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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4
Autoren: Jilliane Hoffman
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PROLOG
     
    Der kleine stämmige Mann im weißen Anzug, mit dunkelrotem Hemd und Lacklederslippern, lief auf der Bühne hin und her, das Mikrophon in der Hand, und beugte sich immer wieder vor, um wahllos einige der verschwitzten Hände zu berühren, die sich ihm in der Unity Tree of Everlasting Evangelical Life-Kirche zu Hunderten entgegenstreckten. Eine breite Strähne seines poma­digen grauen Haars fiel ihm über die Stirn und vor die Augen. Er strich sie zurück. Dank der brillanten Kamera war im feisten Gesicht des Fernsehpredigers jede feine Linie zu erkennen, jeder Schweißtropfen, der ihm über die geröteten Wangen und in die Speckfalten seines Nackens rann.
    «Als Moses nun nach dem Sieg über die Midianiter vor die Israeliten trat», donnerte der Prediger, während er die Bühne von einem zum anderen Ende abschritt, «waren alle Fürsten bei ihm und auch der Priester Eleasar. Und was sieht Moses da? Was sieht er, das ihn so unglaublich erzürnt, wie uns die Bibel berichtet? Er sieht Frauen!   Die Menge, überwiegend Frauen, brach in laute Buhrufe aus.
    Der Mann im abgewetzten Kippsessel vor seinem Fernseher nickte der Kirchengemeinde beifällig zu, während er das Gesche­hen auf dem Bildschirm verfolgte. Als hätte er das Video nicht schon hundertmal gesehen.
    «Die Israeliten haben die Frauen gerettet», dröhnte der Pre­diger weiter. «Und Moses - nun, er sagt: Warum haben die Israeli­ten sie verschont?»
    Eine Frau aus dem Publikum rief: «Weil es Männer waren!»
    Der Prediger lachte. «Ja! Sie waren Männer. Und weil sie Männer waren, waren sie zu schwach für das Wesen der Frau­en! Dafür, wie eine Frau riecht, wie sie schmeckt, wie sie sich anfühlt!»
    Der Mann wischte sich die verschwitzten Handflächen an den Armlehnen ab und nickte enthusiastisch zu den Worten des Predigers.
    «Sie waren schwach?», fuhr der Prediger fort. «Und so haben die schwachen Männer das Leben der verderbten Frauen ver­schont, die das Elend über ihren Stamm gebracht haben. Doch Moses ist nicht einfach erzürnt, o nein. Er sagt nicht bloß: , und belässt es dabei. Nein. Moses weiß, was pas­sieren wird, nun, da die verderbten Frauen gerettet worden sind. Sie werden mit ihrem köstlichen Geruch und ihrer warmen Haut und ihren weichen Kurven ihre Eroberer bald betören. Das Böse hat viele Gesichter, Leute. Das Böse hat viele Gesichter.»
    Der Prediger zeigte auf eine junge Frau im Publikum und rief sie aufs Podium. Sie war höchstens siebzehn oder achtzehn. «Komm, mein Kind, komm herauf zu mir.» Von ihren Eltern und der klatschenden Menge ermutigt, kletterte das Mädchen schüch­tern auf die Bühne. «Seht euch an, wie schön sie ist», rief der Pre­diger, während er um die schmächtige Gestalt herumlief, mit aus­gebreiteten Armen wie ein Zirkusdompteur, der dem Publikum ein Tier vorführt. Er schnüffelte theatralisch und lächelte. «Sie riecht gut. Sie sieht gut aus. Es ist ihr nichts Böses anzumerken. Welcher Mann geriete da nicht in Versuchung?» Dann wandte er sich wieder an die Menge. «So wie die meisten von uns es jeden Tag tun müssen, muss Moses eine schwere Entscheidung treffen.
    Eine schreckliche Entscheidung. Eine Entscheidung, die viele von euch anstößig finden, doch Moses - nun, Moses weiß, dass sie notwendig ist. Es ist eine schwere Wahl, aber notwendig.»
    Gespannte Stille legte sich über die Menge. «Was sagt er zu den Israeliten?», fragte der Prediger seine Herde, indem er direkt ins Auge der Kamera sah und zu den Tausenden verlorenen Scha­fen vor den Bildschirmen im ganzen Land sprach, die an seinen Lippen hingen. «Was sagt er zu ihnen? Er sagt zu ihnen - genau so steht es in der Heiligen Schrift, Leute -, er sagt zu ihnen: Was heißt das im Klartext, Leute? , sagt Moses. Warum? Weil sie rein sind. Weil sie noch nicht verdorben sind.» Er sah das Mädchen auf der Bühne an und donnerte: «Sag uns, mein Kind, bist du Jung­frau? Bist du rein in Wort und
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