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Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)

Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)

Titel: Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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Lennard Fanlay
    Sie liegt neben mir und schläft. Ich kann sie atmen hören. Sie heißt Melanie.
    »Aber eigentlich nennen mich alle nur Mel«, hat sie gesagt und mir ihre Hand hingehalten. »Mel«, habe ich gesagt, und es hat mir gefallen. Gestern, in dieser Bar in Marina.
    Ich liege auf der falschen Seite des Betts, von hier aus kann ich den Funkwecker nicht sehen. Ich setze mich auf, und dunkle Locken gleiten von meiner Schulter. Draußen ist es noch tiefe Nacht. Es hat endlich aufgehört zu regnen. Die Straßenlaternen werfen gelbe Fächer durch die Jalousien. Es ist fünf Uhr zwölf.
    Ich stehe auf. Der Boden ist mit Kleidungsstücken übersät. Meinen, ihren. Erst im Badezimmer schalte ich das Licht an. Ich drehe die Dusche auf und betrachte mich im Spiegel, bis das Wasser warm wird. Die Ringe unter meinen Augen haben die Farbe von Kohle. Ich ziehe die Wangen hoch, zähle die kleinen Falten.
    Als ich aus der Dusche komme, lehnt Melanie an der Küchenzeile. Sie trägt Sweatshirt und Jogginghose von mir. »Stehst du immer so früh auf?« Sie lächelt, und ich versuche es ebenfalls. »Wo hast du Zucker?«, fragt sie und stellt einen Becher in den Kaffeeautomaten.
    »Im Schrank«, sage ich.
    Sie sieht jung aus. Jünger als letzte Nacht. Mitte, Ende zwanzig. Sie sagte, sie habe vor zwei Jahren ihr Kunststudium beendet, aber was heißt das schon? Manche Leute studieren, bis sie vierzig sind.
    Sie hält den Zuckerspender hoch. »Du auch?«
    »Nein. Danke.«
    Sie dreht sich um. Ein Löffel klimpert gegen Porzellan. »Ist alles in Ordnung, Leo?«, fragt sie.
    »Klar«, sage ich.
    Aus dem Schlafzimmer vibriert mein Mobiltelefon. »Entschuldige mich bitte.« Ich schalte das Licht an und suche in den Kleiderbündeln nach meiner Hose. Sie liegt unter dem Bett. »Fanlay«, sage ich, als ich das Telefon endlich am Ohr habe.
    »Hallo Mr Fanlay …« Es ist Marc. »Bitte entschuldigen Sie die frühe Störung, aber … Wir haben hier so was wie ein Problem.«
    »Und das wäre?«, frage ich.
    »Ich bin draußen auf dem Rollfeld. Hier ist alles voller Vögel! Ganze Schwärme sind das!«, sagt Marc, und jetzt erkenne ich auch die spitzen Schreie im Hintergrund. »Mr Cruffy ist auch schon da. Irgendetwas stimmt hier nicht. Wäre vielleicht ganz gut, wenn Sie sich das selbst ansehen würden.«
    »In Ordnung«, sage ich. »Ich bin in zwanzig Minuten da.«
    Ich lege auf, öffne den Kleiderschrank und ziehe mich an. Als ich zurück in den Flur komme, lehnt Mel immer noch an der Küchenzeile.
    »Der Anzug steht dir«, sagt sie.
    »Danke«, sage ich, und wir schweigen einen Augenblick lang.
    »Du musst los?«, fragt sie.
    »Mmh.«
    »Zur Arbeit?«
    »Ja.«
    »Was machst du denn?« Sie nippt an ihrem Kaffee.
    »Ich arbeite am Flughafen.«
    »Stimmt«, sagt sie. »Das hattest du erzählt.«
    Und dann gehe ich.

Thomas Riley
    Als ich auf den Parkplatz biege, ist es noch dunkel. Fünf Uhr dreizehn, viel zu früh. Ich hasse es, zu früh zu sein. Es ist auch eine Form der Unpünktlichkeit.
    Der Parkplatz ist leer. Nur bei den Eingängen stehen ein paar Autos, zur Straße und zum Wald hin ist alles frei. Ich drehe vier Runden, dann parke ich am äußersten Rand unter einer Laterne. Ich stelle den Motor ab, mache die Scheinwerfer aus.
    Ich hab es zu Hause nicht mehr ausgehalten. Ich lag die ganze Nacht wach, aber damit hatte ich schon gerechnet. Nina hingegen hat geschlafen, tief und fest, wie immer. Irgendwann habe ich die Augen aufgemacht und an die Decke gestarrt. Meine Augen haben sich an die Dunkelheit gewöhnt, und dann, dann habe ich es plötzlich nicht mehr ausgehalten. Kam von einer Sekunde auf die andere. Ich dachte, ich drehe gleich durch, wenn ich auch nur eine Minute länger liegen bleibe. Alles kam mir auf einmal zu klein vor: das Bett, das Schlafzimmer, das Haus. Ich konnte nicht mehr, ich musste einfach aufstehen. Keine Ahnung, was da los war. Aber was soll's, es ändert nichts, ich musste gehen.
    Ich schaue in den Rückspiegel. Ich sehe aus wie immer, vielleicht etwas müde.
    Ich trage meine braune Lederjacke und ein kariertes Hemd. Wie an einem ganz normalen Morgen. Als wäre alles wie immer. Um halb sechs klingelt Ninas Wecker. Es ist gut, dass ich vorher weg bin. Sie hätte es sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Frauen merken so was immer schnell. Und Nina hat da ganz besonders feine Antennen. Und dann hätte sie wieder ihre Fragen gestellt, und ich hätte nicht gewusst, was ich antworten soll. Es war richtig, dass ich
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