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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4
Autoren: Jilliane Hoffman
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stand wie sie - sogar auf die richtig schlechten -, der die gleiche Musik hörte, die gleichen Fächer hasste, die gleichen Angeber doof fand wie sie und der mit seinen Eltern die gleichen Probleme hatte wie sie mit ihren. Sie konnte wohl unmöglich mehr erhoffen als einen Streber mit schlimmer Akne und noch schlimmerer Fri­sur, der nur in der Football-Mannschaft war, weil sein Onkel ihn reingehievt hatte. Aber dann hatte Zach ihr vergangenen Freitag endlich ein Foto geschickt, und ihr erster Gedanke war: «O mein Gott, dieser Typ könnte Model sein bei Abercrombie & Fitch!» Er sah phantastisch aus. Und noch toller war, dieser coole Kapi­tän der Football-Mannschaft sah nicht nur wahnsinnig gut aus - er schien auch sie zu mögen. Ihr war klar, dass sie ihm nicht ein­fach einen Schnappschuss von ihrem langweiligen Schulmäd­chen-Selbst zurückschicken konnte, erst recht nicht, weil dem Schulmädchen drei Jahre zu den sechzehn fehlten, die sie ihm vorgeschwindelt hatte. Ein kleines Detail, das aber einem Ober­schüler, um den sich nächstes Jahr die Colleges reißen würden, bestimmt nicht egal war. Sie wusste, er wäre total abgeturnt und ihre Beziehung - oder wie immer man das nennen sollte, was zwischen ihnen lief - wäre vorbei, bevor sie auch nur auf das Antwort-Feld seiner Lass-uns-Freunde-bleiben-Mail klickte. Falls er sich die Mühe überhaupt machte.
    Sie kaute das letzte Stück des Acrylnagels ab und spuckte es Richtung Papierkorb. Am Samstag hatten sie und Molly Stunden gebraucht, um ihr die Nägel für das «Foto-Shooting» anzukle­ ben, und ein paar kurze Sekunden im Schulsport heute Morgen hatten gereicht, um sie alle wieder zu zerstören. Dabei hatten sie so toll ausgesehen. Lang und spitz und oh, so rot. Mehr als die hohen Schuhe und das Make-up und Lizas Klamotten waren es die Fingernägel, die Lainey das Gefühl gaben, so ... aufregend zu sein. So erwachsen. Sie fühlte sich toll, wenn sie mit den Nägeln gegen ein Glas klickte oder ungeduldig auf den Tisch trommelte. Sie hatte das ganze Wochenende gebraucht, um rauszukriegen, wie man ein Blatt Papier aufhob! Doch jetzt waren die Nägel, wie Cinderellas Ballkleid und die Kürbiskutsche, nichts als eine Erinnerung. Cinderella hatte wenigstens einen gläsernen Schuh als Andenken behalten dürfen. Lainey blieb nur ein Stück an­geknabbertes Acryl.
    Und das Foto, natürlich.
    Sie starrte sich auf dem Bildschirm an. So. Wenn sie noch län­ger zögerte, würde sie es nie abschicken. Sie schloss die Augen, betete und drückte die Maustaste. Ein kleiner Brief sauste über den Monitor.
     
    Deine Nachricht wird gesendet.
     
    Im gleichen Moment surrte das Handy in ihrer hinteren Hosen­tasche, und Gwen Stefani röhrte The Sweet Escape. Molly. Langsam holte sie Luft. «Hallo, M.!»
    «Hast du's abgeschickt?», fragte eine aufgeregte Stimme.
    Lainey seufzte und ließ sich rücklings aufs Bett fallen. «End­lich, ja.»
    «Und?»
    «Noch nichts gehört. Ich hab's eben erst geschickt, vor zwei Sekunden.»
    Molly Brosnan war Laineys beste Freundin seit dem Kinder­garten, und alle - Lehrer, Trainer, Freunde, Eltern - sagten, wenn sie einander nur ein kleines bisschen ähnlicher sähen, wären sie wie eineiige Zwillinge. So eng waren sie. Früher zumindest. Es war also kein Zufall, dass Molly genau in dem Moment anrief, als Lainey «Senden» geklickt hatte. So was passierte andauernd - Molly dachte, was Lainey dachte, und umgekehrt. Deswegen war dieses Jahr ja auch so besonders schlimm. Egal was ihre Mutter sagte, eine andere Schule bedeutete eben ein anderes Leben. Lainey zupfte die Fussel von ihrem marsmännchengrünen Flokati-Kissen. «Ich bin so nervös, M.»
    «Warum hast du so lange gebraucht?»
    «Ich bin ein Angsthase.»
    «Wenn er sich meldet, musst du mir sofort Bescheid sagen, Lainey.»
    «Mach ich, klar. Was meinst du, wie er es findet?»
    «Ich hab's dir doch gesagt. Du siehst echt heiß aus. Ganz im Ernst. Er wird total drauf abfahren.»
    «Findest du nicht, ich sehe dick aus?»
    «Bitte!»
    «Albern?»
    «Ich wünschte, ich würde so albern aussehen.»
    Lainey setzte sich auf und starrte den Computer auf dem Schreibtisch an. «Ich dreh durch, wenn ich nicht bald von ihm höre, M.! Das Warten macht mich fertig.»
    Plötzlich rüttelte jemand an ihrer Türklinke. «Lainey!»
    «Hau ab, Brad! Ich meine es ernst», rief Lainey. «Geh weg von meiner Tür!»
    «Du darfst die Tür nicht abschließen! Das hat Mom gesagt!»
    «Dann renn doch zu ihr,
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