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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Autoren: Greg Palast
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Rolling Hills, New York
    Es liegt nur daran, dass ich so ein doofes Arschloch bin. Es hieß, ich solle einen weißen Van mieten, ein unauffälliges Auto, wie es Maler oder Installateure benutzen. Das wäre in der Dämmerung in einer Straße, in der sich BMWs und Carrera 95 tummeln, nicht weiter aufgefallen.
    Aber da ich fürchtete, die BBC würde das Mietauto vielleicht nicht bezahlen (in diesem Punkt hatte ich recht), war ich mit dem Roten Schrecken da, meinem 14 Jahre alten lädierten Honda, bei dem die Bremskontrollleuchte ständig brannte.
    Egal, jedenfalls rühre ich mich nicht vom Fleck. Ich kann warten.
    Hoffentlich. Es herrscht eine Eiseskälte, und der Dunkin’-Donuts-Kaffee ist auch kalt. Außerdem muss ich dringend die drei Becher loswerden, die ich schon intus habe. Ich warte schon eine Weile darauf, dass der Geier durch das elektrische Tor seines Anwesens zur »Arbeit« fährt und ich ihn in meinem lächerlich roten Auto unbemerkt beschatten kann.
    Und jetzt schickt mir der liebe Gott auch noch Schnee. Dicken, scheußlich nassen, schweren Schnee, der alles weiß tüncht – bis auf meine rote Karre. Genauso gut könnte ich eine Leuchtreklame auf der Motorhaube anbringen: ACHTUNG ÜBERWACHUNG. ICH SUCHE SIE.

    Wir haben um 4 Uhr morgens angefangen. Im Fernsehen kommt so etwas immer beeindruckend rüber: dramatische Aufnahmen mit dem Teleobjektiv, dann raus aus dem Auto und konfrontieren. Aber nach vier elend kalten Stunden ist gar nichts mehr beeindruckend, nur meine Blase schreit mich an.
    Badpenny ruft aus dem Toyota an, der vor dem Bürogebäude des Geiers steht. Dasselbe Problem – sie und Jacquie müssen pieseln. Wenn die sich jetzt hinter einen Baum hocken und den Schnee gelb färben, vermasseln sie womöglich die ganze Story. Aber die beiden wollen unbedingt ein anständiges Klo und müssen deshalb ihren Posten verlassen. Also gut, verdammt nochmal, sucht euch eine Tankstelle, aber lasst euch nicht erwischen .
    Ricardo wiegt liebevoll seine Kamera. Sein Baby. Ricardo bleibt ruhig. Ricardo bleibt immer ruhig. Er ist gerade aus dem Irak zurückgekehrt, wo er dank seiner Gelassenheit überlebt hat. Ricardo hat nie Hunger. Ricardo friert nicht und muss auch nie aufs Klo. Die Droge, die er nimmt, hätte ich auch gern.
    »Wir bleiben«, sage ich zu Ricardo. Warum? Wenn es Gott schnurz ist, wie der Geier sein Geld verdient und was er Afrika angetan hat, warum sollte ich mich darum scheren? Ach, scheiß auf Gott.
     
    Wenn ich Psychologe wäre, würde ich sagen, dass ich hier bin, weil mein Vater als Möbelverkäufer in einem spanischen Stadtteil von Los Angeles gearbeitet hat und Mexikanern schäbigen Krempel auf Raten angedreht hat. Später verkaufte er schickeren Krempel an schickere Leute in Beverly Hills, aber er hasste Möbel, und ich hasste die unwürdigen Scheißkerle und ihre schicken Ehefrauen, die die Möbel kauften. Ich konnte ihr Geld förmlich riechen und auch die Leichen, denen sie es abgenommen hatten. Sie waren allesamt Geier, und wir anderen waren ihr Aas.
    Da ist sie also, meine Geschichte, meine Motivation: Verbitterung, Neid, revolutionärer Eifer, was auch immer.
    Aber ich bin kein Psychologe. Ich bin Reporter. Und offenbar einer mit einer kleinen, aber hartnäckigen internationalen Reputation. Erst heute Morgen erhielt ich eine Anfrage eines jungen Mannes, diesmal
aus Polen, der in unserem Team mitarbeiten will. Aber Lukasz, der Möchtegernjournalist aus Krakau, schickt keinen Lebenslauf, sondern schreibt, dass er meinen BBC-Presseausweis, mein Notizbuch und meinen Laptop hat, alles geklaut auf dem Londoner Flughafen Heathrow. Statt Geld will er den Job. Es ist aber keine Erpressung: Wenn ich ihm den Job nicht gebe, gibt er mir meinen Ausweis und mein Notizbuch trotzdem zurück. Meinen Computer allerdings hat er schon verscherbelt, nachdem er die Passwörter geknackt hat.
    So einen könnte ich gut gebrauchen.
    Aber ich frage nicht, warum ich hier bin. Ich weiß, warum ich hier bin. Es sind die Worte, die unser Insider auf dem Band über den Geier gesagt hat:
    Eric hat auf die dunkle Seite gewechselt.
    Las Vegas
    Die 2000-Dollar-Nutten, Opfer der Rezession, streifen einsam und verzweifelt durch das Wynn-Casino. Badpenny, aufgeputzt als Bond-Girl, wirft Münzen in die Spielautomaten und summt dabei Elvis-Melodien.
    Badpenny hat hier die Aufgabe, gut auszusehen und Informationen zu beschaffen. Das macht sie super. Ein beschwipster Anwalt erklärt ihr: »Einer so schönen Frau wie
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