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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4
Autoren: Jilliane Hoffman
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und sah sich in ihrem fast dunklen Zimmer um. Die Gesichter auf den Dutzenden von Filmplakaten, mit denen sie ihre Wände tapeziert hatte, lagen im Schatten. Von der Spätnachmittagssonne, die eben in den Everglades versank, waren nichts als ein paar blassorange Strah­len übrig.
    18:12 Uhr? War es wirklich schon so spät? Plötzlich wurde ihr bewusst, wie still es war. Der Lärm und das Gegröle des Roll­hockeyspiels war verstummt, das den ganzen Nachmittag auf der Straße stattgefunden hatte - Spieler und Fans waren längst zu Hause, wo Abendessen und Hausaufgaben auf sie warteten. Zwei Dinge, mit denen Lainey noch nicht mal angefangen hatte. Und Bradley? Von ihrem kleinen Bruder hatte sie schon eine Weile nichts gehört. Eine ziemlich lange Weile, eigentlich. Sie biss sich auf die Innenseite der Lippe. Normalerweise wäre sie froh gewe­sen, aber nicht jetzt, wo ihre Mutter bald nach Hause kam ...
    Die Haustür ging auf, und Lainey betete, es möge nicht ihre Mutter sein. Donnernd fiel die Tür wieder zu. Dreißig Sekunden später ratterte Gewehrfeuer aus dem Wohnzimmer. Brad spielte dieses blöde Videospiel, Grand Theft Auto, und knallte Polizisten ab, und zwar mit voller Lautstärke, nur um Lainey zu ärgern. Wut verdrängte ihre Erleichterung, und sie bereute, ein Gebet auf das Wohlergehen ihres nervtötenden Bruders verschwendet zu haben. Immerhin, er war zu Hause, sie hatte ihn nicht ver­loren. Sie drehte ihre Good-Charlotte-CD auf, um das Geschrei und Geknalle zu übertönen, und konzentrierte sich wieder auf den Computer. Wenn sie sich ständig ablenken ließ, würde es nie was werden.
    Das Foto auf dem Bildschirm leuchtete ins dunkle Zimmer und wartete ungeduldig darauf, hinaus in den Cyberspace geschossen zu werden. Ein hübsches Mädchen, das sie kaum wiedererkann­te, mit glattem braunem Haar und dunkel geschminkten Augen lächelte ihr herausfordernd entgegen. Ein hübsches Mädchen, das ihr kein bisschen ähnlich sah, wie Lainey immer noch verlegen dachte. Die enge Jeans und das bauchfreie T-Shirt betonten ihre schmale und doch weibliche Figur. Die vollen, glänzenden Lip­ pen passten zu den glänzenden langen roten Fingernägeln. Ihre Hände stützte sie wie eine Kandidatin von America's Next Top Mo­del selbstbewusst in die Hüften - eine Idee ihrer Freundin Molly. Normalerweise gefiel sich Lainey auf Fotos nicht, aber normaler­weise sah sie auf Fotos auch nicht annähernd so aus wie auf diesem Foto. Normalerweise trug sie ihr langes, schwer zu bändigendes kastanienbraunes Haar als Pferdeschwanz oder mit einem Haar­reif, und ihre langweiligen braunen Augen waren hinter einer Brille mit Drahtgestell versteckt. Normalerweise trug sie kein Make-up und keinen Schmuck, keine hochhackigen Schuhe und keine langen roten Fingernägel. Nicht etwa, weil sie nicht wollte, sondern weil sie nicht durfte.
    Doch obwohl sie darauf älter aussah, als sie war - und irgend­wie, na ja, sexy -, argumentierte Lainey im Stillen, war das Foto nicht sooo schlimm, dass sie es auf keinen Fall in der Zeitung sehen wollen würde. Auf MySpace gab es jede Menge Fotos, die viel, viel schlimmer waren. Sie war ja nicht nackt, und sie tat auch nichts Pornographisches oder so. Das Einzige, was man außer dem Bauch und dem falschen Bauchnabelring noch erkennen konnte, war der Umriss des ausgestopften pinken BHs unter dem knappen weißen T-Shirt, den sie ihrer Schwester Liza geklaut hatte, genau wie das T-Shirt. Vielleicht saß die Jeans ein bisschen zu tief, und das T-Shirt war ein bisschen zu eng, aber ...
    Lainey schüttelte den leise nagenden Zweifel ab. Das Foto war gemacht. Die Regel war bereits übertreten. Und ehrlich gesagt, sie sah ziemlich heiß aus, wenn sie das mal so sagen durfte. Ihre eigentliche Sorge zu diesem Zeitpunkt war: Was würde Zach da­von halten?
    Zach. ElCapitan. Allein bei dem Gedanken an ihn bekam Lainey feuchte Hände. Sie betrachtete das Foto am Rahmen ihres Bildschirms. Blondes Haar, hellblaue Augen, ein süßes, cooles Lächeln und ein niedlicher Schatten von blonden Bartstoppeln im Gesicht. Und diese Muskeln ... wow! Die Muskeln zeich­neten sich sogar durch das Hollister-T-Shirt ab. Niemand, den sie aus der siebten Klasse kannte, hatte auch nur den Ansatz von Muskeln oder Haaren am Körper. Seit sie ihn vor ein paar Wo­chen in einem Yahoo-Chatroom zum neuen Zombieland-Film kennengelernt hatte, hatte sie sich vorgestellt, wie Zach wohl aussah. Ein cooler, witziger Typ, der auf die gleichen Filme
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