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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone
Autoren: Rainer M. Schröder
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Mädchens für äußerst unklug gehalten und darauf bestanden, dass nur Carson und Dante ihn zu dem Treffen mit den Bones begleiteten. Zudem wurde Kendira hier in der Sicherheitszone gebraucht. Dante und Carson bauten darauf, dass sie zusammen mit Nekia und Zeno dafür sorgte, bei ihrer Rückkehr nicht einer Patrouille Guardians in die Arme zu laufen. Und so lag Kendira nun in ihrem Bett im Alpha-Dorm, schlaflos seit vielen Stunden.
    Wenn der Morgen graut, wird Blut fließen!
    Wer hatte das noch mal gesagt? Ja, es war Dante gewesen. Und obwohl er nur ein Servant war und kein Elector, hatte keiner widersprochen. Es wäre auch lächerlich gewesen, zu glauben, eine so stark geschützte Anlage wie Liberty9 könnte ohne Anwendung von Gewalt fallen.
    Die einzig entscheidende Frage ist nur, wessen Blut – das der Oberen und Guardians oder unseres!
    Das hatte ihr Alpha-Mitbruder Carson gesagt. Keiner unterden Electoren hatte strahlendere blaue Augen und hübscheres blondgelocktes Haar als er. Nur die fröhliche Unbekümmertheit, die ihn so viele Jahre gekennzeichnet hatte, gab es nicht mehr. Er hatte sie innerhalb weniger Tage verloren, und mit ihr noch so vieles andere, was sein Leben bis dahin bestimmt hatte. Aber damit stand er keineswegs allein, so war es ihnen allen ergangen.
    Vermutlich werden auch wir nicht ungeschoren davonkommen, selbst dann nicht, wenn wir das Unmögliche irgendwie schaffen sollten!
    Zeno, das plump wirkende, teigige Mondgesicht mit dem verblüffend hellen Verstand und der scharfen Zunge, hatte den Nagel auf den Kopf getroffen und alle schlagartig verstummen lassen.
    Kendira wunderte sich über sich selbst. Warum, um alles in der Welt, gingen ihr plötzlich diese lähmenden Gedanken durch den Kopf? Was war nur mit ihr, dass es ihr so schwerfiel, sich auf ihre eigentliche Aufgabe zu konzentrieren? Wo waren Willenskraft und Nervenstärke geblieben, die doch immer ihre Stärken gewesen waren und die sie im virtuellen Raum des Schwarzen Würfels fast unbezwingbar gemacht hatten?
    Im Moment spürte sie vor allem Angst, scharf und kalt wie ein Eisdorn. Und sie wusste, dass sie allen Grund dazu hatte.
    Angestrengt lauschte sie in die Dunkelheit und versuchte zu begreifen, dass dies die Nacht war, in der alles ausgelöscht werden sollte, was sie jemals für wahr und erstrebenswert gehalten hatte.
    Trotz ihrer Benommenheit spürte sie mit jeder Faser ihres Körpers die angespannte Stille, die über der Sicherheitszone im einsam gelegenen Liberty Valley lag.
    Liberty9 war der einzige Ort in der Welt, den sie kannte. Sechzehneinhalb Jahre, von ihren ersten Schritten in der Aufzucht von Eden an bis zu ihrer kürzlichen Ernennung zum Alpha-Elector, ihr ganzes Leben hatte sie in diesem Tal verbracht, das die Form eines riesigen Bumerangs hatte. Vierzehn Kilometer lang und knappe vier Kilometer breit, ruhte es inmitten der zerklüfteten Bergwelt der Sierra Nevada. Ein hoher, unter Starkstrom stehender Zaun mit Wachtürmen alle fünfhundert Meter sowie Selbstschussanlagen und ein abgeflämmtes Vorfeld von zweihundert Meter Breite umgaben die Sicherheitszone.
    Jenseits davon begann der dichte Totenwald, die Jagdgründe der Nightraider aus der Dunkelwelt, wie man es sie von Kindesbeinen an gelehrt hatte. Der Wald umschloss das Tal mit den Aufzucht- und Wirtschaftsbetrieben Eden1 bis Eden24 im Süden sowie das weitläufige Gelände um die majestätische Lichtburg im Norden von allen Seiten, zog sich über die Hänge der rasch ansteigenden Vorberge hinauf in die Höhe und verlor sich am Fuß der steil aufragenden Felswände, deren Spitzen selbst im Sommer oft noch von glitzernden Schneekuppen gekrönt wurden.
    Die gleißenden Lichtfinger der Suchscheinwerfer, die sonst von den Wachtürmen herab in die Nacht stachen und ruhelos über die finstere Wand des Totenwalds wanderten, stiegen in dieser letzten Stunde vor dem Morgengrauen ab und zu in den Nachthimmel auf, als ahnten die Guardians auf den hohen Stahlgerüsten, dass ihnen Gefahr drohte, doch ohne zu wissen, woher.
    Kendira fröstelte, aber sie war zu müde, um sich besser zuzudecken. War sie überhaupt wach oder schlief sie?
    Gleich geschieht es! Ich spüre es!, dachte sie. Und wieder lief es ihr kalt den Rücken hinunter.
    Plötzlich brachen dumpfe Töne die angespannte Stille dieser Julinacht. Es war, als schlüge ein bulliger Oberer wie der verhasste Master Sherwood unten in der Eingangshalle einen großen Gong an, der mit einer Wolldecke umwickelt war. Es
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