Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
Vom Netzwerk:
Angreifer waren Anfang zwanzig, weiß und widerlich.
    Der Erste sagte:
    »Was willst du, Wichser?«
    Der Andere:
    »Verpiss dich, Arschloch.«
    Aus der Nähe sah ich, dass einer von beiden eine Frau war, ein Mädchen. Ich sagte:
    »Lasst die Lady in Ruhe.«
    Der Erste zog Rückschlüsse aus meinem Blazer, allerdings die falschen, kam näher und sagte:
    »Was willst du machen, wenn nicht, Arschgesicht?«
    Ich sagte:
    »Das hier.«
    Und rammte ihm meinen Zeigefinger ins rechte Auge. Auf dem Hof ist das ein ganz normales Manöver. Wenn man es ernst meint, geht dabei ein Augapfel flöten.
    War nicht ernst gemeint. Tat aber trotzdem weh wie nichts Gutes. Ich näherte mich dem Mädchen und sagte:
    »Ich brech dir die Nase.«
    Es rannte weg.
    Die Frau, das Beinahe-Opfer, starrte mich einfach nur an. Ich sagte:
    »Kein klug gewählter Parkplatz.«
    Ich überquerte erneut die Straße und hörte Musik aus dem Greyhound.
    Betete, dass es nicht »The Streets of London« war.
    Die Kneipe war gerammelt voll. Auf einem Transparent über der Bar stand:
    WILLKOMMEN ZU HAUSE MITCH
    Norton, der einen Anzug von Armani trug, begrüßte mich herzlich:
    »Hier, willst du einen Revolver?«
    »Was?«
    »Ist ein Cocktail.«
    »Was ist da drin?«
    »Was soll drin sein außer Black Bush, zwei Spritzern Cointreau und Ginger Ale?«
    »Danke Billy, aber ich nehm lieber ein Bitter.«
    Verschiedene zweitklassige Verbrecher kamen auf mich zu und schüttelten mir die Hand.
    Die erste Liga blieb sitzen in der Erwartung, dass ich sie ansprach.
    Was ich tat.
    Die Party war das, was Dominick Dunne als »Rattenorgie« bezeichnet. Zu viele Leute. Alle möglichen Jobs wurden einem versprochen, gefolgt von »Wir telefonieren«-Gesten. Ich entdeckte Tommy Logan, einen aufstrebenden Drogenbaron, fragte:
    »Tommy, kann ich dich kurz sprechen?«
    »Natürlich, Junge.«
    Er war halb so alt wie ich. Er sagte:
    »Siehst fit aus.«
    »Fragt sich wozu, hm?«
    Wir lachten höflich. Ich sagte:
    »Du musst mir einen Gefallen tun, Tommy.«
    Er schob mich ans Ende des Tresens. Außer Hör- und möglichst auch Reichweite. Ich holte tief Luft, sagte:
    »Ich brauche Stoff.«
    Es gehörte zu Tommys Geschäft, sich niemals anmerken zu lassen, was er fühlte oder dachte.
    Jetzt wirkte er fast erstaunt, sagte:
    »Hätte nicht gedacht, dass du an der Nadel hängst.«
    »Ist eine einmalige Sache, für einen Freund.«
    »Mann, Mitch, genau das ist der Knackpunkt ... nur einmal.«
    Er war kurz davor, mir einen Vortrag zu halten. Ich kam sofort zum Wesentlichen, fragte:
    »Kannst du’s beschaffen? Ich brauch auch Besteck. Spritze ... so was.«
    »Klar, bis Ladenschluss hab ich das Zeug.«
    Er schüttelte den Kopf, dann:
    »Ich mag dich, Mitch, deshalb sage ich nur eins: Take it easy.«
    »Iris DeMent hat einen Song geschrieben, der heißt ›Easy‹.«
    »Wer?«

B riony traf ein und sah aus wie eine strahlend schöne Pennerin. Trug irgendeinen Designer-Müllsack. Sie umarmte mich innig, fragte:
    »Gefällt dir mein Kleid?«
    »Äh ...«
    »Hab’s bei Vivienne Westwood mitgehen lassen.«
    Bevor ich etwas entgegnen konnte, fragte sie:
    »Mitch, wie wär’s mit einer Glock?«
    »Hab grad einen Revolver abgelehnt.«
    Sie wirkte enttäuscht, sagte:
    »Ist eine 9mm.«
    »Scheiße, Bri, du meinst das ernst.«
    Sie griff in ihre Handtasche, sagte:
    »Ich zeig sie dir.«
    Ich packte ihre Hand, beschwor sie:
    »Um Gottes willen, zieh hier bloß keine Waffe ... Ich hol sie mir später, okay?«
    »Okay, Mitch.«
    Norton schrie:
    »Bri, was trinkst du?«
    »Einen Harvey Wallbanger.«
    Eine Frau kam in die Kneipe. Es war die Lady mit dem Aston Martin. Ich sagte zu Bri:
    »Entschuldige mich kurz.«
    »Frank kommt später, Mitch.«
    Der verstorbene Frank, immer zu spät. Ich trat an die Frau heran, sagte:
    »So schnell sieht man sich wieder.« Sie wäre fast zusammengeschreckt, fasste sich aber, sagte: »Ich hab mich gar nicht bedankt.«
    »Ich helfe gern ... sind Sie mir nachgegangen?«
    »Was? Du liebe Zeit, nein ... ich bin hier wegen einer Story.«
    Meine Zuversicht verflog.
    »Sind Sie Journalistin?«
    »Ja, ein Treffen von Verbrechern aus dem Südosten ist immer eine Nachricht wert.«
    Sie sah zur Bar. Eine Gruppe finster wirkender Männer war ins Gespräch vertieft. Sie strahlten etwas Bedrohliches aus. Sie sagte:
    »Die da sehen besonders fies aus.«
    »Stimmt. Die sind von der Polizei.«
    Sie lachte, fragte:
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Möchten Sie was trinken?«
    »Ein Mineralwasser ...
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher