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205 - Das Zeichen der Ewigkeit

205 - Das Zeichen der Ewigkeit

Titel: 205 - Das Zeichen der Ewigkeit
Autoren: Stephanie Seidel
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»Widerliches Pack!«, knurrte Ramid und stapfte los. Im Vorbeigehen zeigte er auf zwei weitere Gefangene, die gefesselt und mit aschgrauen Gesichtern am Boden knieten.
    »Der Nächste!«
    Ramid wusste, dass es wenig Zweck hatte, das Verhör fortzusetzen. Die Kerle würden nicht reden. Es waren Goldräuber, und die redeten nie. Ramid hätte ihnen auch gleich die Kehle durchschneiden können, um das Ganze abzukürzen, aber seine Soldaten sollten sich ruhig ein bisschen bewegen, und den Kamshaas tat der Extradrill an der frischen Luft sogar ausgesprochen gut. Die Reittiere der königlichen Armee waren launisch und verloren schnell die Lust. Man musste sie dann mit Stockschlägen zum Gehorsam treiben, was nicht ungefährlich war.
    Fackelschein tanzte über den Sand, über herabgestürzte Steinquader und verwitterte Wände. An einer Stelle holte er den hässlich gezackten Umriss eines Durchbruchs aus der Dunkelheit. Nicht weit davon entfernt lag die Beute der Goldräuber, in schimmernde Lichtreflexe gehüllt. Wachposten sicherten den Fund.
    Ramids mürrischer Blick blieb an dem Mann hängen, dem er diesen nächtlichen Einsatz in der Wüste verdankte.
    Nasrallah ben Kufri gehörte zum geheimnisumwitterten Volk der Berba, das in Oasen lebte und die Städte am Nil nur sporadisch aufsuchte. Einheimische begegneten ihnen mit Misstrauen, denn Berba, das stand für Diebstahl, Betrug und Hinterlist. Eine realistische Einschätzung, wusste Ramid, auch wenn die Wahrheit etwas komplizierter war. Den Berba mangelte es nicht an Stolz und Mut. Sie hatten nur ihre ganz eigene Interpretation von Ehre, diese bunt gekleideten Wüstensöhne mit dem Feuer des Orients in den dunklen Augen. Nasrallah ben Kufri war ihr Anführer.
    Er lehnte etwas abseits an einer Dattelpalme, die Arme lässig vor der Brust verschränkt, und sah den Soldaten dabei zu, wie sie sich mit den widerspenstigen Kamshaas abplagten.
    Sein eigenes Reittier stand still wie ein Denkmal neben ihm. Es war ein schöner schwarzer Hengst – ein Zarak.
    Ramid überlegte kurz, ob er den Mann töten und das Pferd beschlagnahmen sollte, doch er verwarf den Gedanken wieder.
    Zaraks kosteten ein Vermögen, das er nicht besaß, und es würde nur unangenehme Fragen aufwerfen, wenn er mit dem Hengst nach El Nazeer zurückkehrte. Ganz zu schweigen davon, dass sich ein Berba nicht einfach töten ließ. Schon gar nicht dieser hier.
    Erneut hallten Peitschenhiebe und Schreie um die uralte, halb im Sand versunkene Mastaba. ( Stufenpyramide, wörtl.: Bank. Vorläufer der bekannten Pyramiden, mit aufeinander gesetzten, sich nach oben verjüngenden Etagen. ) Es war angenehm kühl unter den Sternen, und ein sanfter Wind wehte. Trotzdem schwitzte Ramid, als er bei den Palmen ankam. Seit der Beförderung vom Lanzenträger zum Königlichen Soldatenführer hatte seine Uniform merklich an Weite verloren, sowohl der Brustpanzer als auch der Rock aus kurzen schweren Lederstreifen, die über einem Leinentuch getragen wurden.
    Der Berba musterte ihn flüchtig, dann sah er wieder zu dem gefolterten Goldräuber hin. Wie zuvor hatten die Soldaten keine Antwort erhalten und ließen die Kamshaas los. Diesmal jedoch blieb eins der Tiere stehen. Dem Unglücklichen rissen zeitversetzt die Arme ab, er wurde an seinen Fußfesseln mitgeschleift und fand zwischen den auseinander laufenden Kamshaas einen qualvollen Tod. Ramid brüllte eine Verwünschung. Nasrallah ben Kufri lachte leise.
    »Es sind mutige Männer«, stellte er fest.
    »Mutig?«, wiederholte Ramid aufgebracht. »Das sind Goldräuber! Gewöhnliche Diebe, die das Eigentum des Königs stehlen und dem Land großen Schaden zufügen.«
    »Trotzdem«, beharrte Nasrallah. »Sie könnten auch den schnelleren Tod wählen, ohne Peitsche. Dafür müssten sie nur ihren Anführer verraten. Doch das tun sie nicht.«
    »Stimmt, und das hat nichts mit Mut zu tun. Es ist reine Dämlichkeit!« Ramid verpasste dem Wüstensand einen Tritt, dass die Staubwolken flogen. Der schwarze Zarak erschrak, warf den Kopf hoch und rollte die Augen. Sein Besitzer legte ihm beruhigend eine Hand auf die Nüstern, während Ramid losmarschierte, unterwegs ein Messer zog und mit dem letzten Gefangenen kurzen Prozess machte.
    »Der Schatten sucht sich nur solche Leute aus«, sagte er etwas kurzatmig, als er zurückkehrte. Er zog das Leinentuch unter dem Rock hervor und wischte seine Klinge daran ab.
    »Die ganze verdammte Goldräuberbande besteht nur aus Vermählten mit vielen Bälgern.
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