wusste nicht, worum ihn diese Augen baten oder wem sie gehörten.
    »Für wen willst du noch kämpfen, mein Freund?«, fragte der Junge lächelnd. »Niemand wartet dort draußen auf dich. Deine Reise ist hier zu Ende. Leg dein Schwert nieder, Kim. Du brauchst es nicht mehr.«
    Der Ausdruck in den unsichtbaren Augen war jetzt der von purer Verzweiflung.
    »Das hier ist dein schönster Traum, und wenn du es nur willst, dann wird er nie vergehen.«
    Und ich werde nie wieder erwachen. Er wird mich für alle Zeiten gefangen halten. Genauso lange, wie dein Traum währt.
    »Nein.« Kim ließ den Ball fallen, mit dem er gerade nach dem Jungen hatte werfen wollen. »Ich … will nicht mehr spielen. Das ist falsch. Dazu ist jetzt keine Zeit. Ich bin hier, um mit dem Regenbogenkönig zu sprechen. Ich muss ihn sehen, hörst du?«
    »Ach?« Die Stimme des Jungen klang jetzt spöttisch und vielleicht ein kleines bisschen abfällig. »Du kleines Menschenkind willst zum großen Regenbogenkönig? Wie kommst du denn auf die Idee, dass er überhaupt mit dir reden würde?«
    »Boraas und seine schwarzen Reiter stehen vor den Toren von Gorywynn. Ich brauche eine Armee seiner tapfersten Ritter, sonst ist Märchenmond verloren!«
    »Du willst also, dass er für dich in den Krieg zieht?«, brachte es der Junge auf den Punkt.
    »Natürlich nicht!«, antwortete Kim hastig. »Aber er muss uns helfen!«
    »Warum bittest du nicht Themistokles um Hilfe?«, fragte der Junge.
    »Weil er gar nicht kämpfen will!«, antwortete Kim zornig.
    »Vielleicht kann er es gar nicht«, sagte der Junge. »Ist dir diese Idee schon einmal gekommen?«
    »Aber alle zählen auf mich!«, erwiderte Kim beinahe verzweifelt. »Ich darf sie nicht enttäuschen! Boraas muss aufgehalten werden, das ist das Einzige, was zählt!«
    »Aber wenn es so wichtig ist, warum kommt Themistokles dann nicht selbst?«, fragte der Junge.
    »Weil … weil er es nicht kann«, stammelte Kim. »Weil kein Bewohner Märchenmonds …«
    »… das Schloss des Regenbogenkönigs erreichen kann?«, unterbrach ihn der Junge. »Das ist wahr. Doch wenn es keinem von ihnen möglich ist, hierherzukommen, warum sollte er dann ausgerechnet dir helfen?«
    »Weil … weil … weil es gar nicht nur um Märchenmond geht!«, stieß Kim stockend hervor. Er schrie fast. » Weil ich meine Schwester retten muss, darum!«
    Der Junge sah ihn an und wieder ging eine schwer in Worte zu fassende Veränderung mit ihm vonstatten. Kim meinte, ein Gefühl großer Erleichterung zu spüren. Es kam nicht direkt von ihm selbst, hing aber auch nicht nur mit diesem sonderbaren Jungen zusammen.
    »Du willst Rebekka retten«, stellte der Junge fest, der plötzlich kein Junge mehr war, sondern sich auf unfassbare Weise zu verändern begann. In einer Art, die Kim eigentlich hätte Angst machen müssen, es aber nicht tat.
    »Woher weißt du, wie meine Schwester heißt?«, flüsterte Kim
    »Dabei kannst du sie doch gar nicht leiden«, fuhr der Junge mit einem sonderbaren Lächeln fort. »Jedenfalls behauptest du das immer. Und trotzdem warst du bereit, für die kleine Heulsuse und Nervensäge und olle Zicke alles zu riskieren.«
    »Woher weißt …?«, begann Kim noch einmal und sprach dann nicht weiter, sondern riss nur die Augen auf. Denn aus dem blond gelockten Jungen wurde nun endgültig …
    … der Regenbogenkönig.
    »Gut gemacht, Kim«, sagte er. »Du hast die letzte Prüfung bestanden.«
    »Prüfung?«, wiederholte Kim verdattert.
    »Die Klamm der Seelen«, antwortete der Regenbogenkönig. »Der Verschwundene Fluss, die Eisige Einöde. Mein guter Wächter, der Rabe Rok … und schließlich dieser wunderbare Ort der Glückseligkeit und des Friedens. Alle diese Prüfungen hast du bestanden. Als Allererster, nebenbei bemerkt.«
    »Dann sind Sie …?«
    »Ich bin der Regenbogenkönig«, erwiderte die Ehrfurcht gebietende Gestalt, der Kim nun gegenüberstand. Augen, die ebenso uralt wie gütig waren, sahen mit einem
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