Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
Vom Netzwerk:
heraus, und Kim fiel auf, dass es unmöglich war, sein Alter zu schätzen. Er konnte sieben oder acht Jahre alt sein, genauso gut aber auch so alt wie Kim oder auch viel älter … es war verwirrend.
    Und fast ein bisschen unheimlich. »Wo … sind denn alle anderen?«, fragte er zögernd. »Ich hab gerufen, weißt du, aber niemand hat geantwortet.«
    »Wollen wir spielen?«, fragte der Junge.
    »Was?«, murmelte Kim.
    »Na, mit dem Ball«, erwiderte der Junge fröhlich. »Du weißt doch, wie das geht, oder?«
    »Sicher«, antwortete Kim. »Aber hör mal, ich muss unbedingt mit dem Regenbogenkönig sprechen.«
    »Hier!«, rief der Junge. »Fang!«, und warf ihm den Ball mit beiden Händen zu.
    Kim fing ihn ganz automatisch auf, und im gleichen Augenblick, in dem er ihn berührte, geschah etwas Sonderbares: Er konnte gar nicht anders, als ihn mit einem Lachen zurückwerfen. Der Junge schnappte ihn wiederum geschickt aus der Luft, machte eine blitzschnelle Pirouette auf dem Absatz und warf den Ball so schnell und gezielt zurück, dass er Kim genau an der Stirn traf. Wenn auch so, dass es nicht wirklich wehtat. Kim lachte lauter, flitzte hinter dem Ball her und versuchte seinerseits, den Jungen mit einem gezielten Wurf abzuschießen. Dieser wich ihm geschickt aus, feuerte mit einem Kissen zurück, und schon war das schönste Kissenfussballschlachtversteckdichfangmichdochwenndukannst- Spiel im Gange, das in einer ebenso ausgelassenen wie freundschaftlichen Balgerei endete.
    Schließlich ließ sich Kim prustend vor Anstrengung und vollkommen erschöpft auf einen Kissenstapel sinken. Es schien eine halbe Ewigkeit her zu sein, dass er das letzte Mal so viel gelacht hatte und so fröhlich gewesen war. »Das hat Spaß gemacht«, sagte er, immer noch lachend. »Wirklich!«
    »Wenn du willst, können wir das jeden Tag spielen«, sagte der Junge.
    Ob er das wollte? Natürlich wollte er das, mehr als irgendetwas anderes auf der Welt. Er wollte einfach wieder fröhlich sein.
    Trotzdem setzte er sich nach einem Augenblick des Verschnaufens auf und schüttelte nachdenklich den Kopf. »Das würde ich gerne tun«, sagte er, »aber ich kann nicht.«
    »Warum denn nicht?« Der Junge warf ein Kissen nach ihm. Kim nahm den Treffer hin und lachte, verzichtete aber darauf, zurückzuwerfen. »Weil ich nicht deshalb hier bin«, sagte er. »Ich muss mit jemandem reden.«
    »Und mit wem?«, fragte der Junge.
    Kim wollte antworten, blinzelte ein paarmal, setzte noch einmal zum Antworten an und spürte dann ein sachtes Erschrecken, als er sich eingestehen musste, dass er sich nicht mehr erinnerte.
    »Ist ja auch egal«, fuhr der Junge fröhlich fort. »Es hat keine Eile. Hier hat nichts Eile, weißt du?«
    Nein, das wusste Kim nicht, und woher auch? Und es war … eigentlich auch egal. Auch dieser Gedanke tauchte wie aus dem Nichts auf, und er ertappte sich dabei, aus eigenem Antrieb nach einem weiteren Kissen zu greifen und es dem Jungen ins Gesicht zu werfen.
    Der versuchte nicht einmal, der hinterlistigen Attacke auszuweichen, sondern revanchierte sich kichernd auf dieselbe Weise, und wieder tobten sie eine Weile ausgelassen herum, bis Kim schließlich erschöpft erneut auf die Knie sank, weil er vor Lachen nicht mehr konnte.
    Er hatte das Gefühl, niemals zuvor so glücklich gewesen zu sein und niemals zuvor an einem schöneren Ort. Es gab keine Sorgen, keine Feinde, und nichts, wovor er Angst haben musste.
    Und doch …
    »Das ist … nicht richtig«, sagte er zögernd.
    »Was?«, fragte der Junge und pfefferte ihm ein Kissen an die linke Schläfe. »Das?« Ein zweites Wurfgeschoss traf Kim auf der anderen Seite im Gesicht. »Oder das?«
    Kim lachte zwar laut und ließ sich nicht lumpen, mit gleicher Münze zurückzuzahlen, aber ein ganz dünner Stachel des Zweifels blieb. Es war dieses irgendwie entnervende Gefühl, das jeder kennt: etwas Wichtiges vergessen zu haben, ohne zu wissen, was es ist.
    »Ich muss unbedingt mit dem Regenbogenkönig sprechen«, sagte er, allerdings ohne den nötigen Nachdruck, nach dem diese Worte eigentlich verlangten.
    »Ach so?«, kicherte der Junge. Er warf wieder mit einem Kissen nach ihm, das diesmal in einer Wolke aus stiebenden Federn in Kims Gesicht explodierte. Mit ganz leicht veränderter Stimme, fast wie in einem Singsang, und mit den dazu passenden Bewegungen, die ein bisschen an die eines Schlangenbeschwörers erinnerten, fuhr er fort:
    »Du musst mit niemandem mehr sprechen, mein Freund. Niemand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher