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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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ich heiße Sarah.«
    »Mitch.«
    Ich überlegte, ob ich ihr was ins Mineralwasser tun sollte, damit sie ein bisschen lockerer wurde. Entschied mich aber dafür, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Sie nahm einen Schluck und sagte:
    »Soweit ich weiß, ist das eine Party für einen Gangster, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde.«
    »Der bin ich.«
    »Ach.«
    Ich trank ein paar Schluck Bier, sagte:
    »Ich bin kein Gangster. Nur arbeitslos.«
    Das musste sie erst mal verdauen, dann:
    »Was arbeiten Sie, wenn Sie gerade keine Frauen retten?«
    »Egal was, ich hab’s drauf.«
    »Mann für alles, ja?«
    Sie dachte nach und fragte:
    »Ich muss erst nachfragen, haben Sie Telefon?«
    Ich gab ihr die Nummer und meinte:
    »Haben Sie keine Angst, einen ehemaligen Sträfling weiterzuempfehlen?«
    »Sie werden selbst vorsichtig sein müssen, wenn Sie den Job bekommen.«
    Ich lachte, nahm sie nicht ernst.
    Das war die erste in einer langen Reihe von Fehleinschätzungen.
    Sarah ging weg, um sich zu erkundigen, wie ich annahm. Später kam Tommy Logan zu mir, schob mir ein Päckchen zu. Ich sagte:
    »Ich schulde dir was, Tommy.«
    Bri packte mich, sagte:
    »Mitch, ich habe gerade einen anbetungswürdigen jungen Mann kennengelernt.«
    »Aha.«
    Sie hielt die Hand eines Punks. Neunzehn oder zwanzig Jahre alt. Sah aus wie ein kranker Steven Gerrard, allerdings mit dem dreckigen Grinsen eines Möchtegerngangsters im Gesicht. Er sagte:
    »Yo, Bro.«
    Wenn man nicht schwarz ist, gibt es darauf wahrhaftig keine Antwort. Außer vielleicht eine schallende Ohrfeige, aber ich war nicht in Stimmung. Bri sprudelte los:
    »Mitch. Ich hab ihm gesagt, du nimmst ihn unter deine Fittiche.«
    »Das glaube ich kaum.«
    Sie wirkte aufrichtig erstaunt.
    »Magst du ihn nicht?«
    »Bri, ich kenne ihn nicht und will ihn auch nicht kennenlernen, lass es gut sein.«
    Sie verschwand in der Menge. Ich mischte mich noch ein bisschen unters Volk, bis ich genug davon hatte. Sah Norton und sagte:
    »Billy, ich hau ab.«
    »Was ... schon?«
    »Ich bin’s gewohnt, früh ins Bett zu gehen.«
    »Ach, ja ... hör zu, wegen dem Job ...«
    »Dem Geldverleih?«
    »Das ist nicht so, wie du denkst. Du musst nur ein- oder zweimal die Woche mitkommen.«
    »Billy ...«
    »Nein, hör zu ... die Bude, die Klamotten - von nichts kommt nichts.«
    So viel zu den Lebensweisheiten. Ich wollte die Wohnung, die Klamotten, das Leben. Ich fragte:
    »Wann?«
    »Passt dir Mittwoch? Ich hol dich um die Mittagszeit ab.«
    »Mittags?«
    »Ja, unsere Kunden sind keine Frühaufsteher. Deshalb sind die bescheuerten Wichser ja auch ständig pleite.«
    Wie Jack Nicholson in Zeit der Zärtlichkeit sagt:
    »Um ein Haar wäre ich davongekommen.«
    Ich war schon an der Tür, als mich Tommy Logan rief und sagte: »Da hinten gibt’s Krawall.«
    »Als ob mich das interessieren würde.«
    »Sollte es aber. Geht um deine Schwester.«
    Ich überlegte kurz, sie sitzenzulassen, dann fluchte ich:
    »Scheiße.«
    Ging wieder nach hinten. Vorbei an aufeinandergestapelten Bierkästen, leeren Fässern, raus in den Hof. Der Punk stand an der Wand, eine tiefe Schnittwunde auf der Wange. Bri hielt ihm die Glock vor die Nase. Ich sagte:
    »Bri ... Bri, ich bin’s, Mitch.«
    Sie bewegte sich nicht, sagte:
    »Er wollte mir sein Ding in den Mund stecken.«
    Ich ging näher ran, sagte:
    »Ich dachte, die Waffe ist ein Geschenk für mich.«
    »Ist sie auch.«
    »Na, darf ich sie dann haben, hm?«
    Sie starrte den Punk böse an, sagte:
    »Okay«, und gab sie mir.
    Er schien am Rande einer Ohnmacht. Ging in die Hocke, Blut strömte aus der Wunde. Ich beugte mich zu ihm herunter, durchsuchte seine Taschen. Bri fragte:
    »Raubst du ihn aus?«
    Nicht, dass ihr das was ausgemacht hätte, sie war nur neugierig. Ich sagte:
    »Ich suche seinen Vorrat; der kokst, ich hab ihn vorhin schniefen sehen.«
    »Willst du eine Line ziehen?«
    Ich fand das Päckchen, riss es auf und streute das Koks auf die Wunde, was den Blutfluss hemmte.
    Bri fragte:
    »Was machst du da?«
    »Wirkt wie ein Betäubungsmittel.«
    »Woher weißt du so was?«
    »Hab mir mit einem Drogenfreak die Zelle geteilt.«
    Ich stand auf, nahm sie am Arm, sagte:
    »Komm, wir gehen.«
    Als wir draußen waren, fragte sie:
    »Wollen wir noch durch die Clubs ziehen?«
    Ich winkte ein Taxi heran, ließ sie einsteigen und sagte:
    »Ich ruf dich morgen an.«
    »Mitch, ich hoffe, du bist Frank nicht böse, weil er’s nicht mehr geschafft hat.«
    »Nein, nein, ich bin
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