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Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
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war, flüsterte eine hässliche Stimme hinter seiner Stirn, warum wachte seine Schwester dann nicht auf?
    Bevor er sich selbst noch mehr Fragen stellen konnte, deren Antworten er gar nicht hören wollte, gingen sie wieder über ebenen Boden. Er konnte immer noch nichts sehen, hatte aber das Gefühl, von gewaltigen steinernen Wänden umgeben zu sein. Vielleicht, weil die Luft ein bisschen nach Staub, aber auch feucht und irgendwie muffig roch.
    Sein wortkarger Führer wurde plötzlich langsamer und blieb dann ganz stehen. Kaum war das geschehen, glomm in der Dunkelheit vor ihnen eine einzelne,ruhig brennende Kerze auf, im nächsten Augenblick eine zweite und dritte und dann mit einem Mal so viele, dass es Kim fast in den Augen blendete.
    Als er sich schließlich an das ungewohnte Licht gewöhnt hatte, kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das hier war definitiv nicht mehr das kleine Krankenzimmer – oder irgendein finsterer Treppenschacht oder Keller, in den es ihn auf seinem Weg ins Parkhaus hätte verschlagen können. Er wusste noch immer nicht genau, wo er war, aber wenn er sich jemals den Thronsaal einer mittelalterlichen Burg vorgestellt hatte, dann einen wie diesen hier. Alles war grau und schwarz und aus Stein. Es gab nur ein einziges, schmales Fenster, durch das graues Zwielicht hereinfiel – seltsam, dass es vorher so dunkel gewesen war! – und selbst die wenigen Möbel waren ungemein wuchtig. Sie bestanden aus Holz, wirkten jedoch wie aus Stein gemeißelt. An den Wänden hingen Schilde, Speere und Schwerter und andere noch unangenehmer aussehende mittelalterliche Waffen, aber auch düstere Gemälde in nicht minder düsteren steinernen Rahmen.Und obwohl es Kim nach der Dunkelheit beinahe geblendet hatte, kam ihm selbst das Licht der Kerzen nicht so hell vor, wie es sein sollte.
    »Gemütlich«, murmelte Kim. »Ein echt nettes Plätzchen hast du dir da ausgedacht, Schwesterchen.«
    »Kim«, sagte eine Stimme. »Willkommen. Ich habe schon auf dich gewartet.«
    Kim riss sich endlich von dem eisenharten Griff des schwarzen Ritters los, fuhr herum und riss ebenso ungläubig wie erschrocken die Augen auf, als er die weißhaarige Gestalt entdeckte, die vor dem Fenster stand und ihm den Rücken zuwandte. Das war vollkommen unmöglich. Er hatte vor gerade einmal einer Sekunde hingesehen, und da war die Gestalt noch nicht da gewesen!
    »The…mistokles?«, murmelte er stockend.
    Obwohl ihm der uralte Zauberer weiter den Rücken zudrehte und jetzt ein schwarzes Gewand trug statt des weißen, erkannte Kim in ihm ohne den leisesten Zweifel Themistokles. Sein langes Haar und die volltönende Stimme waren ebenso unverkennbar wie der knorrigeStab, den er in der rechten Hand hielt und auf den er sich gleichzeitig stützte – obwohl der Stab jetzt sonderbarerweise ebenfalls schwarz war. Allmählich begann dieser Traum wirklich, interessant zu werden.
    »Schön, dass wir uns endlich begegnen«, antwortete Themistokles (was genau genommen keine Antwort war), während er sich langsam zu Kim umdrehte. Er lächelte dasselbe gütige Lächeln, an das Kim sich aus dem Krankenhaus erinnerte, und doch war etwas darin, das ihm einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. Sein Herz klopfte.
    »Du hast dir viel Zeit gelassen«, fuhr Themistokles fort. »Ich war schon fast ein bisschen in Sorge um dich. Aber es ist auch ein weiter Weg hierher.«
    Schwerer auf seinen Stab gestützt, als es Kim notwendig erschien, trat der Zauberer vom Fenster zurück und ging auf einen wuchtigen steinernen Thron zu, der sich auf einem mehrstufigen gemauerten Sockel in der Mitte des Saales erhob. Dunkelheit schien den Thron zu umgeben wie ein düsterer Odem, und als sich der alte Magier darauf niederließ, schienetwas von dieser Düsternis auf ihn überzugehen.
    Kims Augen wurden groß, als er endlich begriff. »Du … bist nicht Themistokles«, murmelte er.
    Der alte Mann lächelte schweigend.
    »Du bist Boraas.«
    Jetzt änderte sich etwas im Lächeln des greisen Magiers. Er nickte anerkennend. »Mein Bruder hat sich nicht in dir getäuscht, junges Menschenkind. Du lernst schnell.«
    »Boraas?«, murmelte Kim noch einmal. »Aber ich … ich verstehe nicht.«
    »Oh doch, ich glaube schon«, erwiderte Boraas. Er lächelte weiter, aber seine Augen blieben kalt. »Themistokles, der gutmütige Trottel aus dem Land jenseits des Schattengebirges. Er ist mein Bruder. Er ist sehr mächtig, gewiss noch viel mächtiger, als du auch nur ahnst. Aber bis
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