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Lilith

Lilith

Titel: Lilith
Autoren: Jennifer Schreiner , Daria Sarafin
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sah auf und erschrak.
    Seine Augen glühten golden. So wütend hatte ich ihn nur kurz vor seiner Verbannung gesehen.
    „Sie ist ein Monster!“
    „Sie sind uns so ähnlich!“
    Samiel schwieg.
    „Sie ist das Faszinierendste und Vollkommenste, das ich je gesehen habe!“ Ich sprach schnell, aus Angst, Samiel könne mich unterbrechen, bevor ich gesagt hatte, was ich sagen wollte. „Alle Engel lieben sie. – Durch sie verlieren sie jeden Zweifel an der Schöpfung.“
    Samiel schwieg immer noch.
    „Sie ist unwiderstehlich und sie bemüht sich genauso zu sein, wie du dir die perfekte Schöpfung immer vorgestellt hast.“
    Er schwieg weiter und sein Schweigen machte mich nervös. Es war die Art von Schweigen, die man unbedingt durch Worte füllen wollte.
    Und ich wurde den Eindruck nicht los, dass er auf irgendetwas zu warten schien.
    „Du redest nur von ihr“, meinte er schließlich sanft.
    Erschrocken sah ich ihn an, er hatte Recht.
    „Er ist uns einfach nur ähnlich.“ Ich zuckte mit den Schultern und versuchte die Tatsache, dass sie mich ungleich mehr faszinierte, herunterzuspielen. „Vielleicht liegt es auch daran, dass ich ihre Gedanken nicht lesen kann“, dachte ich laut.
    Samiel schnaubte höhnisch. „Vielleicht hat sie auch einfach keine!“
    Ich unterdrückte eine bissige Antwort und Samiel seufzte schwer.
    Wieder fiel mir auf, dass er eine Last zu tragen schien, von der ich keine Ahnung hatte.
    „Was ist los?“ Ich war besorgt um ihn und er sollte es wissen.
    „Nichts!“ Er klang gepresst und ich wusste, er würde nichts mehr sagen.
    „Sind sie glücklich in Eden?“, erkundigte er sich scheinbar beiläufig und wechselte das Thema.
    Ich nickte, dann schüttelte ich den Kopf. „Er ja, aber sie ...“, ich vollendete den Satz nicht, da ich nicht wusste, wie ich meine Intuition ausdrücken sollte.
    In Samiels abwertende Haltung mischte sich Verwunderung und Ärger.
    „Ich habe den Eindruck, dass sie Eden hasst. Als hätte sie das Gefühl eingesperrt zu sein.“
    Samiel wirkte wütend, aber er schwieg und wartete darauf, dass ich weiter sprach, weil mir die Stille wieder unangenehm wurde.
    „Ich befürchte, sie will mit Adam nicht so zusammen sein, wie es nötig wäre.“
    „An wem liegt es?“ Seine Stimme klang gezwungen, als durchleide er einen inneren Kampf.
    „Ich glaube, an ihm“, antwortete ich leise, als schämte ich mich für mein Urteil.
    „Sie muss ...“ Samiel unterbrach sich, als er bemerkte, dass er dabei war, seinen Gedanken laut auszusprechen.
    „Was muss sie?“
    Samiel schüttelte den Kopf.
    „Sie sind nur zusammen vollkommen“, bemerkte ich beiläufig.
    Er nickte nur und schwieg.
    Dieses Mal ließ ich mich nicht auf sein Spiel ein und schwieg ebenfalls.
    Erst nach Minuten gab er auf.
    „Es ist unendlich wichtig, dass die beiden ein Paar werden!“
    Überrascht sah ich ihn an.
    „Frag nicht!“, beschwor er mich. Hinter seinem Blick schien ein äonentiefer Abgrund zu lauern. „Es ist wichtig!“
    Ich nickte. „Und was wirst du tun?“
    Er lächelte sein hinreißend schiefes Lächeln. „Warten.“
    Wieder nickte ich und wandte mich zum Gehen.
    „Etwas wird geschehen, Gabriel! Jahve spielt nicht fair.“
    Ich drehte mich überrascht zu Samiel.
    „Ich weiß nicht, was geschehen wird.“ Es klang wie die Verteidigung seiner Prophezeiung. Ich ahnte, dass er mehr wusste, als er aussprach.
    Ich schenkte ihm ein trübsinniges Lächeln. „Ich liebe dich!“
    „Ich weiß!“
    Ich drehte mich um und ging zum Ausgang. Dort blieb ich stehen. Unsicher, ob ich sagen sollte, was ich dachte. Schließlich drehte ich mich noch einmal zu ihm um.
    Er stand in der Mitte des Raumes und für einen Augenblick lang wirkte er herzzerreißend einsam.
    „Jahve liebt dich, Samiel!“
    „Ich weiß.“
     
    Kapitel 3.
    Als ich wieder in Eden war, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Sie war in jedem von Adams Gedanken, seine ganze Existenz drehte sich um sie.
    Ich hörte ihm zu, spürte, was er für sie empfand und wie viele Sorgen er sich um seine Gefährtin machte, die ohne ihn losgezogen war, um Eden zu erkunden.
    Menschen!
    Adam wusste doch, dass sie nicht weg konnte – nicht von ihm und nicht aus Eden – und trotzdem machte er sich Sorgen.
    Was sollte ihr bei so vielen Engeln passieren?
    Für einen Moment war ich versucht, die Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen, doch zu drängend hallten Samiels Worte in mir nach.
    Ich fühlte mich dafür verantwortlich, dass sie mit Adam
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