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Leichentanz

Leichentanz

Titel: Leichentanz
Autoren: Jason Dark
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Bauten abzureißen und ein neues Geschäftszentrum zu errichten, in dem sich nur die Menschen wohl fühlten, die genügend Geld in den Taschen hatten. Sie sollten dort nicht nur arbeiten, sondern in den Luxus-Apartments wohnen. Das hatte sich alles wunderbar angehört, es war auch mit rechten oder unrechten Mitteln durchgeboxt worden. Alle Bürgerproteste hatten nichts genutzt, es sollte gebaut werden, dann aber war der radikale Einbruch erfolgt.
    Mit der Wirtschaft ging es bergab. Das Wort Rezession gehörte zu den am meisten benutztesten, wenn die Manager und Anleger zusammensaßen, was sie nicht mehr oft taten, denn die Kapitalgeber waren abgesprungen. Es wurde vorläufig nicht gebaut.
    Die alten Firmen aber hatten ihre Bauten längst verlassen. Es gab keine Kontore mehr, es wurde nichts mehr be- und entladen, die Schuppen und Gebäude standen leer, rosteten vor sich hin, und eigentlich freuten sich darüber nur die Stadtstreicher und diejenigen, die Orte aufsuchten, um ihren Geschäften nachgehen zu können. Das fing beim Dealer an und endete mit der Straßendirne, die ihren Freier an einen einsamen Platz geschafft hatte.
    Suko und ich zählten weder zu der einen noch zu der anderen Gruppe.
    Wir hatten uns die Gegend auch nicht freiwillig ausgesucht, sondern auf Grund eines Tips, den zwei alte Stadtstreicher einem ihnen bekannten Polizisten gegeben hatten.
    Es waren Knochen gefunden worden.
    Viele Knochen, Gebeine, aber nicht von Tieren, sondern von Menschen, das jedenfalls hatten die beiden Stadtstreicher behauptet. Ihnen war geglaubt worden, denn einer der Männer war in einem anderen Leben, wie er selbst behauptete, einmal Medizinstudent gewesen und kannte sich noch etwas in Anatomie aus.
    Die uniformierten Kollegen selbst hatten nicht nachgeschaut. Nicht etwa aus Furcht, die wurden bei einem anderen Einsatz gebraucht. Es ging da um einen Staatsbesuch, und so war diese Meldung routinemäßig weitergegeben worden, weil es eben keine Verzögerungen geben durfte.
    Der Zufall spielte auch mit, denn normalerweise las Sir James, unser Chef, diese Berichte nicht. Diesmal doch, und da wir für ihn greifbar waren, sollten wir uns den Lagerraum doch einmal näher anschauen.
    Suko war ebenso skeptisch wie ich, und wir hätten uns auch etwas anderes an diesem Sommerabend im August vorstellen können, als durch einen Keller zu stromern und nach Knochen oder Gebeinen zu suchen.
    Um des lieben Friedens willen stimmten wir zu und waren hingefahren.
    Leider hatte sich unsere Fahrt etwas verzögert. So waren wir erst beim letzten Licht des Tages eingetroffen und hatten den Rover im Schatten der Lagerhalle geparkt.
    Es war keine Gegend, die uns zusagte. Auch bei Tageslicht nicht. Hier war alles grau, und der große Vogel der Verrottung schwebte unsichtbar über dem Gelände.
    Vom Fluß her brachte der Wind einen etwas fauligen Geruch.
    Nach dem Aussteigen schauten wir uns um. Das Lagerhaus war nicht sehr hoch, dafür breit. Graue Mauern, Fenster ohne Scheiben. Es roch nach alten Steinen und altem Eisen.
    Suko runzelte die Stirn. Er blickte zum Himmel, eine graue Wand, die das letzte Licht der Sonne verschluckt hatte, wobei ihre rote Farbe ebenfalls nicht mehr zu sehen war.
    »Nun?« fragte er.
    »Nette Gegend.«
    »Sir James sei Dank.«
    »Sicher.«
    Ich war leicht sauer und konnte auch nicht glauben, was die beiden Berber da erzählt hatten. Da war von einem regelrechten Knochenberg die Rede gewesen, der sich in einem Kellerraum auftürmte. Alles war verrottet, bis auf den alten Lastenaufzug, der zum Ziel führte. Eine Tatsache, die Sir James mißtrauisch gemacht und dazu beigetragen hatte, daß er diesem Fall doch nachgehen wollte.
    Früher hatte es hier ein breites Eingangstor gegeben. Eine Schiebetür.
    Sie war zwar noch vorhanden, aber festgeklemmt, wir konnten ohne weiteres das Innere des Lagerhauses betreten, das uns vorkam wie eine riesige Höhle.
    In unseren Taschen steckten die kleinen Sprechgeräte, die wir sicherheitshalber bei uns trugen, da wir nicht wußten, wie weit wir uns voneinander entfernen würden.
    Suko war schon vorgegangen und in der Mitte der Fabrikhalle stehengeblieben.
    Er blickte sich um, ohne viel erkennen zu können. Das änderte sich, als er seine Lampe einschaltete und den Lichtstrahl schwenkte. Einigen Ratten oder Mäusen gefiel diese Helligkeit überhaupt nicht. Sie rasten weg, als wäre eine Armee von Katzen hinter ihnen her. Das Licht störte die zahlreichen Spinnweben wiederum überhaupt
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