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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
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plötzlich den Wunsch gefühlt hätte, dich in den Arm nehmen, dich vielleicht sogar streicheln und küssen zu wollen. Du hättest ihm Höllenqualen beschert! So etwas darfst du unter gar keinen Umständen wiederholen.« Pause. »Hörst du, Lucy? Wenn du mir das nicht versprichst, musst du auf der Stelle in den Himmel zurückkommen. Es wäre unverantwortlich, dich da unten weiter rumexperimentieren zu lassen.«
         Nun weinte ich hemmungslos. Offenbar merkte Gabriel, dass er zu weit gegangen war und mich völlig entmutigt hatte, denn er lenkte ein.
         »Ich habe keinen Engel frei, den ich dir zur Unterstützung schicken könnte. Und ich selbst kann hier nicht weg. Du musst versuchen, mit der Situation klarzukommen. Mach das Beste daraus. Die Alternative wäre, dass wir das Experiment abbrechen. Aber ich glaube, das willst du genauso wenig wie ich. Also denk dran: Du kannst in einem Menschen Emotionen erzeugen, indem du ihn fest ansiehst und dich völlig auf den Gedanken konzentrierst, den du ihm vermitteln willst.«
         »Okay.«
         »Wenn dein Mann zurückkommt, gibst du ihm das Gefühl, dass er ganz ruhig und entspannt ist. Und anschließend suggerierst du ihm, dass er heute mal früher Schluss macht und schön essen geht.«
         »Kann ich ihn nicht auch zu Hause etwas kochen lassen? Das macht er für sein Leben gern.«
         »Einverstanden. Aber, Lucy? Er soll sich etwas Gutes tun – nicht dir! Sein Lieblingsessen, nicht deins!«
     
    Wie es sich für ein perfektes Timing gehörte, erschien Gregor, nachdem ich aufgelegt hatte, sofort wieder in seinem Büro. Ich wartete, bis er sich hingesetzt hatte, bevor ich ihn fest ansah und einen Punkt in seinem Gesicht fixierte. Dann konzentrierte ich mich.
         Du wirst ganz ruhig und fühlst, wie sich jeder Millimeter deines Körpers entspannt. Deine Energie kehrt zu dir zurück und du bekommst wieder Lust auf das Leben , dachte ich wie ein inneres Mantra ein ums andere Mal vor mich hin.
         Irgendwann klappte es sogar bei mir selbst: Ich atmete langsam und tief in den Bauch und spürte, wie mein Puls ruhiger und ich zuversichtlicher wurde, dass ich die mir übertragene Mission schaffen konnte. Auch Gregor war sichtbar entspannter geworden. Er spielte nicht mehr mit seinem Füller, sondern hatte die Hände locker in den Schoß gelegt. Nach einer Weile merkte ich, dass er eingeschlafen war. Ups. Da hatte ich ihm offenbar eine Überdosis Ruhe verpasst.
         Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Ich fuhr herum. Die Sekretärin stand in der Tür. Über ihr Gesicht huschte ein Lächeln. Auf Zehenspitzen tippelte sie ins Zimmer, drückte ein paar Tasten an Gregors Telefon, bevor sie genauso leise wieder hinausschlich und die Tür hinter sich zumachte. Ich lächelte zufrieden. Eine sehr nette Frau! Und so einfühlsam. Sie schien genau zu wissen, wie nötig Gregor den Schlaf hatte. Entspannt lehnte ich mich zurück und hing meinen Gedanken nach.
         Auf einmal durchzuckte mich eine Idee: Vielleicht war die Sekretärin ja diejenige welche? Also die, die das Orakel auserkoren hatte. Waren es nicht sowieso immer die Vorzimmerdamen, die mit ihren Chefs ins Bett stiegen? Hm! Ich überlegte, was mir mein Mann über seine Schreibkraft erzählt hatte. Ich glaubte mich zu erinnern, dass sie verheiratet war. Oh mein Gott, das ging ja mal gar nicht. Da musste ich wirklich aufpassen, dass da nichts knisterte.
         Ein lautes Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. In Windeseile kramte ich mein Handy aus meiner Handtasche und wollte gerade den kleinen grünen Hörer drücken, als ich Gregors Stimme vernahm. Es war sein Handy gewesen, das geläutet hatte. Das hatte die Sekretärin natürlich nicht ausgeschaltet. Nicht sonderlich umsichtig von ihr. Für meinen Göttergatten stellte ich mir schon eine Frau vor, die etwas mehr mitdachte. Dass er sein Handy immer in seiner vorderen rechten Hosentasche aufbewahrte, ignorierte ich in diesem Augenblick geflissentlich.
     
    Nachdem mein Göttergatte das Telefonat beendet hatte, stand er auf und ging zur Tür. Erst wollte ich in seinem Zimmer auf seine Rückkehr warten – eventuell ging er ja bloß zur Toilette –, aber dann fiel mir ein, dass ich ihn derzeit besser nicht allein lassen sollte – nicht, solange die Sekretärin möglicherweise ein Auge auf ihn geworfen hatte. Als hätte ich es geahnt: Er marschierte tatsächlich ins Geschäftszimmer. Schnell lief ich hinterher.
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