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Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
Autoren: Ann Granger
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K APITEL 1
    Monty Bickerstaffe schlurfte in seinem charakteristischen Gang wankend und mit schwingenden Armen durch die Straßen. Die Bewegung gefährdete die flaschenförmige Beule in der durchhängenden Plastiktüte in seiner rechten Hand.
    Seine vorherige Anwesenheit in der Spirituosenabteilung des Supermarktes hatte jegliche andere Kundschaft aus den Gängen vertrieben. Ein sehr junger Juniormanager hatte schließlich seinen Mut zusammengerafft und war an ihn herangetreten. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, hatte er seine Rede begonnen und anschließend unmissverständlich klargestellt, dass Montys Anwesenheit im Laden unerwünscht war.
    »Rotznäsige halbe Portion!«, hatte Monty leise in sich hinein gebrummt. »Ich bin ein Kunde genau wie jeder andere auch!«
    Und genau das hatte er dem jungen Mann auch zu verstehen gegeben. Auch dem älteren Burschen, der hinzugekommen war, um seinen jungen Kollegen zu unterstützen. Und dem Sicherheitsmann des Ladens. Dem hatte er darüber hinaus noch mehr erzählt.
    »Ich werde Sie belangen, wegen Freiheitsberaubung!«, hatte er gedroht. »Sie können doch gar nicht wissen, ob ich nicht bezahlen will! Ich habe den Laden noch nicht verlassen! Bevor ich den Laden nicht verlassen habe, müssen Sie davon ausgehen, dass ich vorhabe zu bezahlen, was rein zufällig auch der Fall ist. Außerdem, junger Mann - Sie dürfen mich nicht durchsuchen, nicht einmal dann! Sie sind kein Constable. Sie müssen zuerst einen richtigen Constable rufen.«
    »Ich kenne das Gesetz«, hatte der Sicherheitsmann des Supermarktes erwidert.
    »Nicht so gut wie ich, mein Junge«, hatte Monty ihm entgegengehalten.
    »Ja, sicher. Ich weiß, Monty. Warum verschonen Sie uns nicht?«
    Sie hatten um ihn herumgestanden, während er bezahlt hatte. Das Mädchen an der Kasse war vor ihm zurückgewichen, als er ihr das Geld gereicht hatte, als ekelte sie sich, es anzufassen. Als wäre es durch den bloßen Kontakt mit Montys Hand kontaminiert.
    »Badet er eigentlich niemals?«, hatte Monty im Weggehen ihre Kollegin an der benachbarten Kasse fragen gehört.
    »Hey, schon gut! Nicht schubsen!«, hatte er den Sicherheitsmann angeraunzt. »Ich brauche eine Plastiktüte. Ich habe ein Recht auf eine Plastiktüte, und ich werde nicht dafür bezahlen! Ich habe genug für meinen Whisky bezahlt!«
    »Unser Geschäftsgrundsatz ...«, hatte der Juniormanager unklugerweise eingeworfen, »... unser Geschäftsgrundsatz lautet, dass die Kundschaft für Tüten bezahlen muss. Es ist nicht viel, nur fünf Cent. Und es hilft der Umwelt.«
    »Wie denn das?«
    »Es verringert die Anzahl von Tüten draußen auf der Straße.« Der Juniormanager, in Montys Augen kaum mehr als ein rotznäsiger Schuljunge, hatte in Richtung des Bürgersteigs jenseits des Fensters gewinkt. »Die Leute werfen sie sonst einfach überall weg.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass ich meine auch wegwerfe? Ich sollte vielleicht auch darauf hinweisen, dass, sollte diese Flasche meiner Hand entgleiten - weil Sie mir keine Plastiktüte gegeben haben -, sie zerbrechen wird, und die Glasscherben eine Menge mehr Probleme für die Umwelt hinterlassen.« Er hatte die Zähne zu einem Grinsen entblößt, vor dem alle zurückgeschreckt waren. »Außerdem, wenn ich die Scherben der zerbrochenen Flasche aufsammle, weil ich die Umwelt schützen will, könnte ich mich dabei ganz übel schneiden ...«
    »Schon gut, schon gut«, hatte der Seniormanager resigniert gesagt und sich an die Kassiererin gewandt. »Geben Sie ihm seine Tragetasche, Janette, Himmelherrgott noch mal!«
    Sie hatten ihn nach draußen eskortiert und in einer Reihe dagestanden und zugesehen, wie er sich auf den Nachhauseweg gemacht hatte.
    Monty hatte den Geschäftsbezirk hinter sich gelassen, dann eine Ansammlung kleinerer Läden, eine der weniger gepflegten Wohngegenden der Stadt, schließlich eine etwas bessere, neuere Gegend mit Häusern im Cottage-Stil (»Kaninchenlöcher!«, pflegte er zu schimpfen) und war schließlich durch ein Loch in der Hecke neben einer Tankstelle an der Ringstraße angelangt.
    Er trottete in seinem charakteristischen Passgang über den Außenbereich, ignorierte das freundliche Winken eines Mannes an einer der Zapfsäulen und überquerte die Straße, ohne das wütende Hupen und Schimpfen erschrockener Autofahrer zu beachten. Er hatte die Stadt hinter sich gelassen und war auf dem Weg hinaus aufs Land, und wie immer fühlte er sich mit jedem Schritt besser. Er wanderte an der Bankette
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