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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
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Inspektion der Küche und des Kühlschranks hatte ja ergeben, dass außer einem Netz Zwiebeln keinerlei frische Lebensmittel da waren. Das hatte mich zwar verwundert, aber nicht stutzig gemacht – was es hätte tun sollen: Wir hatten den Laden noch nicht einmal betreten, als mein Schatz auf dem Absatz kehrtmachte und desertierte. Ich merkte es allerdings erst, als er fast schon beim Auto angekommen war.
         »Halt! Gregor, du kannst nicht einfach wieder wegfahren. Wir haben doch noch gar nichts besorgt!«, rief ich, während ich ebenfalls zurückrannte. Erst als ich ihn eingeholt hatte, erinnerte ich mich, dass ich ihn anschauen und Gedanken suggerieren musste. Du hast riesengroße Lust, heute Abend endlich mal wieder ganz toll für dich zu kochen, aber der Kühlschrank ist leer. Du musst jetzt da reingehen und einkaufen.
         Gregor blieb mit dem Schlüssel in der Hand neben dem Auto stehen und drehte sich unschlüssig um. Auf seinem Gesicht spiegelte sich all der Widerwille, den jemand aufbringen konnte, wenn er eine verhasste Tätigkeit erledigen sollte.
         Einkaufen macht Spaß. Du hast wahnsinnigen Hunger und möchtest viele leckere Sachen holen , versuchte ich ihn zu motivieren.
         Schließlich kramte er einen Einkaufschip aus dem Geldbeutel und holte einen Wagen. Na also, geht doch! Diesmal schafften wir es bis in die Gemüseabteilung, bevor ihn wieder der Mut verließ, er unschlüssig stehen blieb und sehnsüchtig in Richtung Ausgang linste.
         Einkaufen macht Spaß! Du hast Lust, frische Lebensmittel zu besorgen, damit du heute Abend thailändisch kochen kannst.
         Vielleicht hätte ich ein kleineres Geschäft nehmen sollen. Oder eines, in dem wir nie gemeinsam gewesen waren. Ich seufzte, dann suggerierte ihm Stück für Stück meine Einkaufsliste.
     
    Zu Hause parkte mein Schatz vor der Garage und trug immer zwei Tüten auf einmal ins Haus. Hatte ich ihn wirklich so viel mitnehmen lassen? Ein klein wenig war ich über all die Artikel erstaunt, die sich schließlich auf dem Küchentisch stapelten. Während er auspackte, klingelte sein Handy. Er nahm den Anruf entgegen und ging aus der Küche. Im Wohnzimmer holte er seinen Aktenkoffer, setzte sich aufs Sofa und machte ein paar Notizen in seinen Terminkalender. Da es offenbar ein längeres Gespräch wurde, begann ich, die verderblichen Lebensmittel in den Kühlschrank zu räumen. Als er wieder in die Küche kam, blieb er wie angewurzelt stehen. Ich hatte die leeren Tüten zusammengefaltet auf den Tisch gelegt.
         »Mein Gott, so fängt es an«, seufzte er. »Ich könnte schwören, dass ich höchstens eine Tasche ausgeräumt habe.«
         Ich biss mir schuldbewusst auf die Unterlippe. Natürlich hätte ich nichts anrühren dürfen! Aber ich hatte nicht einfach so tatenlos herumstehen und warten können. Das war noch nie mein Ding gewesen. Okay, ich hatte wieder einen Fehler gemacht. Schadensbegrenzung war angesagt:
         Alles wird gut! Auch in diesem Jahr! Kopf hoch und Schultern gestrafft. Du bist bloß ein bisschen müde und vergisst deswegen das eine oder andere. Heute gehst du früh ins Bett und schläfst dich richtig aus. Aber jetzt kochst du dir erst mal etwas Leckeres. Wo ist das Küchenmesser?
         Zu meiner Freude strafften sich Gregors Schultern tatsächlich. Er holte ein Schneidbrett sowie eine Schüssel und begann erst das Gemüse zu putzen, dann das Fleisch zu schneiden.
         Es ist schön, endlich mal wieder so richtig zu kochen. Das musst du in Zukunft regelmäßig machen. Und auf das Essen freust du dich schon riesig.
         Immer wieder suggerierte ich ihm kleine Ermutigungen. Ich hoffte, er werde sie sich langfristig einprägen und nicht nur in diesem Augenblick fühlen. Ein paar Minuten später schickte auch mir jemand eine Aufmunterung: Ich bekam eine himmlische SMS.
         Sehr gut machst du das, Lucy! Weiter so. Es sieht ganz köstlich aus, was dein Mann da kocht. Grüße, Gabriel
         Ich musste grinsen. Fehlte nur, dass er schrieb, dass es morgen schönes Wetter geben würde, wenn wir artig aufaßen.
     
    Nachdem Gregor gegessen und die Küche aufgeräumt hatte, überredete ich ihn, sich aufs Sofa zu setzen und Musik zu hören. Dann begann ich mit meiner ersten Therapiestunde. Auch die hatte ich mir am Nachmittag ausgedacht, während er gearbeitet hatte. Ich sendete ihm Gedanken: Wie gut es mir im Himmel ging. Wie ich glücklich von einer Wolke zur nächsten
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