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Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
Autoren: Ann Granger
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in einem gänzlich neuen Licht erscheinen. Wäre der Kerl am Leben gewesen, hätte Monty ihn rausgeworfen und ihm gesagt, dass er verschwinden solle.
    Doch das ging nicht bei einem Toten, und ignorieren ließ sich so ein Toter ebenfalls nicht.
    Vorsichtig schob sich Monty weiter zurück und aus dem Zimmer. Er eilte durch den Flur und in die Küche, packte ein schmutziges Glas, spülte es unter fließendem Wasser ab und kehrte damit - sehr viel langsamer jetzt - zurück ins Wohnzimmer.
    Er hatte insgeheim - und ziemlich unlogisch - gehofft, dass sein Besucher auf die gleiche unerklärliche Weise verschwunden sein könnte, auf die er gekommen war. Sich in Luft aufgelöst haben könnte. Doch nein, er war immer noch da. Monty machte einen Bogen um das Sofa und ging zu seiner Whiskyflasche. Schenkte sich einen großzügigen Schluck ein und setzte sich damit auf einen Sessel gegenüber dem Leichnam, um über die Frage nachzudenken, was als Nächstes zu tun war.
    Er spielte kurz mit dem Gedanken, den Toten nach draußen zu zerren und in seinem verwilderten Garten zu verscharren. Doch abgesehen von der erforderlichen Arbeit und seinen kranken Knien, die ihn an jeder athletischen Tätigkeit hinderten, wusste Monty, dass er die Behörden informieren musste. Er konnte zu Fuß zurück in die Stadt laufen ... doch seine Knie schmerzten bereits beim bloßen Gedanken daran. Oder er konnte versuchen, das verdammte Mobiltelefon zu benutzen, das sich zuzulegen er sich im Frühling hatte überreden lassen. Die junge Tansy war die Übeltäterin gewesen, die ihn bei ihrem letzten Besuch überredet hatte. Sie war eines Tages genauso unerwartet vor seiner Tür aufgetaucht wie dieser Kerl dort auf seinem Sofa. Sie war mit einem alten, klapprigen Wagen hergekommen und hereinspaziert, als wäre das die gewöhnlichste Sache der Welt.
    »Meine Güte, Onkel Monty!«, hatte sie gesagt. »Wie kannst du nur so hausen?«
    »Überhaupt kein Problem«, hatte Monty gegrollt. »Was willst du?« Er war nicht unerfreut, das junge Ding zu sehen. Im Gegenteil, er mochte Tansy eigentlich sehr. Doch er hatte schon lange vergessen, wie man Besucher ordentlich willkommen hieß.
    »Ich war in der Gegend und dachte, es wäre vielleicht eine gute Idee, wenn ich kurz bei dir reinschneie.« Tansys Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass sie den Gedanken von Minute zu Minute mehr bereute. »Mum sagt, sie macht sich immerzu Sorgen, wie es dir wohl geht.«
    »Wie geht es denn deiner Mum?«, antwortete Monty mit einer Gegenfrage, obwohl ihn die Antwort einen feuchten Kehricht interessierte. Tansys Mutter Bridget nannte ihn zwar »Onkel«, doch in Wirklichkeit war sie nur eine Cousine zweiten oder dritten Grades - was genau, konnte Monty sich einfach nicht merken. Wie dem auch sei, sie war eine geborene Bickerstaffe, und das, so schien sie zu glauben, verschaffte ihr das Recht, sich in sein Leben einzumischen.
    »Deine Mutter war nie imstande, ihr eigenes Leben zu organisieren«, grollte Monty. »Und trotzdem hat sie nie aufgehört mit dem Versuch, meines zu ordnen! Ich habe wirklich alles versucht. Ich war sehr deutlich zu ihr - sie gibt einfach nicht auf.«
    Tansy grinste.
    »Du scheinst doch ein nettes Mädchen zu sein«, sagte er missmutig zu ihr. »Pass auf, dass du nicht endest wie deine Mutter.«
    »Mum heiratet wieder«, sagte sie zur Antwort auf seine vorausgehende Frage.
    »Zum wievielten Mal?«, wollte Monty wissen.
    »Vierten.«
    »Sie sollte mal zum Arzt gehen und ihren Kopf untersuchen lassen!«, brummte Monty. »Verstehst du, was ich meine? Sie muss doch inzwischen gemerkt haben, dass sie nicht für die Ehe taugt.« Er stockte, um nach einer Sekunde schüchtern hinzuzufügen: »Genauso wenig wie ich. Es muss in der Familie liegen.«
    Das Ergebnis davon war, dass Tansy angefangen hatte zu jammern, niemand wäre imstande, vernünftig mit Monty zu reden. Er nahm insgeheim an, dass Bridget dahintersteckte und dass ihre neue Taktik darin bestand, ihre Tochter vorzuschicken. Doch um Tansy zu beruhigen und weil ihm der unfreundliche Empfang schon beinahe wieder leidtat, hörte er sich ausnahmsweise an, was sie zu sagen hatte.
    Im Endergebnis hatte Tansy ihn mitgenommen in die Stadt in ihrem klapprigen alten Wagen, und sie waren in einen Laden voll von diesen neumodischen winzigen Telefonen gegangen. Tansy hatte sich ausführlich mit einem Verkäufer unterhalten - nein, ihr Onkel wollte keine Photos schießen und auch keine E-Mails mit seinem Telefon verschicken. Er
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