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Du bringst die Liebe in mein Leben

Du bringst die Liebe in mein Leben

Titel: Du bringst die Liebe in mein Leben
Autoren: Nuria Wood
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1. KAPITEL
    Elda hatte ihn sofort gesehen, als er durch die Glastüren des altmodischen Speisesaales trat. Es war sein selbstbewußtes, beinahe rücksichtsloses Benehmen, das ihn von seinen Universitäts-Kollegen unterschied.
    Der Mann schaute über die etwa ein Dutzend Tische, bis sein Blick auf Eldas fiel. Sie sah, wie er dem Ober einen Wink gab, er solle noch einen Stuhl an ihren Tisch stellen, dann kam er zu ihr herüber und bat ihren Tischnachbarn, Platz für ihn zu machen - so ruhig, als täte er das jeden Tag.
    “Nun”, meinte er, als er sich neben die erstaunte Elda setzte,
    “schmeckt Ihnen die Suppe?”
    Elda schluckte, dann lachte sie leise auf. Die Art, wie er ihre Bekanntschaft machte, hatte sie beeindruckt. “Es geht”, antwortete sie fröhlich. “Der Küchenchef hat sich selbst übertroffen und in jede Suppenschüssel fünf Reiskörner gegeben. Heute ist Samstag, müssen Sie wissen.”
    “Großartig!” Er sprach mit einem eigenartigen Akzent, Elda lauschte fasziniert seiner tiefen, wohlklingenden Stimme.
    “Schauen Sie, kennen Sie den Mann, der gerade in den Speisesaal gekommen ist?” fragte ihr neuer Tischnachbar und deutete mit dem Kopf auf einen großen, überschlanken Mann, der sich in diesem Moment eine Zigarette anzündete.
    “Nein”, gab Elda zu und zog bedeutungsvoll die Augenbrauen hoch, als mache sie sich auf ein wohlgehütetes Geheimnis gefaßt.
    “Das ist Professor Chiave, der Präsident der Universität. Ein sehr einflußreicher Mann. Ihm gehört zum Beispiel die einzige Sägemühle in der Provinz.” Er brach ein Stück von seinem Brot ab und tauchte es in die Suppe, die ihm der Ober inzwischen serviert hatte.
    Belustigt beobachtete Elda ihn. Seine grünen Augen blickten aufmerksam und intelligent, sein blondes Haar fiel ihm in die gebräunte Stirn. Nein, wie ein Italiener sah er nicht aus, dennoch benahm er sich so. Der Kontrast zwischen seiner hellen Haut, dem blonden Haar und dem ausgesprochen italienischen Akzent seiner Sprache machte Elda neugierig. Wenn ein Fremder uns beide miteinander vergliche, würde er wohl mich für die Italienerin halten, überlegte sie. Aber er sprach fließend Italienisch mit dem Ober, er trug erstklassige italienische Kleidung, offensichtlich maßgeschneidert, und weiche, handgearbeitete Lederschuhe. Elda fragte sich, wie dieser Mann wohl dem Interesse der Frauen entgangen war - wenn überhaupt.
    Die Vergangenheit hatte sie gelehrt, alles erst einmal mit Skepsis zu betrachten.
    Was beabsichtigte er? Ihr Aussehen hatte sie in diesem Land der “Mosconis” schon mehr als einmal in Schwierigkeiten gebracht. Die italienischen Männer hatten sie umschwärmt, bis Elda sich schließlich einen Ehering kaufte, in der Hoffnung, daß sie als verheiratete Frau eher in Ruhe gelassen würde. Sie hatte russische Vorfahren, doch bestand kaum Zweifel daran, daß sie Amerikanerin war. Sie war größer als die meisten europäischen Frauen, und ihre Figur war wohlproportioniert. Der Blick in den Spiegel sagte ihr, daß sie ein offenes Gesicht hatte, das Gesicht einer Frau, die im Leben hatte kämpfen müssen - und die gewonnen hatte.
    “Ich habe gehört, Chiave würde sich hier nie sehen lassen”, meinte Elda. “Man sagt, er kommt nie, um neue Mitglieder der Fakultät zu begrüßen oder um beim Unterricht zuzuhören, sogar nicht einmal, um jemanden zu feuern. Er soll ein Snob sein, nicht wahr? Ein Mann, der nur die Oberen begrüßt.” Sie streute noch etwas Käse über ihre Suppe.
    “Er mischt sich nicht gern unters Volk”, bestätigte der Mann neben ihr.
    “Ich möchte mal wissen, warum er wohl gekommen ist”, überlegte Elda laut und runzelte die Stirn.
    “Meinetwegen.”
    “Oh.”
    Schweigend aßen sie weiter, bis Elda ihren Nachbarn fragte:
    “Ist Chiave wirklich Ihretwegen hier?”
    Der Mann wandte ihr sein Gesicht zu und grinste sie an. Er sah so ungemein gut aus, daß Eldas Herz heftig zu pochen begann. “Da bin ich ganz sicher.”
    Elda senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. “Wenn ich Sie wäre, würde ich meine Identität enthüllen. Ich will nicht neugierig sein, aber es würde unserer Unterhaltung sicher helfen, wenn ich Sie als Mensch anreden könnte und nicht als ein Pferd.”
    Der Mann schaute sie verständnislos an.
    Elda lachte. “Ach, das ist so ein Spruch bei uns in Amerika.
    Wenn man jemanden nicht kennt, dann redet man ihn mit ,hey’
    an. Das klingt dann genauso wie ,Heu’, und Heu ist für Pferde.”
    Jetzt
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