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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone
Autoren: Rainer M. Schröder
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Nacht zudem auch noch ein mächtiges Stück gewachsen. Vielleicht aber hielt er sich auch nur aufrechter. Verändert hatte er sich jedoch auf jeden Fall. Im Gesicht war er schmaler geworden, und wenn der Zeno von früher jetzt vor jungenhaftem Stolz fast geplatzt wäre und wie ein Schmalzkringel frisch aus dem Fettbad gestrahlt hätte, so drückte seine Miene jetzt ein völlig neues, erwachsenes und zugleich doch gelassenes Selbstbewusstsein aus. Er wusste, welche Gefahren er überlebt und welche Taten er vollbracht hatte, und den Stolz, den er darüber empfand, brauchte er nicht plakativ vor sich herzutragen. Jeder hatte es gesehen, und keiner von ihnen würde vergessen, was in den wenigen zurückliegenden Tagen geschehen war.
    Kendira registrierte noch, dass Nekia sich hinüber zu Carson begab und er nach ihrer Hand griff. Dann wurde ihre Aufmerksamkeit ganz von Major Marquez in Anspruch genommen. Der Milizenführer stand mit einer Automatik in der Hand neben dem Hyperion-Techniker Eastwood, der als Einziger einen weißen Overall trug, sich Master Controller nannte und zurzeit der ranghöchste Reaktortechniker auf der Insel war.
    » Also gut, dann werden wir Ihnen zeigen, dass wir nicht bluffen! « , sagte der Major mit schneidender Stimme in das Bogenmikrofon vor einem Bildschirm, auf dem eine Gruppe von Männern, der allmächtige Wächterrat von Hyperion, um einen Konferenztisch herum zu sehen war.
    Einer aus der Herrscherclique setzte zu einer wütenden Erwiderung an, doch der Major drehte sofort den Lautstärkeregler auf null. » Toben Sie, wie Sie wollen, hier hört Sie keiner mehr! « , teilte er ihnen kalt mit. » Ich habe den Ton abgestellt. Ich denke, wir werden später andere Töne von Ihnen hören. Also hören und sehen Sie jetzt gut hin, meine Herren! « Dann wandte er sich Eastwood zu und forderte ihn auf: » Zeigen Sie mir, wo sich die zentrale Notabschaltung für die Reaktoren befindet! «
    Eastwood schluckte nervös. » Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen! «
    » Lassen Sie die dummen Spielchen, Controller! « , herrschte der Major ihn an. » Ich weiß, dass es so eine kontrollierte Zentralabschaltung gibt. Also noch einmal: Wo ist sie? «
    Mit zitternder Hand deutete Eastwood auf eine quadratische Vertiefung von etwa doppelter Handgröße in der Konsole. Die Abdeckplatte aus geriffeltem Metall, die Marquez aufschob, trug das Hyperion-Symbol. Darunter kamen ein Tastenfeld, ein Displayfenster, mehrere Kontrollanzeigen und ein Schieberegler mit einem roten Griffstück zum Vorschein.
    » Na also! « , sagte Marquez zufrieden und forderte ihn mit kalter Höflichkeit auf: » Und jetzt bitte den Code! «
    » Ich habe ihn nicht! « , stieß Eastwood keuchend hervor. » Hier auf der Insel hat ihn keiner! Wenn… wenn ein Notfall die rasche Abschaltung aller Reaktoren nötig macht, müssen wir erst den Wächterrat alarmieren. Nur er kennt die drei Codesequenzen für die drei Blöcke! «
    » So, nur der Wächterrat kennt die Codes? « , vergewisserte sich der Major mit hochgezogenen Brauen.
    Eastwood leckte sich über die trockenen Lippen und nickte heftig. » Ja, nur der Wächterrat! « , beteuerte er, während ihm der Schweiß ausbrach. » Ich schwöre es! «
    Bevor der oberste Controller wusste, wie ihm geschah, hatte Marquez ihm die Mündung der Waffe aufs Knie gesetzt. » Wenn Sie nicht endlich mit den Codes herausrücken, drücke ich ab! « , drohte er mit unbarmherziger Härte. » Denn natürlich kennen Sie die Codes! Sie müssen Sie kennen. Und früher oder später werden ich sie aus Ihnen herausbekommen, das schwöre ich Ihnen! Es liegt also ganz bei Ihnen, ob Sie als Krüppel enden wollen– und wie stark verkrüppelt! « Er atmete kurz durch und fragte mit eisiger Stimme: » Entscheiden Sie sich, Controller: Ihr Knie oder die Codes? «
    » Warten Sie! « , rief Kendira. Es war genug Blut geflossen, und ihr Sieg sollte nicht durch Folter befleckt werden, auch wenn Eastwood den Tod sicherlich mehr als verdient hatte. » Das System wird die Reaktoren bestimmt automatisch abstellen, wenn wir erst mal ein paar Salven aus einer MP in die Konsolen gejagt haben! « Sie winkte Zeno heran. » Übernimm du das! «
    Zeno grinste. » Mit Vergnügen « , sagte er und lud die Waffe durch.
    Mit einem Ausdruck nackten Entsetzens riss Eastwood die Hände hoch, als wollte er damit seine Schaltzentrale davor schützen, auf Dauer unbedienbar zu werden. » Halt! Nicht! Warten Sie! « , schrie er. » Ich sage Ihnen die
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