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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
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ich seine letzte Tour in der Nacht gewesen war, und er nun Feierabend hatte? Das bedeutete, dass wir nach meinem Besuch beim Chef vielleicht ... Ich wagte den Gedanken nicht weiterzudenken.
         »Ah! Da seid ihr ja. Auf die Minute pünktlich. Lag das nun an Engel Manuels Fahrstil oder daran, dass du ausnahmsweise mal nicht mit den Öffentlichen unterwegs warst?« Gabriel musterte mich mit seinem verschmitzten Lächeln.
         Ich wurde rot und blickte zu Boden.
         »Hast du Frau Middelhauve schon eine SMS geschrieben, dass du gut angekommen bist?«
         Ach du Schreck! Das hatte ich völlig vergessen. Ich schüttelte den Kopf.
         »Dann hol das schnell nach, damit die beiden sich keine Sorgen machen und du ihnen nicht den Abend ruinierst.«
         Ich schaute ihn verwirrt an. Er erhob sich hinter seinem Schreibtisch und winkte Manuel und mir, ihm zu folgen. Während wir ins »Zimmer mit Aussicht« gingen – also den Raum mit den vielen hinter Vorhängen verborgenen Fenstern –, tippte ich einen lieben Gruß in mein Handy und wünschte Bea und Gregor eine gute Nacht. Dann wandte ich mich der Fensterfront zu. Gabriel zog, wie bei meinem ersten Besuch in dem Zimmer, die Jalousie hoch und öffnete das kleine Guckloch, aus dem ich schon einmal auf die Erde hinabgeblickt hatte. Anschließend trat er einen Schritt zurück und ließ mich hinausschauen.
         Ich sah Bea und Gregor – im Schlafzimmer. Und was sie machten, war ganz und gar nichts, wobei sie beobachtet werden wollten. Aber obwohl ich errötete, konnte ich mich nicht abwenden. Ade Privatsphäre!
         »Das gibt einen hübschen kleinen Jungen«, murmelte Manuel neben mir.
         »Nein, ein Mädchen!«, widersprach ich.
         »Nie im Leben! In der Stellung können nur kleine Jungs entstehen.«
         »Es wird aber ein Mädchen!«
         »Und wer hat mir neulich noch im Brustton der Überzeugung gesagt, dass an der Schlafzimmertür Schluss ist? Vor allem, wenn es darum geht, Kinder zu zeugen?«, fragte Gabriel mit einem Grinsen in der Stimme.
         »Ist es denn schon so weit? Ich meine, ist das nicht vielleicht einfach nur ein ... Versuch? Trockentraining für den Ernstfall?«
         »Das, meine liebe Lucy, wirst du in neun Monaten sehen.« Gabriel musste sowohl Manuel als auch mich vom Fenster wegziehen, damit er es schließen und die Jalousie herunterlassen konnte. »Jetzt aber zu einer wesentlich dringenderen Sache, die dich viel mehr angeht.«
         »Ja?« Ich sah den Erzengel neugierig an. »Kann ich sonst noch wo helfen?«
         Für Sekundenbruchteile entgleisten seine Gesichtszüge, dann merkte er, dass ich einen Spaß gemacht hatte. »Fast wäre ich dir auf den Leim gegangen, Lucy. Wo soll das mit dir nur enden?« Er schüttelte den Kopf, hielt aber plötzlich inne und starrte mir auf die Nase. »Ach, da ist ja das Schmuckstück, das uns das alles eingebrockt hat.«
         So! Nun hatte er also mein Piercing entdeckt. Aber woran sollte der kleine Stecker Schuld sein? Den gab es doch erst seit heute.
         Bevor ich mir eine Antwort zusammenreimen konnte, sagte Manuel: »Ja, jetzt gibt es ›Lucy in the sky with diamonds‹ endlich wirklich – und nicht mehr bloß als Lied.«
         »Genau! Endlich ist das eingetroffen, was das Orakel Frau Middelhauve geweissagt hat«, nickte Gabriel.
         »Entschuldigung, aber ich verstehe gerade nur Bahnhof!«
         »In ihrem ›Buch des Lebens‹ steht, dass sie einer Freundin nicht nur ein Löchlein in die Nase piekst, sondern auch dafür sorgt, dass ein Lied wahr wird und ein neuer Stern am Himmel entsteht. Deswegen habe ich mich mit den Astronomen beraten, wie sie den Satz deuten.«
         Das war es also gewesen, weshalb Gabriel mich auf die Erde zurückgelassen hatte: Damit ich mein Nasen-Piercing bekam. Puh! Wer hätte das gedacht?
         »Dann gibt es aber ein Problem!«, sagte ich selbstbewusst.
         »Nämlich?«
         »Ich muss in ein paar Wochen noch einmal runter.«
         »Und warum das?«
         »Weil das nicht der Diamant ist, sondern ein Strass-Steinchen.« Ich versuchte möglichst unschuldig dreinzuschauen, konnte mein zufriedenes Grinsen aber nicht lange unterdrücken.
         »Diese Idee kann eigentlich nur von Frau Middelhauve stammen. Habe ich recht?«
         Mein Grinsen war Antwort genug.
         Gabriel schüttelte seufzend den Kopf. »Nun gut, Lucy. Dann muss ich
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