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Lilith

Lilith

Titel: Lilith
Autoren: Jennifer Schreiner , Daria Sarafin
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lassen.
    Ihre Hand war weich und warm und aus irgendeinem Grund empfand ich ihre Berührung als tröstlich.
    Deswegen ließ ich sie nicht los, obwohl ich schon wieder stand.
    Sie sah auf ihre Hand, als hätte sie meine Gedanken gelesen, dann versuchte sie mir sie zu entziehen. Ich hielt sie fest.
    Verwirrt blickte sie mich an und ich musste mich zusammennehmen, damit ich sie nicht küsste, um herauszufinden, ob sich ihre Lippen ebenso weich und warm anfühlten und diese Zweisamkeit ebenfalls tröstlich wäre.
    Leider wusste ich genau, dass ich sie niemals küssen würde, da sie ein Mensch war und ich ein Engel – und sie zu Adam gehörte.
    Mit sanftem Druck versuchte ich sie von dem Baum wegzulotsen.
    „Lass mich los!“, verlangte sie.
    Amüsiert schüttelte ich den Kopf. – Mein kleiner Wildfang.
    „Ich kann dich auch vor deinen Freunden treten!“, drohte sie leise und ich musste schmunzeln, als ich daran dachte, wie sehr Samiel lachen würde, wenn ich ihm diese Geschichte erzählte.
    Als ich erkannte, dass Lilith durchaus bereit war, ihre Drohung in die Tat umzusetzen, entschloss ich mich, kurzen Prozess zu machen.
    Ohne auf ihre Gegenwehr zu achten packte ich sie an den Hüften und warf sie mir über die Schulter.
    Perfekt.
    Reizenderweise trommelte sie auf meinen Rücken ein, während ich sie trug und gab ihren sinnlosen Kampf auch nicht auf, als wir schon weit von dem Baum entfernt waren.
    Als ich sie an der Stelle wieder absetzte, an der sie losgelaufen war, starrte sie mich wütend an.
    „ Ob sie weiß, dass sie noch schöner wird, wenn sie wütend ist?“ Bei dem Gedanken musste ich lächeln – und sie gab mir eine Ohrfeige, bevor ich begriff.
    „Verdammter Idiot! Verdammter Idiot!“, schimpfte sie, während sie sich vor Schmerzen die Hand hielt.
    „Ich meine mich!“, erklärt sie, als hätte ich sie einer Beleidigung beschuldigt.
    „ Wie gern würde ich sie einfach in den Arm nehmen und trösten?!“ Ich deutete stumm in die Richtung, aus der sie gekommen war. Zurück zu Adam, weil ich mir auf einmal nicht mehr sicher war, welche Worte meinen Mund verlassen würden, wenn ich mit ihr spräche.
    Frustriert stampfte Lilith auf den Boden. „Erklär mir doch einfach, was es mit dem Baum auf sich hat!“, schlug sie vor.
    Ich schüttelte stumm den Kopf und wusste, dass es sie noch wütender machte.
    „Dann lass mich allein!“, verlangte sie.
    Wieder schüttelte ich den Kopf. Auf gar keinen Fall würde ich mich von ihr trennen.
    An ihren zusammengekniffenen Lippen konnte ich erkennen, dass sie sich maßlos über mich ärgerte, und aus irgendeinem perfiden Grund gefiel es mir, bewusste Emotionen in ihr zu wecken.
    Mit einem tiefen, schicksalsergebenen Seufzer drehte sie sich um und blieb verwirrt stehen. Sie schien bis eben nicht bemerkt zu haben, wie spät es war und dass es rasend schnell dunkel wurde.
    Ich lehnte mich gegen einen Baum und sah ihr zu, wie sie Feuerholz zu sammelte. Ich dachte an Adam und seine Sorge um sie und daran, dass ich sie einfach zu ihm zurückbringen könnte. Aber das würde sie mir nie verzeihen und ich wollte sie nicht wütend auf mich wissen.
    Außerdem gefiel mir die Vorstellung sie die ganze Nacht bei mir zu haben.
    „ Außerdem hat Adam sie nicht verdient!“, murmelte meine innere Stimme und ich wandte Lilith wieder meine volle Aufmerksamkeit zu.
    Mit einem Gesichtsausdruck, der von Verwirrung bis Wut auf sich selbst alles enthielt, hockte sie sich neben ihren Feuerhaufen und starrte das Holz an, als könne sie es nur mit Kraft ihrer Gedanken zum Lodern bringen.
    Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Hatte ich es mir doch gedacht! Lilith hatte nicht zugehört, als Jahve ihr und Adam erklärt hatte, wie man Feuer macht.
    Für einen Moment fragte ich mich, warum Jahve es überhaupt erklärt hatte. In Eden war es unnötig und Lilith hatte nur das Verlangen nach Licht und Trost, nicht nach Wärme.
    Trotzdem zog ich mein Flammenschwert und hielt es kurz an ihren provisorischen Haufen. Die Flammen griffen sofort auf das Holz über und im nächsten Moment prasselte ein fröhliches Feuer direkt vor ihr.
    Sie starrte mich mit großen Augen an und schien jetzt zum ersten Mal wirklich mich anzusehen. Ich spürte, wie mein Mund unter ihrem intensiven Blick trocken wurde und mein Herz einen Schlag aussetzte.
    Sofort machten sich Schuldgefühle in mir breit. – Ein Engel sollte keine solchen Gefühle haben. Überhaupt keine Gefühle, wir sind nur zum Beobachten auf der
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