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TS 74: Der Letzte der Navajos, Teil 2

TS 74: Der Letzte der Navajos, Teil 2

Titel: TS 74: Der Letzte der Navajos, Teil 2
Autoren: Andre Norton
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10.
     
    Obwohl es schon fast dunkel war, als sie ins äußere Tal zurückkehrten, machte sich Storm daran, mit Gorgols einhändiger Hilfe einen Schutzwall aus Felsstücken zu bauen, hinter dem sie während der Nacht ein Feuer unterhalten konnten. Es gab zwar noch die Höhle, in der er eingeschlossen gewesen war, aber die lag am anderen Ende des Tales. Und außerdem scheute er davor zurück, die dumpfe Luft und den Hauch modriger Verwesung, an die er sich nur zu gut erinnerte, noch einmal zu atmen.
    Rain war losgebunden und graste friedlich, Sollte der Hengst von der Höhe aus von einem spionierenden Nitra oder einem Posten der Gesetzlosen erspäht werden, würden sie ihn für einen Flüchtling aus dem zerstörten Expeditionslager halten. Und da Surra Wache hielt, bestand keine Gefahr, daß ein Dieb nahe genug herankam, um das Pferd zu stehlen. Vielleicht konnte man es sogar später als Lockvogel benutzen.
    Storm erklärte Gorgol diese Idee, und der Norbie war von ihr begeistert. Ein Pferd wie Rain war ein Wertobjekt – ein Reittier für einen Häuptling – eine Trophäe, mit der man vor Geringeren prunken konnte.
    „Bleibt noch der Weg“, signalisierte Storm mit den Händen, als sie nach dem Essen am Feuer saßen. „Über den Pfad, den wir heute gefunden haben, kann man keine Herde treiben. Wir müssen den anderen Weg finden.“
    „Solch ein Weg führt nicht durch dieses Tal“, antwortete Gorgol mit Überzeugung.
    Die Untersuchungen, die sie vor der Überschwemmung angestellt hatten, schienen das zu bestätigen. Die Expedition hatte keinerlei Anzeichen dafür entdeckt, daß Uroks in der Nähe der Hügel gegrast hatten. Storm zog sein Messer und begann, so gut er konnte, mit der Spitze eine Skizze des Tales zu zeichnen und seiner Lage zu dem Versteck der Gesetzlosen. Er erklärte, während er zeichnete, und der Norbie, an seine eigenen Kriegs- und Jagdkarten gewöhnt, folgte ihm aufmerksam, korrigierte und stellte Fragen.
    Als sie ihre Kenntnisse des Terrains ausgetauscht hatten, fand Storm nur eine Erklärung für das Fehlen eines Verbindungsweges zwischen den Tälern – wenn man von der engen Felsspalte, die sie heute erkundet hatten, einmal absah: Der Weg mußte von Südost nach Südwest zwischen den Höhen, die die beiden Täler trennten, verlaufen.
    „Im Dunkeln – Nitra kann sein angreifen.“ Gorgol betrachtete nachdenklich das winzige Feuerchen. „In Dunkel Norbie sehen gut – Nachtangriff großer Trick gegen Feind – gut gegen Schlächter.“ Er blickte zu Storm hinüber. „Du nicht sehen so gut in Dunkel? Kann sein nicht. Aber Katze – sie kann!“
    Bei diesem Hinweis auf eine Möglichkeit zu baldiger Betätigung wurde der Terraner hellwach. Norbiescouts würden sich nicht allzu lange in der Nähe des Lagers der Gesetzlosen herumtreiben. Der Nitra, den sie heute beim Auskundschaften beobachtet hatten, würde sich möglicherweise während der ersten Stunden der Nacht verborgenhalten und dann gegenMorgen die Pferde aus dem Xik-Versteck herauszujagen versuchen – ein beliebter Trick der Eingeborenen. Wenn man im richtigen Augenblick zur Stelle war, konnte man vermutlich während der nachfolgenden Verwirrung eine Menge in Erfahrung bringen.
    Es war jedoch nur eine vage Chance, und sie hing weitgehend vom Zufall und anderen Faktoren ab, auf die Storm keinen Einfluß hatte. Es war genau wie in alten Zeiten. Ein altvertrautes Prickeln lief über des Tiermeisters Nerven, und obgleich er sich dessen nicht bewußt war, gab das gelbe Licht der Flammen seinem Gesicht Ähnlichkeit mit Surra, Surra, wenn sie sich duckte, um zum tödlichen Sprung anzusetzen.
    „Du gehst“, signalisierte Gorgol. „Wir werden unteren Weg suchen jetzt - und dann warten bis Stunde des Zamle.“
    „Du auch?“
    Das dünne Grinsen des Norbie war Antwort genug, aber seine Finger setzten hinzu:
    „Gorgol ist jetzt Krieger. Dieses gute Spur mit viel Ehre. Ich gehe – finde voraus unseren Weg.“
    Sie aßen ihr Urokfleisch mit Bedacht. Und als Beilage fügte Storm dieser schmackhaften Nahrung noch zwei von den kleinen Konzentrattabletten aus seiner Soldatenzeit hinzu. Dann würde es ihnen nicht soviel ausmachen, wenn sie einen ganzen Tag oder mehr ohne Essen auskommen mußten.
    Er gab Surra einen stummen Befehl und vermerkte erfreut, daß sich die Dünenkatze fast mit ihrer alten Kraft und Geschmeidigkeit bewegte. Hing setzte er sich auf die Schulter. Für Baku waren Nachtunternehmungen nichts, aber Storm wußte, daß der
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