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Höllenfracht

Höllenfracht

Titel: Höllenfracht
Autoren: Dale Brown
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DER BOMBER
    Die B-52 des Strategie Air Command war bereit zum letzten Angriff. Obwohl sie sich schon der Hälfte ihrer Höllenfracht entledigt hatte, lagen noch immer ein paar Gravitationsbomben und vier Short-Range Attack Missiles  - SRAM-Kurzstreckenan griffsraketen - in ihren Bombenschächten. Bislang hatte die sechsköpfige Besatzung alle Manöver mit ihrer Uraltmaschine erfolgreich absolviert: ein schwieriges Auftanken in der Luft, einen Höhen-Bombenabwurf aus 7000 Fuß über Grund samt kurz danach erfolgtem SA-2-Überraschungsangriff auf Boden-Luft-Raketen-Stellungen sowie drei aufeinanderfolgende Bombenflüge durch ein Labyrinth von Hügeln und Tälern, die der Erprobung der Fähigkeit der Besatzung, unentdeckt zu bleiben, diente.
    Sie waren im Anflug auf das Zielgebiet, dem sie sich mit einer Geschwindigkeit von 6 Meilen pro Minute näherten und wo sie Boden-Luft-Raketen-Stellungen, radargeleitete Luftabwehrartillerie und lauernde Patrouillen der höchstentwickelten Abfangjäger der Welt erwarteten.
    »An alle, I. P. in drei Minuten«, gab First Lieutenant David Luger über die Bordsprechanlage durch. Er kontrollierte den Kurs der B-52 auf einer schmalen Anzeigetafel, die rechnerisch die Distanz maß und per Computer die Zeit feststellte, die noch bis zum Initial Point, dem Zeitpunkt für den Abwurf einer Atombombe aus geringer Höhe blieb. Es wird Zeit, die Checklisten durchzugehen, dachte Luger, in Kürze geht es los.
    Er warf einen Blick auf die in Sichthüllen steckenden Blätter auf seinem Schoß und ging die einzelnen Schritte der Checkliste von »Before Initial Point« bis »Bomb Run (Nuclear)« durch, in Gedanken der Liste jeweils bereits einen Schritt voraus. Jahrelanges Training hatte ihn geschult, sich exakt darauf zu konzentrieren, was er als nächstes zu tun hatte.
    »Vorsimulierter SRAM-Raketenstart-Check beendet«, sagte er.
    »Computer-Startprogramm fertig.«
    Niemand bestätigte, aber er hatte auch gar keine Antwort erwartet.
    Die Checkliste war schon vor Stunden durchgegangen worden.
    Während Luger sie im einzelnen durch die Bordsprechanlage gab, damit allen klar wurde, daß die arbeitsreichste Phase ihres zehnstündigen Einsatzes bevorstand, bemerkte er, wie er in seinem Sessel hin und her rutschte und es sich bequem zu machen versuchte.
    »Radios auf RBS-Frequenz«, sagte Luger. Er warf wieder einen kurzen Blick auf die Anzeigen seiner Tafel. »Zwei-fünf-undsiebzig Komma drei.«
    »Bestätigt«, erwiderte Mark Martin, der Kopilot. »RBS- Bombenabwurfplan registriert in beiden Radios. Sage IP an, wenn radarbestätigt.«
    »Kamera ein, eins-zu-vier«, verkündete Luger und drückte kurz einen kleinen schwarzen Knopf neben seiner rechten Schulter. Eine Spezialkamera nahm von jetzt an den Bombenabwurf und die Raketenstarts auf 35-mm-Film zum späteren Studium auf. »EW, Beginn Abwehrmaßnahmen in sechzig Sekunden.«
    »Abwehr bereit«, antwortete First Lieutenant Hawthorne, der die Schalterstellungen seines Blockiersystems und der Flugrouteneinstellungen noch einmal überprüfte. Hawthorne, ebenso alt wie Luger, war der EW-Offizier an Bord, verantwortlich für die elektronischen Waffen. Seine Aufgabe war die Abwehr aller Angriffe auf die B-52 durch Blockade oder Ablenkung der feindlichen Boden-Luft-Raketenwaffen oder radargesteuerter Artilleriewaffen sowie die rechtzeitige Warnung der Besatzung vor solchen Raketen- oder Flugzeugangriffen.
    »Roger«, sagte Luger. »Checkliste komplett.« Er las ab, was der TG-Meter anzeigte, ein uraltes Rollen-und-Zug-Meßgerät, das die Zeit in Sekunden bis zum nächsten Drehpunkt anzeigte. Luger blätterte die plastiküberzogene Seite um, bis zur »Bomb Run (Synchron)«- Checkliste, und warf einen Blick hinüber zu den Anzeigetafeln des Radarnavigators neben ihm. »Ungefähr eins-fünfzig TG bis IP, Radar. Haste das, Junge?«
    »Ja«, sagte Patrick McLanahan. Er saß über einen Stapel Checklisten für Bombenabwürfe und Radarreichweiten gebeugt. Er studierte seinen Bomben-»Spielplan«, als sähe er ihn zum allerersten Mal. Seine Arbeitsecke war übersät mit Zetteln, Zeichnungen und Notizen. Aus seiner Thermosflasche, die unter einigen Büchern und Papieren auf seinem Radarsichtgerät lag, lief etwas Kaffee aus,
    direkt über das Kontrollbord für die Kathodenstrahlenröhre und die Radarkontrollen.
    Luger wartete schon ungeduldig darauf, daß sein Kollege bereit sei. Die beiden Navigatoren, die ihre SAC-Bombereinheit auf diesem wichtigen
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