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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Die Stadt in den Sternen
    Das grelle Aufhellen zerriß die tiefhängende Wolkendecke. Langsam und wie unter ungeheuren Belastungen taumelte der trichterförmige Körper auf die graue Inselgruppe zu.
    Dünne Flammenfetzen züngelten aus der nach oben gerichteten Spitze des Trichters. Die Flammen verdichteten sich zu einer hoch in die Atmosphäre hinaufschießenden Feuersäule. Sekundenlang blieb der trichterförmige Körper über der grauen Inselgruppe stehen. Er neigte sich einige Grade zur Seite und beschrieb einen weiten, schwankenden Halbkreis. Urplötzlich verstärkte sich der Feuerstrom zu einem orkanartigen Inferno. Die Flammen wirbelten die Wolken durcheinander. Der Trichter hing jetzt genau über einem der vielen Vulkane, aus denen die Inseln der östlichen Aleuten bestanden. Er visierte das rotglühende Auge des Vulkans an. Kreischend sank der Trichter bis zum Magmasee hinab.
    Glitzernde Tentakel schnellten aus dem breiten Trichterrand. Sie krallten sich in das zerklüftete Felsgestein des Vulkankegels. Im gleichen Augenblick verlosch der heulende Feuersturm an der Spitze des Trichters. Die Tentakel strafften sich, zitterten – und hielten!
    Ein verwaschenes Flimmern lief vom Trichter über die Tentakel bis zum Rand des Vulkankegels. Fast gleichzeitig wölbte sich die dunkelrote Fläche des Magmasees nach oben. Sie bildete eine feurige Welle aus glühendem Gestein. Langsam saugte der Trichter die heißflüssige Silikatschmelze aus dem Innern der Erde in sich hinein. Nur wenige Minuten später zerrissen die straffgespannten Tentakel. Vollkommen lautlos hob der Trichter ab. Er stieg steil nach oben, während von seiner breiten, kreisförmigen Unterseite ein Schleier glühender Gesteinstropfen auf die graue Vulkaninsel zurückfiel.
    Nur wenige Minuten später hatte sich alles wieder beruhigt. Die dichte Wolkendecke über der Inselgruppe der Aleuten war geschlossen und undurchdringlich wie immer.
    Doch der Schein trog. Der Trichter hatte erst einen Teil seiner Aufgabe erfüllt. Vollautomatisch und lautlos bereitete er sich auf den sehr viel schwierigeren zweiten Einsatz vor.
    *
    Peter Reanny klopfte sich den schmutzigen Schnee von den Stiefeln, ehe er die schwere Holztür des Blockhauses öffnete. Der aufdringliche Dunst schwitzender Leiber vermischte sich mit dem Rauch des offenen Holzfeuers und dem des Tabaks. Reanny stand einen Moment in der halboffenen Tür und musterte die Leute am großen Bohlentisch. Niemand nahm von ihm Notiz.
    Die Männer versuchten, sich bei selbstgebranntem Schnaps und oberflächlichen Gesprächen von der schweren Arbeit des Tages zu erholen. Nur ab und an stand einer der finsteren, verdreckten Gestalten auf, um dem rauchenden Feuer neue Nahrung zu geben.
    In der hinteren Ecke des Blockhauses saßen Wilson, Murray und die drei Neuen, die erst seit gestern hier waren. Sie pokerten, obwohl sie die schwarzen und roten Zeichen auf den abgegriffenen Karten nur schwer unterscheiden konnten.
    Wilson hatte einen Haufen kleiner, schmutziger Zettel vor sich liegen. Er wußte, daß es Pech brachte, während des Spieles das Geld oder den Gewinn zu zählen. Trotzdem glaubte er, daß es ungefähr achtzig Dollar sein müßten, die heute in seinen Besitz übergegangen waren. Er bemühte sich, seinem bärtigen Gesicht einen stumpfsinnigen Ausdruck zu geben. Es fiel ihm leichter, als er annahm.
    »Ich glaube, ich werde nie verstehen, wie ihr die Schuldzettel am Lohntag in harte Dollars umrechnet«, meinte er gleichgültig.
    »Ruhe!« knurrte Murray. Er hatte viel verloren und war gereizt.
    Einer der neuen hatte sich als ungewöhnlich guter Spieler erwiesen. Murray war einige Male auf seine Tricks hereingefallen, er glaubte nicht mehr, daß der Mann ehrlich spielte. Ärgerlich schleuderte er eine selbstgedrehte Zigarette von sich. Ein kleiner Funkenregen ging zu Boden, als die Glut Reannys Hose berührte.
    »Sorry«, murmelte der Spieler. Er stand auf.
    »Schon gut«, erwiderte der Besitzer des Blockhauses. »Ich wollte nur mal sehen, ob alles in Ordnung ist. Das Vieh ist versorgt, aber die Shetlands waren in den letzten Tagen wieder so unruhig. Hoffentlich müssen wir sie nicht töten.«
    Murray brummte nur. Er ärgerte sich über die Unterbrechung, aber Wilson war in seinem Element. Endlich hatte er jemanden, mit dem er reden konnte.
    »Sir, gestern habe ich einen Schakal erschlagen, der gerade dabei war, das Schloß des Hühnerhofes zu öffnen. Dabei kann ich es selbst noch nicht einmal«, kicherte
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