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Leichentanz

Leichentanz

Titel: Leichentanz
Autoren: Jason Dark
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geworden.
    Er nickte.
    Wieder rutschten Schleimklumpen zu Boden und benetzten Joannas Fußspitzen.
    Der Ekel stieg, aber auch die Angst. Sie wußte nicht, was dieses Wesen in der Tiefe des Friedhofs gemacht hatte, sie wußte überhaupt nichts mehr, und sie hörte in ihrer unmittelbaren Umgebung ein seltsames Krächzen und Schluchzen.
    Zunächst dachte sie an irgendwelche Vögel, die über sie hinwegflogen, dann fiel ihr auf, daß sie selbst dieses Geräusch ausgestoßen hatte.
    Zwar tropfte aus ihrem Mund kein Schleim, dafür aber heller Speichel, der an einem langen Faden hing.
    Was sollte sie tun? Was wollte die Gestalt von ihr? Sahen so Mörder aus? Bisher kannte sie Killer nur aus dem Kino oder dem Fernsehen, und eine derartige Gestalt hatte sie schon gar nicht gesehen, nicht einmal in einem Horror-Film.
    Deshalb konnte sie sich keinen Reim darauf machen. Sie war einfach nur anders, und Joanna spürte, wie die Furcht immer mehr in ihr hochstieg, sich der Kehle näherte, als wollte sie sich dort mit einem harten Würgegriff festklammern.
    Die Frau lauschte ihrem eigenen Atem nach, der hektisch und schnell ging. Dabei wußte sie genau, daß etwas passieren mußte. Sie konnte nicht auf der Stelle stehenbleiben und sich so einfach an den Grabstein lehnen.
    Flucht, weg!
    Das schaffte sie nicht. Es mochte an dem Blick dieser Gestalt liegen, er war einfach furchtbar. So intensiv und trotzdem leer. Hinter dem Schleim lagen Totenaugen, und als die Gestalt jetzt ihren Mund öffnete, da hielt Joanna den Atem an, denn sie entdeckte plötzlich das Gebiß des Unholds.
    Das waren keine normalen Zähne, das waren schon Messer, die oben und unten wuchsen.
    Gefährlich und grausam, dabei zugespitzt, als wollte das Wesen alles abnagen, was in seine Klauen geriet. Vom Baumstamm bis zum Menschen. Sie konnte einfach nicht zur Seite sehen, dieses Gebiß war furchtbar, zudem hatte die Gestalt den Mund schief verzogen, so daß Joanna die Zähne sah, als gehörten sie zu einem quer im Maul des Mannes steckenden Kamm.
    Plötzlich griff er zu.
    Joanna Leginsa wußte selbst nicht, wie sie es schaffte, so schnell zu reagieren. Sie hielt noch immer ihre Handtasche fest und wuchtete sie genau im richtigen Moment vor.
    Der beutelartige Gegenstand traf die schleimige Pranke. Die rutschte daran ab, auch bei einem Nachfassen kriegte er sie nicht zu fassen und kippte dabei etwas nach vorn.
    Genau auf Joanna zu.
    Ihre Angst löste sich in einem Schrei. Plötzlich konnte sie sich wieder bewegen. Was sie tat, bekam sie nicht mit, denn sie fühlte sich, als wäre sie neben sich selbst gestellt worden. Sie fiel zu Boden, spürte unter sich die weiche Erde und hatte das Gefühl, die Hand würde dort einsinken.
    Dennoch stützte sie sich ab, rollte weiter und hörte in ihrer Nähe die klatschenden und auch platschenden Geräusche, die entstanden, als sich das Monstrum bewegte.
    Es war zum Glück nicht schnell. Vielleicht lag es auch an der dicken Schleimschicht, die die Bewegungen behinderte, jedenfalls war Joanna schneller als der Ghoul.
    Sie entwischte ihm, indem sie ihren rechten Fuß gedankenschnell wegzog. Der Ghoul faßte daneben. Vor Wut winselte er auf.
    Joanna hatte sich aufgerafft. Trotz ihrer Furcht schaffte sie es, einen Blick über die Schulter zurückzuwerfen. Sie sah den Ghoul, der sich schwerfällig bewegte und dabei immer wieder Schleim absonderte, der ihn regelrecht umquoll.
    Er war auch ein Stück in die kleine Mulde vor dem Grabstein zurückgerutscht und mußte sich aus ihr wieder befreien, was Joanna Gelegenheit zur Flucht gab.
    Sie rannte weg.
    Sie war schnell, sie war langsam. Sie wußte überhaupt nicht, wohin sie lief. Die nackte Angst peitschte sie voran und natürlich die Erinnerung an das Grauen.
    Flucht, fliehen, wegrennen…
    Intervallartig zuckten die Begriffe durch ihren Kopf. Sie stachen wie Nadeln in ihr Gehirn, und sie bewegte ihre Beine automatisch. Immer und immer wieder trampelten die Füße auf den weichen Boden. Joanna hatte den Eindruck, als würden sie tief in der Erde Echos hinterlassen, die als Botschaft zurückkehrten und ihr ein schreckliches Versprechen übermittelten.
    Ich hole dich! Ich hole dich! Ich hole dich ins Grab!
    Sie lief. Sie schleuderte ihren Kopf vor und zurück. Ihre Beine bewegten sich in einem bestimmten Rhythmus, und sie wußte selbst, daß sie keine große Joggerin war. Irgendwann würde sie die Kraft verlassen, dann brach sie zusammen, aber sie hoffte natürlich, daß sie weit genug vom Ort
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