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Lilith

Lilith

Titel: Lilith
Autoren: Jennifer Schreiner , Daria Sarafin
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ihm konnte ich leben. Auch wenn seine Gedanken konfus waren und sich nur darum drehten, wie die Schöpfung funktionierte – damit konnte ich leben.
    Ich seufzte erleichtert, während ich beobachtete, wie Adam versuchte herauszufinden, wie eine Spinne einen Faden wob.
    Seine Gedanken?! Ich stutzte, als ich seine Gefährtin nicht in ihnen finden konnte und löste mich von der Stelle, an der ich reglos gestanden hatte.
    Leise, damit die anderen Engel mich nicht bemerkten – ich hatte das Gefühl, man könnte mir meine Sorgen und Zweifel am Gesicht ablesen –, bahnte ich mir einen Weg durch das Unterholz.
    Das erste, was ich bemerkte, war die Tatsache, wie viele Engel sich bei ihr befanden. Sie verstellten mir den Blick, so dass ich die Lichtung mit dem See in der Mitte beinahe vollständig umkreisen musste, um sie zu sehen.
    Ich vergaß zu Atmen, als mein Blick auf sie fiel.
    Für eine Sekunde spülten Hassgefühle alle anderen Emotionen mit sich fort.
    Nie hatte ich ein faszinierenderes Wesen gesehen als diese Frau. – Ich hasste sie.
    Ich liebte sie.
    Langsam ließ ich mich zu Boden gleiten.
    Unmöglich! Jahve konnte nicht ein solch perfektes Wesen geschaffen haben! Ein vollkommenes Wesen aus Materie.
    Ich zitterte und mir war kalt.
    Mir war nach Weinen zumute. Ich konnte nicht unterscheiden, ob vor Glück oder vor Trauer, die Emotionen in der Materie waren zu ungewohnt für ein Wesen, welches nicht eigentlich aus Materie besteht.
    Konnte es sein? Konnte es – entgegen Samiels Argumentation – sein, dass diese Schöpfung doch perfekt war?
    Ich spähte durch den Busch und beobachtete, wie sie langsam und andächtig, als müsse sie jeden Schritt, jede Bewegung des Wassers, jeden Grad Temperaturunterschied genießen, tiefer in den See hineinging.
    Sie hatte die Augen geschlossen und hielt sie geschlossen, bis sie ganz im Wasser verschwunden war.
    Erst jetzt konnte ich meinen Blick von ihr losreißen.
    In den Augen der anderen Engel las ich dieselbe Faszination und Ehrfurcht, die auch von mir Besitz ergriffen hatte.
    Ihr Name lag auf meinen Lippen, samtig und wie ein Versprechen: Lilith.
    Am liebsten hätte ich laut nach ihr gerufen, nur um zu sehen, wie sie auf ihren Namen aus meinem Mund reagieren würde.
    Ich wusste, dass die anderen Engel ebenfalls in Versuchung waren, doch auch sie schwiegen und beneideten Adam stumm um seine Gefährtin.
     
    Kapitel 2.
    Mit einem flauen Gefühl betrat ich die Mitte des Labyrinthes.
    Samiel, der auf dem Boden gesessen hatte, blickte auf. Mit einem Satz war er bei mir und umarmte mich, als wenn er mich nie wieder loslassen wollte.
    Was musste es für ihn bedeuten, hier unten allein zu sein? Weit weg von der Liebe Jahves, ausgeschlossen von der Schöpfung?
    Ich betrachtete ihn, als sähe ich ihn zum ersten Mal und ließ ihn einige Sekunden lang meine Liebe für ihn fühlen.
    Er wusste noch nichts von den Menschen und ich wollte, dass er es von mir erfuhr.
    Wenn er sie doch nur gesehen hätte! – Hätte er sie gesehen, dann hätte er verstanden!
    „Ich weiß es!“, murmelte Samiel leise, als nähme er Bezug auf meine Gedanken.
    Ich war verwirrt. „Was weißt du?“
    Spöttisch betrachtete mich der Erzengel und zog eine Augenbraue hoch. „Wo bist du gewesen, Gabriel? Es muss doch DAS Gesprächsthema gewesen sein!“ Er lachte, doch es klang bitter.
    Ich streckte meine Gedanken aus und begriff sofort, was Samiel meinte. Rebellion gegen die zwei Geschlechter der Menschen.
    „Du wirst unachtsam!“, murmelte ich.
    Samiel zuckte mit den Achseln, als wenn es keine Rolle spielen würde. Ich mied seinen Blick und starrte zu Boden.
    „Wie schlimm ist es?“, erkundigte er sich in seinem melodischsten Tonfall. Er ahnte, dass er mich mit seinem neuerlichen Aufbegehren gegen Jahves Schöpfung verletzt hatte.
    Ich war verwirrt. Wie kann jemand, den ich so sehr liebte, bedingungslos liebte, mir so viel Kummer bereiten?
    Wie musste sich erst Jahve fühlen?
    „Sie sind Monster!“, behauptete er.
    Vehement schüttelte ich den Kopf.
    „Gabriel! Gott hat sich selbst zweigeteilt!“ Seine Stimme hatte einen bezwingenden Klang.
    Sein Gespräch mit Michael und Raffael hallte wie ein Echo durch die Schöpfung und ich wusste, ich konnte es mir sparen mit Samiel über männlich und weiblich zu reden. – Es gab nichts, was die beiden anderen nicht bereits gesagt hatten.
    „Sie ist wunderschön!“
    Samiel schnaubte gehässig. „Schönheit ist kein gutes Kriterium für ein Werturteil!“
    Ich
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