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Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
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würdest niemals tun, was ich von dir verlange. Und wenn ich dich dazu zwinge, dann wirst du mich bei der ersten Gelegenheit verraten. Versuch es ruhig.«
    »Niemals«, bekräftigte Kim noch einmal.
    »Aber dir bleibt gar keine andere Wahl.« Boraas deutete auf den unheimlichen schwarzen Spiegel. »Was du dort drinnen gesehen hast, auch das bist du. Niemand ist einfach nur edel oder vollständig böse. Auch du hast eine dunkleSeite, so wie jeder. Das hier ist Morgon, das Herz des Schattenreichs. Wenn du nur lange genug hierbleibst, dann bringt es dein wahres Ich schon zum Vorschein.«
    »Dann bleibe ich eben nicht«, beharrte Kim trotzig.
    »Du fliehst und lässt deine Schwester im Stich?« Boraas schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
    »Du wirst ihr nichts tun«, antwortete Kim. »Du brauchst sie.«
    »Aber ich habe doch dich«, sagte Boraas. »Sei vernünftig, mein Junge. Du kannst nicht entkommen. Oder siehst du hier irgendwo einen Ausgang?«
    Sein Zauberstab bewegte sich erneut, und Kim war nicht einmal überrascht, als er den Kopf drehte und sah, dass die Tür verschwunden war. Wo sie sein sollte, erhob sich nun eine Mauer aus schwarzem und grauem Stein.
    »Siehst du?«, sagte Boraas.
    Kim nickte zwar, aber er wusste auch, dass Boraas sich trotzdem täuschte. Es gab noch einen weiteren Ausgang. Ohne das mindeste Zögern stieß er sich ab und sprang aus dem Fenster.

K im erwachte zum zweiten Mal in vollkommener Schwärze. Aber davon einmal abgesehen, war alles anders als bei seinem ersten Aufwachen. Er hatte rasende Kopfschmerzen, jeder einzelne Knochen im Leib tat ihm weh, und er zitterte vor Kälte am ganzen Leib. Außerdem war die Dunkelheit nur die hinter seinen geschlossenen Lidern. Immerhin lebte er noch. Und das war nach dieser Irrsinnsaktion, zu der er sich in einem Anfall noch viel größeren Irrsinns hatte hinreißen lassen, eigentlich schon mehr, als er erwarten konnte. War er tatsächlich vom dritten Stock aus dem Fenster gesprungen?
    Kim dachte einen Moment lang ganz ernsthaft über diese Frage nach und kam zu der beunruhigenden Antwort: Ja . Er blieb noch einen weiteren Moment liegen, bevor er genug Mut zusammengeraffthatte, um die Augen zu öffnen. Vielleicht war das doch keine so gute Idee. Denn im nächsten Moment fragte er sich höchst besorgt, ob er sich den Kopf nicht doch noch heftiger angeschlagen hatte als befürchtet.
    Das Gesicht, das auf ihn herabsah, war nicht hinter schwarzem Eisen verborgen. Auf den ersten Blick sah es sogar fast normal aus: wie das eines schlanken Jungen ungefähr seines Alters. Mit einer Mischung aus Überraschung und Sorge sah er auf Kim herab.
    Auf den zweiten Blick sah das Gesicht noch immer einigermaßen normal aus, jetzt allerdings bemerkte Kim ein Gewirr aus feinem grünen Tang auf dem Kopf – da, wo eigentlich Haare sein sollten. Und an seinem Hals sah Kim etwas, das ziemlich große Ähnlichkeit mit Kiemen hatte.
    »Oh«, machte Kim.
    »A«, erwiderte das Kiemengesicht. »Und eigentlich A do .«
    Kim starrte ihn nur weiter an, setzte sich unsicher auf und bemerkte erneut, wie kalt ihm war. Kalt genug, dass er sich zusammenreißen musste, um nicht mit den Zähnen zu klappern. Fröstelnd zoger die Knie an den Leib, umschlang sie mit den Armen und stellte erst jetzt fest, dass er am ganzen Leib pitschnass war. Sein grünhaariges Gegenüber hielt einen (leeren) Becher in der Hand, und Kim fragte sich vorsichtshalber erst gar nicht, ob es da irgendeinen Zusammenhang gab.
    »Wo … bin ich?«, fragte er stattdessen.
    »In Sicherheit«, antwortete Ado. »Keine Angst. Ich tue dir nichts. Im Gegenteil. Ich habe dich gerettet.«
    Kim beäugte ihn misstrauisch, wischte mit dem Handrücken das eisige – und ziemlich übel riechende – Wasser weg, das aus seinem Haar und in sein Gesicht tropfte, und sah sich schaudernd um.
    Seine Umgebung war ausgesprochen unheimlich – wenn auch auf eine vollkommen andere Art als der Thronsaal in der schwarzen Festung. Sie befanden sich in einer niedrigen Höhle, deren Wände aus schlammiger Erde bestanden. Sie war wohl nur deshalb nicht schon längst zusammengebrochen, weil sie von einem dichten Gewirr aus Wurzeln und dicken Pflanzenfasern gehalten wurde. Alles war feucht und kalt. Es gab einige wenige Möbel, aber auch sie sahen aus, als wären sie aus dem Boden und den Wänden heraus gewachsen und nicht von Menschenhand gemacht.
    Womit Kim wieder bei der Frage angekommen war, ob er seinen seltsamen Retter mit den Kiemen
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