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Lilith

Lilith

Titel: Lilith
Autoren: Jennifer Schreiner , Daria Sarafin
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Welt.
    Ich ballte meine Hände zu Fäusten und kämpfte dagegen an, meine Hände nach ihr auszustrecken.
    „Danke!“, murmelte Lilith und schenkte mir ein strahlendes Lächeln.
    Der Aufruhr in meinem Inneren nahm noch mehr zu, obwohl ich das vor Sekunden noch für unmöglich gehalten hätte.
    Ich nickte ihr zu und drehte mich so schnell es ging um, um zu fliehen bevor ich den Kampf gegen meinen inneren Dämonen verlor.
    „Nein!“ Ihre entsetzte Stimme ließ mich herumfahren.
    „Bleib!“, bat sie leise. „Ich möchte nicht allein sein!“
    „ Gott steh mir bei!“ Ich schickte ein stummes Gebet zum Himmel und schlug ihr laut vor: „Ich kann dich zu Adam bringen!“
    Enttäuscht schüttelte sie den Kopf. „Danke, da bleibe ich doch lieber allein hier zurück!“
    Ich konnte ihre Trauer und ihre Einsamkeit beinahe körperlich spüren. Sie tat mir so Leid und ich verstand nicht, warum Jahve sie mit einem Mann in ein Paradies gesetzt hatte, den sie nicht lieben konnte oder wollte.
    Gedankenverloren und in meine eigenen Träume gehüllt, setzte ich mich zu ihr ans Feuer.
    „Danke!“, murmelte sie noch einmal leise und sah mich mit ihren wunderschönen grünen Augen an. „So viel Perfektion in der Schöpfung. So viel Liebe in ihr.“ Ich dachte an Samiel und was er wohl zu ihr sagen würde. Ich war mir sicher, er würde niemals diese Gefühle für sie haben, Gefühle, die ein Engel nicht haben sollte.
    Würde er sie wirklich hassen?
    Ich konnte mir meine Frage nicht verkneifen, wollte aus ihrem makellosen Mund hören, dass sie Adam nicht liebte. „Wieso läufst du weg, Lilith?“
    „Ich laufe nicht weg!“, konterte sie sofort. Dann schwieg sie und dachte über meine Frage nach. Als sie schließlich antwortete, war ihre Stimme leise, schuldbewusst: „Ich will nicht dauernd von Engeln beobachtet werden, ich will nicht etwas tun müssen, nur weil es von mir erwartet wird.“
    Ich wusste, sie spielte auf körperliche Liebe mit Adam an.
    „Und ich liebe Adam nicht!“ Hätte ich nicht so sehr auf diesen Satz gewartet, hätte ich ihr Flüstern überhört.
    Ein sanfter Schauder lief mir über den Rücken. „Ob sie mich würde lieben können?“
    „Liebe?“ Ich gab mich erstaunt, wollte mehr von ihr hören. Vielleicht konnten ihre Worte mir erklären, was ich für sie empfand.
    Ich konnte Liliths Verunsicherung spüren, mit der sie nach den richtigen Worten suchte: „Ja! Es muss doch mehr geben als die Tatsache, dass es männlich und weiblich von jeder Sorte gibt.“ Sie machte eine ausholende Geste: „Man sollte nicht nur wissen, dass man zueinander gehört, man sollte es auch spüren!“
    „ Gehören wir zusammen?“ Ich sah sie an und versuchte die Gedanken zu unterdrücken, es gelang mir nicht. Trotzdem wusste ich, dass von mir erwartet wurde, Lilith und Adam zu einem Paar zu machen.
    „Ihr gehört zueinander!“ erklärte ich mit mehr Gewissheit, als ich empfand. „Ihr wurdet füreinander geschaffen!“
    In meiner Stimme ließ ich den Glauben mitschwingen, dass Jahve keine Fehler macht. „Aber was ist, wenn es doch ein Fehler war? Wenn er sich mit ihr geirrt hat?“
    „Ich habe nicht das Gefühl, als würden wir das wirklich!“ beharrte sie.
    Ich benötigte den Rest meiner Selbstbeherrschung, um das Thema abzubrechen. „Darüber können wir später noch einmal reden!“
    Lilith bemühte sich um ein neutraleres Thema und rückte näher zum Feuer, als suche sie dort etwas innere Wärme: „Wieso hast du nicht mit mir geredet?“
    So ehrlich wie möglich erklärte ich: „Am Anfang fand ich die Menschen zu uninteressant, um euch überhaupt zu beachten!“
    Sie klang nicht beleidigt, als sie weiterfragte: „Und ab wann fandest du uns interessant genug?“
    Ich war versucht ihr die Wahrheit zu sagen, ihr einfach zu sagen, dass es ihr Anblick gewesen war. Aber ich beschränkte mich auf eine Halbwahrheit: „Seit du nicht deine Rolle in der Schöpfung an der Seite deines Mannes einnehmen wolltest.“ Meine Stimme wurde abwertend, als ich an den Mann dachte, dessen Partnerin Lilith sein sollte: „Adam ist genau so, wie ich mir die Menschen vorgestellt habe!“ Unwillkürlich glitt mein Blick über die Frau an meiner Seite und meine Stimme wurde liebevoller. „Und du? Du bist ganz anders!“
    Unsicher starrte sie mich an. Tobten in ihr dieselben Gedanken wie in mir?
    Angestrengt blickte ich zurück ins Feuer und versuchte an Samiel zu denken. „Du bist so unschuldig! Dich will man beschützen!“ Mit
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