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1138 - Zurück aus der Hölle

1138 - Zurück aus der Hölle

Titel: 1138 - Zurück aus der Hölle
Autoren: Jason Dark
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»Du denkst, wir leben, doch dabei sind wir tot…«
    Die geflüsterten Worte hörten sich in der recht hellen Tiefgarage lauter als normal an. Ich fuhr auf der Stelle herum, kaum dass ich den Omega verlassen hatte.
    Harry Stahl war ebenfalls ausgestiegen. Um sicher zu sein, dass ich mich nicht getäuscht hatte, wandte ich mich an ihn. »Hast du das auch gehört, Harry?«
    Er war etwas irritiert. »Ja, irgendwas schon. Aber ich kann dir nicht genau sagen…«
    »Da hat jemand gesprochen.«
    »Ach. Und wer?«
    »Keine Ahnung, aber ich habe mich nicht geirrt.«
    »Was hat der Unbekannte denn gesagt?«
    »Er sagte: ›Du denkst, wir leben, doch dabei sind wir tot!‹ Ja, genau das, Harry.«
    Mein deutscher Freund presste für einen Moment die Lippen zusammen. Auch ihn hatten die Worte irritiert, doch er glaubte mir, dass ich mich nicht geirrt hatte.
    »Tote, die nicht tot sind, John?«
    »So hat es sich angehört.«
    »Würde passen - oder?«
    Ich wusste, was er damit meinte, denn wir waren auf der Suche nach einer Frau, die Zingara hieß und sich auch noch Madame Tarock nannte. Sie gehörte zur Zunft der Wahrsagerinnen, und sie war Harry Stahl nahe eines Friedhofs begegnet, als er einen Mietkiller hatte stellen wollen. Dieser Killer war von einem Unterweltboss beauftragt worden, Madame Zingara zu töten. Es war ihm nicht gelungen, obwohl er auf die Frau geschossen und sie tödlich getroffen hatte. Sie war wieder aufgestanden, hatte den Spieß umgedreht und sogar Harry Stahl das Leben gerettet. Wobei er zusätzlich mit einem Phänomen konfrontiert worden war, denn Madame Tarock hatte es tatsächlich geschafft, ihren Kopf so zu drehen, dass ihr Gesicht auf die Rückseite gedreht worden war.
    So war der Geheimdienstmann Harry Stahl in einen Fall hineingestolpert, der für ihn eine Spur zu groß war. Dieses Phänomen hatte ihn geschockt, und er hatte mich angerufen, um mich um Hilfe zu bitten.
    Diesmal war wirklich alles an Zufällen zusammengekommen, das man sich nur vorstellen konnte.
    Unabhängig von Harry hatte ich bereits den Namen »Madame Tarock« gehört. Mein Freund Bill Conolly hatte just an diesem Tag einen Termin bei ihr, weil sie sich bereit erklärt hatte, ein Interview zu geben. Bill war leider krank geworden. So hatte er mich gebeten, für ihn einzuspringen. Ich war dann von zwei verschiedenen Seiten angehalten worden, nach Berlin zu fliegen.
    Ich hatte Madame Tarock bereits kennen gelernt. Auf ihrem zweiten Wohnsitz, einem Boot, das in einem der stillgelegten Kanäle lag. Dort war es auch zu einer Begegnung mit Victor Koss, dem Unterweltsboss, gekommen, der sich noch einmal sein Schicksal aus den Karten hatte lesen lassen wollen.
    Zufrieden war er nicht gewesen. Eine Karte hatte ihm den Tod prophezeit. Der war auch dann in unserem Beisein eingetreten, denn Koss war durch eine Tarock-Karte verbrannt, und Zingara war gegangen, obwohl Koss ihr zuvor zweimal in den Kopf geschossen hatte.
    So sah die Lage also aus, und uns war bei Gott nicht zum Jubeln zumute. Aber Bills Termin hatte ich wahrnehmen wollen, und Madame Tarock hatte auch nichts dagegen gehabt.
    So waren wir wieder nach Berlin Mitte gefahren, wo Zingara ihr eigentliches Büro hatte. Es lag in einem der neuen Gebäude zwischen Brandenburger Tor und Friedrichstraße, nicht weit von der Russischen Botschaft entfernt, die in dieser Gegend wie ein archaisches Bauwerk wirkte. Wir hielten uns im krassen Gegenteil davon auf. Eben in dieser an sich ruhigen Tiefgarage, die nicht düsterer war als viele andere, die ich kannte.
    »Glaubst du an die Worte, John?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Zumindest nehme ich sie ernst, Harry. Das ist kein Spaß mehr, denke ich.«
    »Verstehe. Aber - wer hat gesprochen? Und wo versteckt sich der verdammte Typ?«
    Das war die Frage. Es gab hier genügend Verstecke. Zum Beispiel hinter den hellen Säulen, die die Decke stützten oder auch zwischen den abgestellten Fahrzeugen, die auf dem glänzenden und ebenfalls hellen Boden standen. Es gab nur diese eine Etage hier unten. Weiter vor uns hörten wir das Geräusch eines fahrenden Autos, das sich langsam von uns entfernte.
    »Tote, die leben«, sagte Harry und sprach mehr zu sich selbst. »Das würde sogar passen.«
    »Du sagst es.«
    Vielleicht dachte er auch an unseren Besuch auf einem Nachbarboot. Dort hatten wir den Maler Otto E. kennengelernt, und ihm war es gelungen, das Rätsel ein wenig zu lüften. Denn er hatte uns ein bestimmtes Bild gezeigt, das nicht seiner
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