Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1138 - Zurück aus der Hölle

1138 - Zurück aus der Hölle

Titel: 1138 - Zurück aus der Hölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Phantasie entsprungen war. Er hatte es von einer sehr alten, spätmittelalterlichen Zeichnung abgemalt. Auf dem Bild waren Menschen mit auf den Rücken gedrehten Gesichtern zu sehen, die auf dem Weg in die Hölle waren. So hatte man sich im Mittelalter die Bestrafung der Wahrsager und Wahrsagerinnen vorgestellt, wenn sie gezwungen gewesen waren, sich auf den Weg in die Hölle zu machen.
    Hier aber hatten wir den umgekehrten Fall erlebt. Hier sollten die Toten zurückgekehrt sein. Jedenfalls war uns das klipp und klar gesagt worden.
    Ob es stimmte, wusste ich nicht. Einen Beweis hatten wir bisher noch nicht erhalten, auch nicht durch Madame Tarock, zu der wir unterwegs waren.
    Harry Stahl hatte sich einige Schritte von mir entfernt. Er hielt seine Pistole in der Hand und schaute sich sehr genau um, ohne allerdings mehr entdecken zu können als ich.
    Es waren die Richtungspfeile auf dem hellen Boden eingezeichnet und die leuchtenden Hinweise zu den Ausgängen. Wir hörten auch keine Schritte, kein Atmen, keine Stimme und keinen Ruf. Das Schweigen hielt uns umfangen.
    »Hätte es mir ein anderer gesagt, John, hätte ich ihn für geistig angeschlagen gehalten. Bei dir ist das etwas anderes.«
    »Danke, Harry, aber was ich gehört habe, das habe ich gehört.«
    Er richtete seinen nachdenklichen Blick auf mich und kam dabei wieder auf mich zu. »Gehen wir mal davon aus, dass alles stimmt, dann irritiert mich ein Wort besonders stark.«
    »Das wäre?«
    »Das Wörtchen wir.«
    Ich drückte meinen Kopf zurück und lachte leise. In diesem Fall hatte er recht. Wir - das deutete auf eine Mehrzahl hin. Demnach war es nicht nur eine Person, die nicht mehr tot war, sondern vielleicht als Tote lebte, sondern mehrere. Wie viele, darüber konnten wir nur spekulieren, aber Spaß machte es bestimmt nicht, sich mit lebenden Toten herumschlagen zu müssen.
    Ich wollte es nicht so pessimistisch sehen und meinte: »Es kann auch nur so dahingesagt gewesen sein.«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Du denkst an Madame Tarock, wie ich dich kenne.«
    »Du nicht?«
    »An wen sonst?«
    »Dann liegt auch der Gedanke an eine Falle nahe«, sagte er. »Aber da wir jetzt Bescheid wissen, ist dies nicht einmal so tragisch, nehme ich an.« Er lächelte mir kantig zu. »Ich denke, dass wir unseren Termin bei ihr wahrnehmen sollten.«
    »Nichts dagegen.«
    Das Büro der Madame Tarock befand sich in einem der neu errichteten Gebäude, in einem sechsstöckigen Haus. Im letzten, praktisch unter dem Dach, residierte sie, und es war eine feine Adresse, die von zahlreichen Kunden besucht wurde, denn das Wirken der Rumänin hatte sich herumgesprochen in den Kreisen, die auch ihre Honorare zahlen konnten. So wurde sie von Politikern und Wirtschaftsmanagern besucht und konnte sich das Büro in dieser teuren Gegend leisten.
    Keiner von uns ging mit normalen Schritten dem Fahrstuhl entgegen. Wir schauten uns noch immer um, denn dieser Satz war keine Täuschung gewesen. Ich hatte die Stimme gehört, doch die Person zeigte sich nach wie vor nicht.
    Weiter vorn lagen die extra angelegten Frauenparkplätze. Wir gingen auch davon aus, dass Mitarbeiter vor irgendwelchen Monitoren saßen, um das Innere des Parkhauses zu überwachen, und wahrscheinlich waren auch wir hin und wieder auf den Schirmen zu sehen.
    Als wir Stimmen hörten, blieben wir stehen. Diesmal klangen sie sehr laut. Zwei Frauen sprachen miteinander. Wenig später erkannten wir den Irrtum. Es war nur eine Frau. Die zweite Person war ein Kind, das von seiner Mutter an der Hand gehalten und weitergezogen wurde.
    Die Frau war wütend. Sie trug einen braunen Mantel, Jeans und einen Pullover. In der zweiten Hand hielt sie einige Tüten, während die andere ihre Tochter festhielt, ein Mädchen mit schwarzen Haaren, nicht älter als zehn Jahre.
    »Ich konnte doch nichts dafür, dass mir das Eis aus der Hand gefallen ist, Mutti.«
    »Das ist mir egal, Eva. Es geht mir auch nicht um das blöde Eis, sondern darum, was du mir erzählt hast.«
    »Das stimmt.«
    »Quatsch.«
    »Ja, Mutti.«
    Sie näherten sich uns. Wahrscheinlich stand der Wagen der Frau in der Nähe. Noch hatten sie uns nicht gesehen, und so plapperte Eva weiter. »Ehrlich. Die Frau hat ihren Kopf angepackt und ihn sich dann auf den Rücken gedreht.«
    Das waren Worte, die uns wie Sensenhiebe trafen. Plötzlich sahen wir Licht am Ende des Tunnels.
    Ich merkte, dass mir Harry etwas sagen wollte, da hatte ich ihn schon stehengelassen, ging mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher