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Mädchen im Moor

Mädchen im Moor

Titel: Mädchen im Moor
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Beinen braun und im Mittelstück rosaweiß, war wie eine Verkörperung der Sünde.
    »Willst du mit uns aufs Außenkommando?« Käthe drehte sich noch einmal um.
    »Ja. Was ist das?«
    »Gärtnerei, Stall, Moorarbeiten, Torfstechen, Blumenzucht … das ist schöner als Innendienst. Da kommt man raus und hat die Illusion, frei zu sein.«
    »Wenn das möglich ist, Käthe.«
    »Das machen wir möglich. Ich spreche mit der Spange. Und die trägt es als eigenen Wunsch dem Direktor vor. Sowas schaukeln wir hier schon.«
    »Ist die Spange denn … denn auch so …«
    »Aber nein!« Käthe lachte laut. »Im Gegenteil! Die hat'n Freund, und der klettert nachts bei ihr ins Zimmer. Und das wissen wir … Na, Kleine? Ist das nicht 'n Grund zum Feiern …?«
    Nebenan rauschte das Wasser im Waschsaal, klatschten aus den Brausen die heißen Strahlen über die nackten Mädchenkörper, flatterte Lachen und Kreischen über die Flure und Gänge. Vivian v. Rothen sah schnell in das Zimmer, musterte wortlos Monika Busse und lief weiter zum Waschraum.
    Ein Jahr, dachte Monika. Ein ganzes Jahr … O Mutter, Mutter, warum habe ich das getan … ich weiß es ja heute selbst nicht mehr … ich kann es euch nicht erklären … und wenn ich es euch erklären könnte, ihr würdet es nicht verstehen. Wer kann schon begreifen, wenn ich sage: Ich weiß nicht, warum ich es getan habe. Um so zu sein wie die anderen in unserem Club, weil ich Rolf liebte, weil ich zeigen wollte, daß ich nicht feig und ängstlich bin, wie mich die anderen spöttisch nannten, weil ich beweisen wollte, daß ich zu Rolf passe, kühn, mutig und kaltblütig … weil ich ein Kindskopf war … weil … weil … Wer wird das je begreifen … O Mutter, Mutter … ein ganzes Jahr –
    Sie schlug die Hände vor die Augen und weinte.
    So traf sie die Heimmutter Julie Spange an, die vor dem Mittagessen die Zeit des Waschens ausnutzte, eine Zimmerinspektion zu machen und einige schlecht gemachte Betten wieder einriß. Das gab jedesmal ein lautes Murren, aber da die ganze Stube kein Essen bekam, bis das Bett nicht richtig gemacht war, beeilte man sich gemeinsam, die peinliche Ordnung wieder herzustellen.
    »Warum weinen Sie, Monika?« fragte sie und setzte sich neben sie auf die Bettkante. »Das läßt sich nun mal nicht ändern. Auch das schönste Gefängnis bleibt Gefängnis. Ich hörte, Sie wollen zum Außendienst?«
    Monika nickte stumm. In ihrer Kehle drängte ein Schrei nach oben, und sie wußte, wenn sie jetzt den Mund öffnete, würde er herausstürzen, ein Schrei voller Qual und seelischer Zerrissenheit.
    »Die Küche hat Sie auch schon angefordert.«
    »Frau Gumpertz …«
    »Ja.«
    »Da möchte ich nicht hin. Bitte, bitte … ich möchte nicht dorthin.« Monika Busse umklammerte Julie Spanges Arme. In ihre Augen trat eine wilde Angst.
    »Was haben Sie denn?« Die Heimmutter machte sich mit einem Ruck aus Monikas krallendem Griff los. »Kochen Sie nicht gern, oder was ist los?«
    O Gott, laß mir etwas einfallen … eine Lüge, eine Erklärung, ein paar Worte. Monika preßte die Fäuste aneinander. »Ich … ich habe gesehen, wie jemand sich am kochenden Wasser verbrannte«, log sie und sah an Julie Spange vorbei. »Seitdem –«
    »Schon gut! Welch zarte Seelen ihr auf einmal habt! Ich werde Sie zum Außendienst einteilen lassen. Zufrieden?«
    »Ich … ich danke Ihnen herzlich …«
    Julie Spange fuhr sich mit den Händen ordnend durch das Haar und über den Nackenknoten.
    »Gehen Sie und waschen Sie sich das Gesicht. Ich habe es nicht gern, wenn eines meiner Mädchen verheult herumläuft. Bei mir braucht keiner unglücklich zu sein, wenn er sich in die Gemeinschaft eingliedert. Ihr seid hier, um richtig leben zu lernen … und ich bin eure Freundin und Helferin. Ihr könnt mir alles anvertrauen.«
    »Ja, Fräulein Spange.«
    Langsam ging Monika Busse hinüber zum Waschraum. Ein Schwall nackter Mädchenkörper kam ihr entgegen, stieß sie zur Seite und verteilte sich auf die Zimmer. Vivian v. Rothen stand noch unter der Brause, ihr herrlicher weißer Körper drehte sich unter den dampfenden Strahlen. Sie hatte die Arme emporgereckt und spielte mit den Fingern im rauschenden Wasser. Hilde Marchinski stand nebenan an einem Becken und wusch sich. Ihr Blick war starr und gläsern, als empfinde sie dabei eine wilde Wollust.
    Vivian v. Rothen trat einen Schritt vor. Das heiße Wasser perlte an ihr herunter, das schwarze Haar klebte um ihren schmalen Kopf. Sie machte die
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