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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4
Autoren: Jilliane Hoffman
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Witz. Grüß ihn bloß nicht.»
    «Ich ruf dich später an.» Lainey legte auf und starrte die Worte auf dem Bildschirm an. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie so gut gefühlt. Sie wollte schreien. Dann erschien mit einem Klingeln noch ein Satz.
     
    ElCapitan:    noch besser, als ich mir vorgestellt hab, und ich hab viel phantasie ...
     
    ElCapitan:   würde gerne mehr von dir sehen
     
    Mit glühenden Wangen sah sich Lainey in ihrem Zimmer um. Natürlich war niemand da, aber sie war dennoch seltsam ver­legen. Was sollte sie antworten? Was würde Liza sagen? Meinte er das so, wie sie dachte, dass er das meinte?
    Laut quietschend ging die Tür zur Garage auf. «Brad? Elaine? Hallo? Wo seid ihr alle? Warum ist das Videospiel an?» Die ge­reizte Stimme ihrer Mutter hallte durchs Haus, begleitet vom Klicken ihrer Absätze auf den Keramikfliesen. Lainey hörte, wie Bradley den Flur hinunterrannte und in seinem Zimmer ver­schwand. Feigling. Sie wusste genau, was als Nächstes kam, und formte das Wort mit den Lippen.
    «Elaine!»
    «Bin in meinem Zimmer!»
    «Mach den Computer aus. Hast du überhaupt mit dem Abend­essen angefangen?»
    Und schon war der Spuk vorbei, und Cinderella war wieder zu Hause. In der Realität.
     
    LainBrain:    muss los. E112.
     
    E112 war Chat-Slang für «Elternalarm/Eltern im Anmarsch».
     
    ElCapitan:    wer?
     
    LainBrain:    mom
     
    ElCapitan:    verdammt! dabei waren wir grade bei meinem lieblingsthema ...
     
    Das seltsame, unangenehme Gefühl war wieder da, doch sie schob es beiseite. Warum stellte sie sich an wie ein Baby? Sie musste sich zusammenreißen.
     
    ElCapitan:    dachte, sie arbeitet montags spät
     
    ElCapitan:    oder war's freitag?
     
    LainBrain:    freitags und jeden zweiten montag. tut mir leid mit deinem trainer ©
     
    «Elaine? Hast du mich gehört? Schalt sofort die verdammte Kiste aus!»
     
    LainBrain:     LTL. sie ist sauer.
     
    «LTL» war Chatslang für «let's talk later», wir sprechen uns spä­ter. Lainey schlug das Sozialkundebuch auf, damit es so aussah, als hätte sie Hausaufgaben gemacht, und zerknüllte ein paar Seiten aus ihrem Ringbuch, um den Eindruck zu verstärken, falls ihre Mutter ins Zimmer kam. Jetzt musste sie erst mal Würstchen heiß machen und sich zwanzig Minuten lang eine Predigt an­hören, dass es unverantwortlich von ihr gewesen sei, den kleinen hauseigenen Psychopathen zwei Stunden lang Bullen abknallen und Autos klauen zu lassen, in einem Videospiel, das sein Vater ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. «Übung für den Ernstfall», würde Lainey am liebsten sagen, wenn es losging. «Mal ehrlich, Mom, Brads Karrierechancen sind begrenzt.» Aber die Bemer­kung würde ihr auch noch eine Ohrfeige einbringen.
    Gerade als sie die Tür aufmachte, klingelte ihr Computer wie­der. Sie rannte zurück an den Schreibtisch und starrte die Worte auf dem Bildschirm an.
     
    ElCapitan:    FYI. pink steht dir gut

 

2
     
    «Ich weiß nicht, ob ihr nur Halloween im Kopf habt, aber das sind nicht die Noten, die ich von euch erwartet habe», sagte Mrs. McKenzie, während sie durch die Bankreihen ging und die Klas­senarbeiten zurückgab. Sie klang erschöpft vom Alter und von den ständigen Enttäuschungen. Als sie an Laineys Tisch kam, blieb sie stehen. Kein gutes Zeichen. «Miss Emerson, ich habe mehr von dir erwartet», meckerte sie, ohne auch nur zu versuchen, die Stimme zu senken. Dann ließ sie die Arbeit wie angeekelt auf Laineys Tisch fallen, als wäre sie voll von Hundekot. Eine große rote 4+ landete sichtbar vor ihr.
    Wieder eine Vier. Mist... Lainey spürte, wie ihre Wangen rot wurden. Soweit sie sich erinnern konnte, waren die Einser, die sie früher bekommen hatte, nie so groß gewesen. Oder so rot. Hastig schob sie die Arbeit in ihre Schultasche und wich dem Blick ihrer dreiundzwanzig höhnisch glotzenden neuen Mitschüler aus.
    «Nächste Woche werden die Zeugnisse verschickt, Kinder», warnte Mrs. McKenzie und schüttelte ihren aufgeblasenen, margarinefarbenen Kopf, als es klingelte und die Menge der Schüler an ihr vorbei auf den Flur stürzte. «Ich weiß, dass ein paar von euch nicht sehr erfreut sein werden, wenn der Postbote kommt!»
    Jede Wette, dass sie mich meint, dachte Lainey und spürte, wie die Säure in ihrem Magen brodelte, während sie langsam durch die lärmenden Massen zur Cafeteria trottete. Ihre Mutter würde an die Decke gehen, wenn sie den Umschlag aufmachte – Mathe war
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