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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
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Du-darfst-nie-wieder-auf-die-Erde-zurück.
         »In diesen vierundzwanzig Stunden wirst du sichtbar sein. Und zwar in deinem echten Aussehen. Um es deinem Mann nicht schwerer zu machen, als es für ihn sowieso schon ist, und auch, um Frau Middelhauve an den Gedanken zu gewöhnen, dass du kein Mensch bist, wirst du zu fünfundvierzig Prozent transparent sein. Das heißt also, jedermann kann dich durchscheinend wie einen Geist sehen.«
         Ich nickte. Soweit war alles klar.
         »Zum Schutz der Bevölkerung und ihrem Glauben an ihre zerebralen Fähigkeiten darfst du in der Zeit das Haus und den uneinsehbaren Teil des Gartens nicht verlassen. Wenn du weggehen möchtest, musst du dein Tarnmäntelchen anziehen, das dich komplett unsichtbar machen wird.« Gabriel blickte zur Uhr, dann sah er jeden einzelnen von uns an und fragte ihn mit Namen, ob er mit der Regelung einverstanden war. Bea und ich schrien unsere Zustimmung förmlich hinaus, während Gregor einen Augenblick brauchte, bevor er nickte.
         »Dann, meine liebe Lucy, ist der Zeitpunkt gekommen.« Gabriel zog ein kleines Döschen aus der Tasche seines Maßanzugs, öffnete es und reichte mir eine Pille. »Zerkauen und hinunterschlucken.«
         Ich nickte und steckte sie mir in den Mund. Als ich zum ersten Mal darauf biss, schlug eine Kirchturmuhr Mitternacht.
     
    Ich hatte die Tablette noch nicht einmal komplett zerkaut, da durchlief mich bereits ein Kribbeln. Ich sah, wie meine Füße, meine Beine, mein Bauch und schließlich meine Finger durchsichtiger wurden. Das war allerdings alles. Ansonsten fühlte ich mich genauso wie zuvor.
         Gregor flüsterte meinen Namen. Ich schaute auf. Nun erst merkte ich, dass er vom Sofa aufgesprungen war. Ich erhob mich ebenfalls und ging zu ihm. Es war ein wundervoller Moment, als er mich an sich drückte, es war jedoch nicht so wie früher. Die erhöhte Transparenz machte uns beiden zu schaffen, ganz wie es beabsichtigt war. Mein Liebling sollte es als schöner empfinden, wenn er Bea in den Arm nahm und nicht mich – und auch ich hatte mich bei Engel Manuel besser aufgehoben gefühlt. Aber durch diese Regelung konnten mein Mann und ich uns zumindest berühren und liefen gleichzeitig nicht Gefahr, dass wir nach Ablauf der vierundzwanzig Stunden in ein Loch fielen, weil wir den anderen zum zweiten Mal verloren.
         Als ich mich von ihm löste und umdrehte, standen wir allein im Zimmer. Aus der Diele drang Beas Lachen zu uns. Sie brachte Gabriel zur Tür und lud ihn ein, bei Gelegenheit mal wieder vorbeizuschauen, wenn er gerade in der Nähe wäre. Gregor und ich gingen zu ihr in den Flur, um uns ebenfalls zu verabschieden, aber sie hatte die Tür schon geschlossen.
         »Mein Gott, was man mit euch alles erlebt«, sagte sie und grinste abwechselnd mich und meinen Göttergatten an. Dann gab sie einen Schmerzenslaut von sich, weil sie versehentlich mit dem lädierten Fuß aufgetreten war. Mit einem großen Schritt stand Gregor neben ihr, hielt sie fest und schloss sie in die Arme. Über ihren Kopf hinweg sah er mich dabei an.
         Genau so soll es sein. Ich freue mich, dass du nun Bea hast. Unsere Zeit ist Vergangenheit. Ein Zurück gibt es nicht.
         Ich suggerierte ihm den Gedanken, wie ich es die letzten zwei Wochen getan hatte. Erst danach fiel mir ein, dass fortan alles anders war: Mein Schatz konnte mich sehen und hören. Damit war gar nicht mehr gewährleistet, dass er meine Gedanken immer noch empfangen konnte. Aber er nickte zur Bestätigung, dass er mich verstanden hatte. Anschließend hob er Bea hoch und trug sie zurück ins Schlafzimmer.

Fünfunddreißigstes Kapitel
    In dem Lucy sehr glücklich ist
     
    Als ich aufwachte, schien mir die Sonne ins Gesicht. Ich räkelte mich und hob den Kopf. Vor dem Zubettgehen hatte ich mich dafür entschieden, im Wohnzimmer zu übernachten. Natürlich hatte mir Gregor gentlemanlike angeboten, bei Bea zu schlafen und selbst das Sofa zu nehmen, aber ich hatte abgelehnt. Ich gehörte nicht mehr in sein Schlafzimmer. Dort war nun Beas Platz neben ihm.
         Nachdem ich aufgestanden war, deckte ich auf der Terrasse für uns drei den Tisch. Anschließend ging ich in die Küche und begann das Frühstück zu richten. Ich schnippelte Obst, rührte ein Müsli an, backte Brötchen auf und holte das vorletzte Glas der selbstgekochten Marmelade aus dem Keller. Irgendwann hörte ich über mir Schritte und Wasserrauschen. Ich kochte
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