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Süße Fesseln der Liebe

Süße Fesseln der Liebe

Titel: Süße Fesseln der Liebe
Autoren: Jane Feather
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Prolog
    Corunna, Spanien. 16. Januar 1809
    Mit gezogenem Säbel trat der Mann, der seinen Feinden nur als die »Natter« bekannt war, in den Schatten einer Tür, die auf die schmale Dorfstraße zeigte. Überall herrschte Kampfgetümmel, Pferde wieherten, Stahl klirrte auf Stahl, Kanonendonner hallte durch die Luft. Die zerlumpte Nachhut der Truppe von Sir John Moore focht die letzten verzweifelten Kämpfe im Dorf und auf den Höhen über Corunna. Über hundert britische Transportschiffe, eskortiert von zwölf Kriegsschiffen, warteten unten in der Bucht darauf, jene Truppen des Generals zu evakuieren, die nach dem verheerenden Rückzug durch die winterlich verschneiten Cantabrian Mountains übrig geblieben waren.
    Die Natter wartete, bis die Verfolger näher zur Tür rückten. Er wusste nicht genau, wie viele Männer es waren, musste sie aber aufhalten, bis der Fähnrich das Dokument sicher an Bord eines der britischen Schiffe gebracht hatte. Dreißig Minuten sollten dem Mann genügen, das Schiff zu erreichen, und falls die Natter die Oberhand behielt, bliebe ihm sogar noch Zeit, sich selbst zum Hafen durchzuschlagen. Falls er nicht …
    Seine Gesichtszüge verhärteten sich. Wenigstens hätte er dann seine Pflicht erfüllt und für die Sicherheit des Dokuments gesorgt. Er war Soldat, war immer Soldat gewesen. Es war die nackte Wahrheit, dass Männer, die in die Schlacht zogen, unter Umständen darin umkamen, und es machte die Sache nicht leichter, wenn es sich um Kameraden handelte. Im Gegenteil, falls es sich bei diesem Kameraden sogar um einen engen Freund und Partner handelte, wie Frederick es gewesen war. Falls es ihm an diesem Abend in diesen Straßen gelingen sollte, Fredericks Tod zu rächen, wäre es ihm ein Vergnügen.
    Die französischen Soldaten durchkämmten die Straßen, hämmerten an Türen, schrien Kommandos und stellten Fragen. Aber die Einwohner von Corunna versteckten sich in ihrern Häusern und warteten, bis das Schlachtgetümmel nachließ. Als die Natter den richtigen Moment für gekommen hielt, trat er auf die Gasse und betrachtete die beiden Männer, die mit dem Heft ihrer Säbel an die Tür auf der anderen Straßenseite hämmerten.
    »Messieurs … suchen Sie nach mir?«, fragte er freundlich.
    Die beiden Männer wirbelten mit erhobenem Säbel herum. Die Natter behielt die Tür im Rücken, als er einen weiteren Schritt auf den Feind zutrat. Nur zwei. Das war wirklich eine einmalige Gelegenheit … Es sei denn, es war Verstärkung unterwegs.
    Aber nichts als der Lärm der Schlacht drang aus der Ferne an sein Ohr. Er lächelte grimmig und wagte dann einen Überraschungsangriff. Die Kerle halten den Säbel nicht zum ersten Mal in der Hand, schoss es ihm durch den Kopf, als er Hieb um Hieb parierte und stets darauf achtete, dass er die Tür im Rücken behielt, während er förmlich über die Straße tanzte und Pirouetten drehte, um die anscheinend unermüdlichen Waffen zurückzudrängen. Plötzlich witterte er seine Chance. Der Mann links stolperte, als er mit der Schuhspitze an einem unebenen Pflasterstein hängen blieb, und ließ seine Flanke einen Moment lang ungedeckt. Die Natter stieß ihm das Schwert ins Fleisch, und der gegnerische Säbel fiel auf das Straßenpflaster. Der Mann schwankte kurz, bevor er zusammenbrach, und presste sich die Hand auf die pulsierende Wunde unter dem Arm.
    Die Natter widmete ihre Aufmerksamkeit jetzt dem verbliebenen Angreifer, obwohl er selbst erschöpft war. Aber weil er wusste, dass er nur noch einen einzigen Gegner zu besiegen hatte, um den Tod seines besten Freundes zu rächen, fühlte er sich urplötzlich erfrischt. Sein Gegner ließ sich zurückfallen, täuschte an, sprang mit einem Ausfallschritt nach vorn. Die Säbelspitze der Natter drang unter die gegnerische Deckung, und er stieß sie dem Mann tief zwischen die Rippen.
    Die Natter trat zurück, richtete den Säbel mit der Spitze nach unten, während der andere Mann grunzend zu Boden glitt. Der Säbel lag nutzlos neben ihm. Mit einem Fußtritt kickte der Sieger die Waffen aus der Reichweite ihrer verwundeten Besitzer und ließ den Blick aus den kalten grauen Augen einen Moment lang über sie schweifen. Rache ist eine Sache, überlegte er, aber kaltblütiger Mord eine ganz andere. Er bückte sich und zog den Männern das Tuch ab, das sie sich um den Hals gebunden hatten. Gewissenhaft putzte er das Blut von der Klinge seines Säbels.
    »Ganz gewiss werde ich es eines Tages bedauern«, bemerkte er beinahe
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