Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
Vom Netzwerk:
Sie schenkte ihm gerade eine Tasse Kaffee ein und bot ihm ein Stück selbstgebackenen Bienenstich an. Ich fixierte seinen Hinterkopf und konzentrierte mich mit aller Macht.
         Nein, nein, nein , dachte ich vor mich hin. Du willst keinen Kuchen essen!
         »Danke, Erika. Ich möchte nichts«, sagte Gregor prompt.
         Ich jubelte innerlich. Gut gemacht! Er nahm seine Kaffeetasse und ging zurück in sein Büro. Keine fünf Minuten später begann sein Magen laut zu knurren.
         »Warum habe ich Idiot eigentlich den Kuchen so schroff abgelehnt?«, hörte ich Gregor zu meinem Entsetzen murmeln. »Man kann sich das Leben auch selbst schwer machen.«
         Blöd, dass Männer, im Gegensatz zu Frauen, keine Leckereien in irgendwelchen Schreibtischschubladen bunkerten. Jetzt konnte ich ihm nicht vorschlagen, einfach einen Schokoriegel aus dem Vorrat zu essen. Ich machte mir eine mentale Notiz, dass ich ihn beim Einkaufen davon überzeugen musste, eine Tüte Süßigkeiten zu besorgen. Für Schokolade hatte er früher eine Schwäche gehabt.
     
    Just in dem Moment klingelte mein Handy: Kontrollanruf von ganz oben.
         »Wie läuft es mit den Entspannungsübungen, Lucy?«
         »Sehr gut!«, berichtete ich zuversichtlich. »Mein Mann ist vorhin sogar für ein paar Minuten eingeschlafen.«
         »Oh«, brummte Gabriel. »Meinst du nicht, dass du es damit ein wenig übertrieben hast?«
         Offenbar konnte man es ihm nicht so leicht recht machen. Bevor ich mich um einen Ausbildungsplatz als Engel bewarb, würde ich noch mal in mich gehen müssen, ob ich mit ihm als Chef überhaupt klarkam.
         »Ich habe uns vielleicht ein kleines bisschen zu sehr entspannt«, gab ich des lieben Friedens willen zu. »Aber ich kann das mit den suggestiven Gefühlen einfach noch nicht so gut steuern. Ich trainiere noch.«
         »Soso.« Wieder hätte ich schwören können, dass er leise in seinen Bauch hineinlachte. »Und hast du auch daran gedacht, dass dein Mann heute wie üblich keine Mittagspause gemacht hat und dringend etwas in den Magen braucht? Menschen müssen essen: Drei Mahlzeiten am Tag. Und dein Mann könnte durchaus den einen oder anderen Snack zwischendurch vertragen. Das Stück Kuchen wäre keine schlechte Idee gewesen.«
         Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und musste husten. Beobachtete mich Gabriel etwa die ganze Zeit vom Himmel aus?
     
    Nachdem mir mit diesem dezenten Hinweis nahegelegt worden war, dass ich die Sache mit dem Kuchen nicht wunschgemäß beziehungsweise vorschriftenkonform gelöst hatte, erhob ich mich. Ich wollte zur Sekretärin gehen und sie dazu bringen, Gregor noch einmal ein Stück anzubieten. Und das würde ich ihn dann annehmen lassen. Auf dem Flur stieß ich jedoch fast mit einem seiner Kollegen zusammen. Tobias war ein absolutes Schlitzohr, aber ein liebenswertes. Plus: Er hatte stets irgendeine Leckerei in seinem Aktenkoffer. Er kam mir viel gelegener als die Sekretärin. Ich heftete meinen Blick fest auf ihn und suggerierte ihm, dass er in das Büro meines Mannes gehen wollte. Willig kam er meiner Aufforderung nach.
         »Gregor, ich pack's dann mal für heute.«
         Meine bessere Hälfte schaute auf und nickte geistesabwesend. Wieder knurrte sein Magen. Ich sah Tobias erwartungsvoll an. Er machte jedoch keinerlei Anstalten, freiwillige etwas Essbares zu spendieren. Typisch Mann! Also fixierte ich ihn höchst konzentriert: Gib Gregor etwas zu essen! Gib Gregor etwas zu essen!
         Tobias war schon fast an der Tür, als er stehen blieb, sich umdrehte und noch einmal zurückkam. Wortlos stellte er seinen Aktenkoffer auf den Schreibtisch, holte eine Banane und zwei Müsliriegel hervor und legte sie vor Gregor hin.
         Ich heftete meinen Blick auf meinen Mann. Das ist deine Rettung! Genau darauf hast du jetzt Hunger.
         »Ach Tobi, dich schickt der Himmel! Danke«, sagte mein Göttergatte prompt.
         Na ja, so falsch lag er damit eigentlich gar nicht. Ich musste grinsen. Schade, dass man im echten Leben keine solchen suggestiven Fähigkeiten hat. Die kämen garantiert jeder Frau gelegen.

Fünftes Kapitel
    In dem Lucy merkt, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war
     
    Auf dem Heimweg dirigierte ich Gregor zu dem großen Supermarkt in der Rollnerstraße, in dem wir früher immer gemeinsam einkaufen gewesen waren. Noch im Büro hatte ich eine Einkaufsliste geschrieben. Meine mittägliche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher