Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4
Autoren: Jilliane Hoffman
Vom Netzwerk:
Tat? Gott sieht dich! Denk daran! Wir sehen dich! Bist du rein in Wort und Tat?»
    Das Mädchen nickte, Tränen rannen ihm über die Wangen. Sie lächelte erst den Prediger, dann ihre Eltern im Publikum an. «Ja», antwortete sie. «Ich bin rein.»
    Die Menge brach in tosenden Applaus aus.
    Wieder wischte sich der Mann die Handflächen an den Arm­lehnen ab. Der Prediger war wirklich charismatisch. Die Menge fraß ihm aus der Hand. Wäre die Jungfrau nicht so rein gewesen, es wäre dem Prediger bestimmt leichtgefallen, die Leute dazu zu bringen, das Mädchen zu steinigen, wenn er das gewollt hätte.
    Sehr inspirierend.
    Der Mann drückte auf die Rückspultaste, und während das Band im Videorekorder ratterte, faltete er den braunen Leinen­beutel auf seinem Schoß auseinander. Mit den Fingern strich er über die weichen Pinselspitzen, dann entschied er sich für einen flachen Bürstenpinsel und das stumpfe Malmesser. Er nahm sei­ne Palette vom Beistelltisch und begann langsam und sorgfältig, Farben auszuwählen. Der stechende Geruch der Ölfarben war berauschend. Das Video begann von vorn. Der Prediger betrat die Bühne und wurde von der Menge begrüßt wie ein Feldherr, der aus der Schlacht zurückkehrte. Wie ein Messias.
    Während der Mann seinem jüngsten Werk den letzten Schliff gab, lauschte er ein letztes Mal der Predigt, denn die ungebremste Energie in den Worten des Geistlichen war für ihn so entspan­nend und stimulierend wie klassische Musik für den Chirurgen im Operationssaal.
    So wie die meisten von uns es jeden Tag tun müssen, muss Moses eine schwere Entscheidung treffen. Eine schreckliche Entscheidung. Eine Ent­scheidung die viele von euch anstößig finden, doch Moses - nun, Moses weiß, dass sie notwendig ist. Es ist eine schwere Wahl, aber notwendig. Was sagt er zu den Israeliten?
    Als der Mann fertig war, wandte er sich von seinem Werk ab und stellte den Pinsel zum Einweichen in Terpentinersatz. Neben dem Fernseher stand sein Computer. Der Mann erhob sich aus dem Fernsehsessel und setzte sich auf den Drehstuhl am Schreib­tisch. Seine Hände zitterten ein wenig, als er sich über die Bart­stoppeln strich, und an seinen Fingern klebte noch feuchte Farbe. Vor ihm auf dem Computerbildschirm saß das hübsche Mädchen auf einem rosa Bett in einem rosa Zimmer, umgeben von Postern von Filmstars und Vampiren, und telefonierte, während es ver­suchte, sich die Zehennägel zu lackieren.
    Er sagt zu ihnen: «Nun tötet alle Knaben und ebenso alle Frauen, die bereits mit einem Mann verkehrt haben.»
    Er leckte sich die Lippen und schluckte. Für den Bruchteil ei­ner Sekunde empfand er Scham und fragte sich, warum er solche Gedanken hatte. Doch für ein schlechtes Gewissen war es zu spät. Weder seine Gedanken noch seine Taten waren rein. Seine Seele war längst verdammt.
    Alle Mädchen aber und die Frauen, die noch nicht mit einem Mann verkehrt haben, lasset leben für euch selbst.
    Er tippte etwas in den Computer und klickte auf «Senden», dann sah er zu, wie das hübsche Mädchen vom Bett aufsprang und mit einem Lächeln im Gesicht zu dem Computer lief, der auf dem Schreibtisch stand.
    Es war eine einfache Frage, aber sie wirkte.
    Sie wirkte immer.
     
    bist du online?

 

1
     
    Lainey Emerson nagte an einem eingerissenen Acrylfingernagel, der noch auf ihrem Daumen klebte, und starrte auf den Compu­ter. Mit der freien Hand auf der Maus lenkte sie den Pfeil über den Bildschirm. Ihre Handflächen waren klitschnass, und ihr Herz pochte so laut und so schnell, dass sie dachte, ihr Brust­korb würde platzen. Tausende von Schmetterlingen, gefangen in ihrer Magengrube, flatterten hektisch, als sich der Pfeil dem Feld «Senden» näherte. Sie musste es nur anklicken. Das Feld ankli­cken und ihre dumme kleine, aus zwei Sätzen bestehende Nach­richt abschicken, für die sie buchstäblich - sie sah auf die Uhr in der unteren Bildschirmecke und zog eine Grimasse - Stunden gebraucht hatte. Trotzdem zögerte sie noch und rollte die Maus mit schwitzigen Fingern hin und her.
    Stelle nie eine Auskunft über dich oder ein Bild von dir ins Internet, das du nicht auf dem Titelblatt des Miami Herald sehen wollen würdest, Elaine.
    Lainey hörte die unheilvollen Worte so klar und deutlich, dass sie beinahe den Zigarettengestank im Atem ihrer Mutter riechen konnte. Sie stieß sich vom Schreibtisch ab, versuchte, die unangenehme elterliche Warnung von wegen «Mach nicht die gleichen Fehler wie wir» abzuschütteln,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher