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Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
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der Vögel, das Plätschern von kristallklarem Wasser in Bächen, die noch keines Menschen Fuß überschritten hatte …
    »Also gut«, seufzte sein Vater. »Fünf Minuten. Wir können ja schon mal den Wagen aus dem Parkhaus holen.«
    Kim hörte gar nicht richtig hin, sondern nickte nur und trat noch näher an Rebekkas Bett heran, um sich über sie zu beugen. Eine ganze Batterie von Computern und Monitoren begann protestierend zu piepsen und blinken, aber darauf achtete er gar nicht. »Wie war das mit den Zauberern und Rittern?«, fragte er.
    Sein Vater seufzte noch tiefer. »Also gut. Aber in fünf Minuten kommst du zum Haupteingang. Verstanden?«
    Kim nickte geistesabwesend und murmelte irgendeine Antwort, die er nicht einmal selbst verstand, und seine Eltern verließen das Krankenzimmer. Neben ihm hielt der Putzmann in seiner Arbeit inne und wartete, bis sein Vater die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann sagte er ruhig:
    »Es ist kein trauriger Ort.«
    Kim sah ihn an, blinzelte, sah ihn noch einmal an, blinzelte erneut und sah – nein, starrte – ihn dann noch einmal an. Etwas an dem Mann war anders, aber es war so anders, dass Kim im allerersten Moment einfach zu perplex war, um den Unterschied zu begreifen.
    »Dieser Ort ist nicht traurig«, sagte der Putzmann, der plötzlich kein Putzmann mehr war, sondern eine sehr große, in ein langes weißes Gewand gekleidete Gestalt. Das Haar fiel ihm jetzt offen bis weit über die Schultern, und statt eines Wischmopps hielt er einen knorrigen weißen Stab in den Händen. Auf eine schwer zu beschreibende Art war er älter geworden und hatte ein gütiges, von einem schlohweißen langen Bart eingerahmtes Gesicht.
    »Es sollte eigentlich ein Ort der Hoffnung sein«, fuhr er fort, als Kim nicht antwortete, sondern ihn nur weiter mit offenem Mund anstarrte. »Es sind die Menschen, die ihre Furcht und ihren Kummer mit hierherbringen. Dabei bräuchten doch die, die sie hier besuchen, nichts mehr als ein bisschen Hoffnung und Mut.«
    Er lächelte das Lächeln eines gütigen und weisen Großvaters und fuhr dann fort: »Deine Schwester ist in großer Gefahr. Aber das weißt du ja sicher schon.«
    »Wer … wer sind Sie?«, stammelte Kim.
    »Gandalf«, antwortete der alte Mann lächelnd. »Oder auch Merlin, Imhotep … man hat mir schon viele Namen gegeben. Manche davon hast du wahrscheinlich noch nie gehört und ein paar könntest du nicht einmal aussprechen.« Er lachte, leise und sehr gutmütig. »Du kannst dir einen Namen aussuchen, wenn du es möchtest. Aber bei ihren Reisen durch Märchenmond hat mich deine Schwester immer Themistokles genannt.«
    »Märchenmond«, murmelte Kim. Plötzlich war ihm ganz kalt.
    »Das ist das Land deiner Träume«, sagte Themistokles. »Und der deiner Schwester.«
    »Dann ist Rebekka … jetzt dort?«, fragte Kim stockend.
    »Sie hat das Schattengebirge überquert«, sagte Themistokles traurig.
    »Was ist das?«
    Sein Reich, Kim! Er hält mich dort gefangen! Du bist der Einzige, der mich retten kann!
    »Niemandem zuvor ist es gelungen, das Schattengebirge zu überqueren«, fuhr Themistokles fort. »Es trennt das Reich des Lichts von dem der Dunkelheit. Der schwarze Zauberer Boraas hält deine Schwester dort gefangen.«
    »Reich der Dunkelheit?«, wiederholte Kim. »Schwarze Zauberer? Hast du es … ich meine: Haben Sie es vielleicht ein bisschen weniger dick?«
    Der Zauberer – er hatte es nicht gesagt, aber Kim wusste einfach, dass er ein Zauberer war – lächelte sanft, seine Augen jedoch blieben ernst. »Du weißt, dass ich recht habe, nicht wahr? Lausche in dich hinein, und du wirst erkennen, dass ich die Wahrheit sage.«
    Kim tat nichts dergleichen, doch er sah wieder auf seine schlafende Schwester hinab, und es war seltsam: Da war nicht einmal eine Spur von Zweifel. Er wusste einfach, was er zu tun hatte. Sie war seine Schwester.
    »Und wie kann ich ihr helfen?«, fragte er.
    »Es ist ganz einfach.« Themistokles lächelte. »Du musst es nur wollen. Aber jeder muss seinen eigenen Weg nach Märchenmond finden.«

E s war so dunkel, dass ihm die Finsternis beinahe wie etwas vorkam, das er anfassen konnte. Sie hüllte ihn ein wie eine kalte, unzerreißbare Decke und machte ihm das Atmen schwer. Gleichzeitig hatte er das unheimliche Gefühl, dass in dieser Dunkelheit etwas lauerte. Möglicherweise etwas, das ihm nicht wohlgesonnen war.
    Wo war er überhaupt? Mit klopfendem Herzen sah sich Kim um und erblickte genau dasselbe wie zuvor
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