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In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: In ihrem Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Annie Hauxwell
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1
    Catherine Berlin betrachtete das blaue Fleisch, das in dem grauen Wasser hin und her dümpelte, Konturen von weiblichen sterblichen Überresten, die im Februarnebel verschwammen. Das Kielwasser eines Wassertaxis auf dem Fluss brachte das Schleusenwasser zum Plätschern. Berlin fühlte ihren Körper leicht mit der Dünung mitschaukeln, die die Leiche bewegte und die tiefe, gezackte Wunde an der Kehle entblößte, als hätte jemand daraus etwas herausgebissen. Mit leichtem Erstaunen registrierte sie die Beschleunigung ihres Herzschlags. Das also brauchte es, um sie zu berühren. Dafür würde jemand bezahlen müssen.
    Die Falldiskussion mit der Mordkommission lief wie üblich ab. Die Männer am Tisch sahen Berlin gleichgültig an. Sie war nur eine Zivilfahnderin beim Dezernat für illegale Geldgeschäfte. Ihre schlanke Figur wirkte jetzt, mit 55, irgendwie vergeudet. Das ehemals blonde Haar war nun schmuddelig grau, durchzogen von mattgoldenen Strähnen.
    Detective Chief Inspector Thompson, der Boss, war ungefähr in ihrem Alter und schien schon lange nicht mehr interessiert daran, sein nicht unbeträchtliches Gewicht in die Diskussion zu werfen. Er legte sein Schinkenbrötchen ab, setzte die Brille auf und las aus einem Notizbuch: »Ein Biss oder ein Riss. Verursacht durch eine gezackte oder gezahnte Schneide – egal –, die den Hals durchbohrt und dabei den Kopf fast abgetrennt hat. Wir warten noch auf die Ergebnisse der Spurensicherung. Miss Berlin, können Sie uns in der Zwischenzeit noch mehr über Ihre Informantin erzählen?«
    Er sah sie nicht an, während er redete, aber sein Ton war sanft, und ihr wurde klar, dass seine offensichtliche Gleichgültigkeit ihr gegenüber eher von professionellem Desinteresse als von Arroganz herrührte.
    Während die anderen in ihren Unterlagen blätterten, wiederholte sie noch einmal, was sie bereits ausgeführt hatte: »Sie rief den Notruf an und behauptete, Archie Doyle sei ein illegaler Geldverleiher. Das erste Mal trafen wir uns vor vier Monaten bei Starbucks. Das Datum steht in der Akte. Sie war redegewandt, glaubwürdig, aber nervös. Ich musste ihr Vertrauen gewinnen. Wir vereinbarten ein erneutes Treffen. Dazwischen unternahm ich weitere Nachforschungen, ich erhielt die Genehmigung zur Überwachung, und die Observation begann.«
    Ein frettchenhafter junger Beamter meldete sich laut zu Wort. Berlin hatte ihn schon mal gesehen, wusste aber nicht mehr, wo. Sie merkte, dass er sie auch wiedererkannte, aber mehr als eine geeignete Zielscheibe. Diese Gelegenheit würde er nicht ungenutzt lassen.
    »War sie eine besorgte Bürgerin, eine rachsüchtige Freundin oder ein Opfer? Also, so wie ich das verstehe, ist die Schuld beglichen, falls der Geldverleiher keine Lizenz besitzt und verhaftet wird, hä? Mordsanreiz.«
    »Das ist richtig«, sagte Berlin. Sie hielt seinem Blick stand, hatte aber kaum noch Energie für dieses Spielchen. Ihr fiel sein Name ein: Flint. Das Frettchen war ein Detective Constable.
    »Na, was war sie denn nun? Bürgerin, Tussi oder Opfer?«, fragte Flint.
    »Das hat sie nicht gesagt.«
    »Kein Name, keine Adresse«, sagte Flint.
    »Sie wollte ein Pseudonym benutzen. Juliet Bravo.«
    Flint sah sie verwirrt an. Offensichtlich sagte ihm der Name nichts.
    »Im Fernsehen. Vor deiner Zeit«, murmelte Thompson.
    Flint nickte kurz. Jetzt hatte er Blut geleckt. »Sie hatten nur ihre Handynummer und sonst nichts? Sie war doch bestimmt als Informantin eingetragen. Sie wissen, was das ist, oder? Eine Informantin.« Er sagte das sehr langsam.
    »Nein«, sagte Berlin.
    »Nein, Sie wissen es nicht, oder nein, sie war nicht eingetragen?«, fragte Flint.
    Berlin erhaschte seinen raschen Rundblick auf seine Kollegen, mit dem er sich vergewisserte, dass die seinen schlauen Sarkasmus mitgekriegt hatten.
    »Sie war nicht eingetragen«, sagte sie.
    Flint schüttelte den Kopf und warf seinen Kugelschreiber auf den Tisch, eine Geste der Ungläubigkeit. Berlin räusperte sich. »Lassen Sie mich das erklären, Detective Constable …«
    »Acting Detective Sergeant«, blaffte Flint.
    Berlin beschloss, das zu überhören. »Sehen Sie, ich habe heute Morgen an der Limehouse-Schleuse auf sie gewartet. Es war sehr kalt, deshalb bin ich auf und ab gelaufen.«
    »Das war ein verdammt frühes Treffen«, bemerkte einer der Beamten.
    »Eher spätnachts«, sagte Berlin.
    »Partymaus«, höhnte Flint. Bezog sich das auf sie oder auf die Tote?
    »Schlaflosigkeit«, sagte Berlin genauso
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