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Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
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der Einzige, der das kann!
    »Ja, das wird sie«, sagte Kims Vater leise. Es klang nicht wie etwas, woran er selbst glaubte, und Kim sah ihm an, dassauch er die Tränen kaum noch zurückhalten konnte.
    Hinter ihnen polterte es, und Kim und sein Vater fuhren gleichzeitig herum und sahen, dass der Putzmann mit dem Mopp gegen seinen Eimer gestoßen war und einen Teil des Inhalts verschüttet hatte. Die Pfütze schimmerte wie ein kleiner See im Licht eines verzauberten Mondes.
    »’tschuldigung«, murmelte er und begann, gemächlich die Pfütze aufzuwischen.
    »Muss das jetzt wirklich sein?«, fragte Kims Vater scharf. »Passen Sie doch wenigstens auf!«
    »Er macht nur seine Arbeit«, erwiderte Kims Mutter.
    »Ja, aber muss das jetzt sein? Ein bisschen mehr Respekt vor …«
    »Wenn Rebekka von dem Lärm aufwacht, soll’s mir recht sein«, sagte Kims Mutter. Ein trauriges Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    »Wenn du zu Hause staubsaugst, dann hält sie sich immer die Ohren zu«, meinte Kim. Einer der wachsamen Computer ließ ein zustimmendes Piepsen hören und Kims Vater lächelte ebenso traurig.
    »Dann solltest du morgen vielleicht deinen Staubsauger mitbringen.«
    »Und den Mixer, den Rasenmäher, die Stereoanlage und die Waschmaschine, wenn sie davon aufwacht«, antwortete seine Mutter. Sie tauschte ein kurzes, erschöpftes Lächeln mit ihrem Mann, und der Putzmann hörte für einen Moment auf, die schmuddelige Pfütze mit dem Mopp gleichmäßig auf dem Fußboden zu verteilen.
    Besonders talentiert war er nicht, fand Kim. Eigentlich machte er es noch schlimmer.
    Der Mann sah ihn auf eine wirklich seltsame Art an. Kim konnte nicht sagen, wie. Seltsam eben, aber nicht unfreundlich. Eher, als wüsste er etwas und wundere sich ein bisschen, dass er der Einzige war.
    Das wird mir nicht helfen. Du musst mich finden, Kim! Du bist der Einzige, der stärker ist als er!
    »Er?«, fragte Kim.
    Seine Mutter sah ihn fragend an und sein Vater runzelte verwirrt die Stirn. »Wer?«, fragte er. Und täuschte er sich, oder sah der angebliche Putzmann jetzt irgendwie … zufrieden aus?
    »Nichts«, antwortete Kim hastig. Das fehlte noch, dass seine Eltern ihn für verrückt hielten.
    Wenn er es nicht schon war.
    Der Putzmann lächelte und fuhr fort, das Zimmer unter Wasser zu setzen.
    »Wir sollten jetzt gehen«, sagte sein Vater leise. »Wir können im Moment nichts für deine Schwester tun. Sie schläft. Vielleicht träumt sie ja.«
    »Ein schöner Traum«, murmelte Kim bitter. »Er muss ja ganz besonders sein, wenn sie gar nicht mehr daraus aufwachen will!«
    Ich will ja. Aber ich kann nicht! Er lässt mich nicht!
    »Erinnert ihr euch an die Geschichten, die sie immer erzählt hat? Von ihrem eigenen Land? Der Welt, die sie in ihren Träumen besucht?«
    »Märchenmond«, sagte seine Mutter leise. Sie seufzte. Vielleicht war es auch ein unterdrücktes Schluchzen. »Sie ist mir manchmal richtig damit auf die Nerven gegangen. Ständig hat sie diese verrückten Geschichten erzählt.«
    »Von Burgen und Schlössern«, sagte Kim. »Ich weiß.« Ihm war Rebekkamanchmal mehr als nur ein bisschen auf den Wecker gegangen mit ihrem ständigen Geplapper von Elfen und Zwergen und Riesen und Feen und all dem anderen Kleinkinder-Humbug.
    »Lasst uns gehen«, sagte sein Vater noch einmal. »Hier können wir sowieso nichts mehr tun.«
    »Und Drachen und Riesen«, fuhr Kim fort.
    »Der Oberarzt hat mir versprochen, uns sofort anzurufen, wenn sie aufwacht oder sich irgendetwas tut«, sagte sein Vater.
    »Berge so hoch wie der Himmel.«
    Seine Mutter beugte sich vor und hauchte Rebekka einen Kuss auf die Stirn. »Komm zurück«, flüsterte sie.
    »Und Zauberer und Ritter«, schloss Kim. »Und reißende Flüsse und schattige Wälder.«
    Der Putzmann hielt abermals in seinem Tun inne und maß ihn nun mit einem eigentümlichen Lächeln. Das Flüstern tief unter seinen Gedanken klang jetzt schon fast verzweifelt. Du bist ganz nah dran! Ja! Gib nicht auf, Kim!
    »Kommst du, Kim?«, fragte sein Vater. »Es ist spät.«
    »Kann ich … noch eine Weile bleiben?«, bat Kim stockend. Er war so durcheinander, dass es ihm schon fast schwerfiel, zu sprechen. In seinem Kopf ging alles drunter und drüber, und seine Knie begannen zu zittern. Sein Verstand beharrte darauf, dass er sich das alles nur einbildete und es ganz und gar unmöglich war. Aber zugleich war es auch so echt, und fast meinte er, das Rauschen der Blätter im Wind zu hören und das Zwitschern
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